Zunächst ist selbstverständlich auch ein Vergleich von Ferngläsern aussagekräftig, die nicht genau dieselbe Vergrößerung haben, jedenfalls dann, wenn die Vergrößerungsunterschiede nicht zu weit auseinanderliegen. Es mag nicht zielführend sein, ein 8-fach mit einem 15-fach Fernglas zu vergleichen, aber der Unterschied zwischen 6,5 und 8-fach ist so gering, dass diese beiden Ferngläser im Alltagsgebrauch jedenfalls bei mir für genau denselben Anwendungsbereich eingesetzt werden, und genau darauf kommt es bei einem Vergleich, der aussagekräftig sein soll, an.
Sodann ist bei dem von mir vorgenommenen Vergleich das Fernglas mit der höheren Vergrößerung grundsätzlich im Vorteil, weil das menschliche Auge die (etwas) höhere Vergrößerung regelmäßig im Sinne einer besseren Erkennbarkeit wertet. Wenn ich also sage, dass das kleine Kowa eine meines Erachtens sogar höhere Mittenschärfe als das Swaro 8x32 hat, dann bedeutet das im Ergebnis, dass ich trotz der höheren Vergrößerung mit dem Swaro nicht mehr Details erkennen kann als mit dem Kowa. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass das kleine Kowa schon sehr scharf abbilden muss, um den Vergrößerungsnachteil wettzumachen, aber genau das ist der Fall.
Konkret beobachte ich häufig eine Gruppe aus zwei alten Eichen, die gegenüber von meinem Grundstück steht und in der sich regelmäßig viele verschiedene Vögel tummeln. Wenn ich mit dem Kowa auf die Rinde des einen Eichenbaumes scharfstelle, dann ist die Wiedergabe dieser Rinde derart scharf, kontrastreich und dreidimensional, dass man meint, in die einzelnen Spalten der Rinde hineinkriechen zu können. Mit dem Swaro ist dieselbe Rinde ebenfalls sehr scharf, aber der Bildeindruck "poppt" nicht so wie beim Kowa. Daher meine Aussage, das Kowa sei zumindest gefühlt noch schärfer als das Swaro.
An der Bildfeldebnungstechnologie des Swaro liegt das vermutlich nicht, denn auch bildfeldgeebnete Ferngläser können sehr, sehr scharf abbilden. Nach ersten Aussagen zu urteilen sollen die neuen NL Pure ja noch schärfer sein als die EL Swarovision Modelle. Selbst habe ich das bisher nicht überprüfen können.
Festzuhalten bleibt aber, dass das Kowa 6,5x32 in der zentralen Zone des Bildfeldes eine Qualität abliefert, die der eine Alphaglases in nichts nachsteht. In den Randbereichen fällt das Kowa dann gegenüber dem Swaro schon deutlich ab, weil es eben nicht bildfeldgeebnet ist. Es handelt sich jedoch auch da lediglich um eine durch Bildfeldwölbung verursachte Randunschärfe, denn die Randunschärfe lässt sich ausfokussieren. Das bedeutet, dass es Beobachtungssituationen gibt, in denen beim Kowa von vorne bis hinten nahezu alles scharf ist, was manchmal durchaus von Vorteil sein kann. Im Winter schaute ich mit dem Kowa über einen zugefrorenen Weiher und wunderte mich zunächst, dass nicht nur das sich in der Mitte des Bildfeldes befindliche, gegenüberliegende Ufer des Weihers scharf abgebildet war, auf das ich scharfgestellt hatte, sondern auch die gesamte sich vom Vordergrund bis zum gegenüberliegenden Ufer erstreckende Eisfläche des Weihers. Mit einem bildfeldgeebneten Fernglas wird man ein solches Ergebnis nie erreichen können (was jetzt aber nicht als gegen bildfeldgeebnete Ferngläser sprechend verstanden werden soll).
Alles in allem verwende ich erstaunlicherweise das Kowa deutlich häufiger als das Swaro, sodass ich mich schon manchmal frage, ob ich das Swaro nicht abgeben sollte, obwohl es ein wirklich schönes Glas ist. Auch das mag ein Indiz dafür sein, wie gut das kleine Kowa im Gebrauch, in dem es mir in allererster Linie um das Beobachtungsergebnis geht, tatsächlich ist.
Beste Grüße
Andreas