Lassen Sie uns bitte wissen, was für ein Ergebnis die Untersuchung gebracht hat. Immerhin haben wir uns die Köpfe zerbrochen und hitzige Diskussionen geführt; da ist die Feststellung der wahren Ursache für uns schon interessant.
Latenter Strabismus ist übrigens viel weiter verbreitet, als allgemein angenommen wird. Würden mehr Menschen durch Ferngläser mit solcher Naheinstellung schauen, kämen viel mehr solcher Fälle zutage. Im „normalen“ Leben braucht das zu keiner Behinderung zu führen, so daß Sie deswegen nicht beunruhigt sein müßten, falls sich diese Diagnose bestätigen sollte.
Sollte Ihnen in diesem Falle der Augenarzt eine Prismenbrille empfehlen, so würde ich davon abraten. Denn es ist bekannt, daß sich in den meisten Fällen dann nach gewisser Zeit derselbe Strabismus (mit Brille) wieder einstellt, also der ursprünglich sehr kleine Schielwinkel größer geworden ist. Wenn man dann eine stärkere Prismenbrille trägt, geschieht das erneut. Der Strabismus nimmt dann also ständig zu, weil das Auge sich immer wieder auf die ursprüngliche Querdisparation „nachjustiert“. Irgendwann ist der Schielwinkel schließlich evtl. so groß, daß Sie gar nicht mehr ohne eine Prismenbrille auskommen. Lassen Sie also besser alles so, wie es jetzt ist, denn momentan brauchen Sie noch keine Prismenbrille und müssen lediglich mit dem Problem leben, daß Sie mit dem Fernglas nicht auf sehr kurze Entfernungen beobachten können.
Falls aber die Fernglasbeobachtung auch auf kurze Entfernungen wichtig sein sollte, weil Sie sich z.B. für Schmetterlinge, Libellen und andere Insekten interessieren, müßten Sie sich speziell dafür ein Fernglas kaufen, das nach dem „umgekehrten Porrosystem“ („reversed Porro“) aufgebaut ist, also bei dem die Objektive deutlich enger stehen als die Okulare. Ein solches Fernglas, das zudem auch noch eine besonders kurze Nahgrenze von nur 50 cm hat und bei dem in der Naheinstellung sogar die Objektive einwärts verschoben werden, um eben solche Fixationsprobleme zu vermeiden, ist das Pentax Papilio:
www.pentax.de/_de/photo/binoculars/index.php?gruppe=36&artikel_nr=62215
Walter E. Schön