Hallo Herr Scholl,
Plastik ist nicht gleich Plastik! Es gibt heutzutage Kunststoffe, die in bestimmten mechanischen Eigenschaften sogar dem Stahl überlegen sind. Heute sind z.B. viele Flugzeuge zu einem grossen Teil aus "Plastik". In Verbindung mit der Gewichtsersparnis sind hochwertige Kuststoffe daher auch für den Fernglasbau meiner Meinung nach durchaus geeignete Werkstoffe. Die Asoziation "Plastik = billig = geht schnell kaputt" trifft heute nicht mehr unbedingt den Punkt.
In einem Punkt kann ich jedoch die Skepsis des Anwenders gegenüber Kunststoffen ein Wenig verstehen:
Man hat (im Gegensatz zu metallischen Werkstoffen) kaum eine Möglichkeit, die wirkliche Güte des verarbeiteten Kunststoffes zu beurteilen. Metall kann zwar rosten, was aber im Allgemeinen dann schon innerhalb der Garantiezeit auffällt. Wenn allerdings nach 15 Jahren der Kunststoff am Fernglas durch Alterung porös wird, dann hat man möglicherweise Pech gehabt. Böse Zungen könnten jetzt sagen, dass Zeiss aus diesem Grund die Garantie der FL's auf 10 Jahre begrenzt hat. Ich denke aber, dass man da keine Bedenken haben muss, denn die Entwicklungsabteilungen der Kunststoffhersteller haben die Alterungsprozesse doch heute sehr gut im Griff. Schauen Sie sich mal die ganzen "Plastikteile" am Auto an (Stosstange, Zierleisten u.s.w). Diese Teile sind durch Wetter und mech. Belastung allerhöchsten Anforderungen ausgesetzt und fallen auch nicht nach ein paar Jahren auseinander. Unterstellt man nun, dass ein Fernglas eher nicht den gleichen Belastungen ausgesetzt ist als eine Autostosstange, dann mache ich mir da wenig Sorgen um die Haltbarkeit des Zeiss FL's. Ich glaube auch nicht, dass man in Wetzlar so dumm ist, das Image der Fa. Zeiss mittelfristig auf's Spiel zu setzten, in dem man Ferngläser baut, die nach 15 Jahren "auseinaderfallen". Und wie ein billiges "Plastikteil" liegt das FL nun wirklich nicht in der Hand.
Viele Grüsse:
Thomas Becker