Noch eine Beitrag gegen den „Plastik”-Vorwurf: Mit zu den mechanisch höchstbelasteten Produkten bei gleichzeitig extremer Anforderung an minimale Masse gehören die Rotoren von Hubschraubern. Die drehen sich nämlich nicht nur für ihre Länge extrem schnell (höchste Fliehkräfte!), sondern sind auch einem unglaublich starken „Rütteln” ausgesetzt, weil sie im Gegensatz zu den für den Laien ähnlich wirkenden Propellern keinen konstanten Anstellwinkel haben, sondern während jeden Umlaufs auf- und abwärtsgerichtete Schwenks (für Auf- und Vortrieb sowie möglichst widerstandsarme Rückkehr nach vorn gegen die Flugrichtung) ausführen müssen, damit der Hubschrauben nicht nur vertikalt aufsteigen oder seine Höhe beibehälen, sondern auch mit ziemlich großer Geschwindigkeit vorwärts (und auch sogar ziemlich abrupt seitwärts) fliegen kann. Was das mit Ihrem „Plastik”-Vorwurf zu tun hat?
Diese Hubschrauber-Rotoren sind sehr oft (und bei neuen Modellen immer öfter und irgendwann wahrscheinlich nur noch) aus „Plastik”. Dabei handelt es sich natürlich nicht um das Material, aus dem Joghurtbecher, Kugelschreiber- oder Steckergehäuse von Elektrokabeln gemacht werden, sondern um Glasfaser-, Aramidfaser- oder Carbonfaser-Verbundwerkstoffe, die in Zugfestigkeit (Fliehkräfte!) und Biegefestigkeit sämtliche Metalle übertreffen und dabei auch noch deutlich leichter sind.
Der Begriff „Plastik” ist ein oftmals zu unrecht gebrauchter abwertender Begriff, der völlig ungeeignet ist, um als „Gütekriterium” gebraucht zu werden, weil sich dahinter höchst verschiedene Materialen sehr unterschiedlicher Qualitäten verbergen können. Die Bezeichnung „Plastik” sollte deshalb am besten gar nicht mehr gebraucht werden, sondern jeweils nur die korrekte Bezeichnung des individuellen Kunststoffmaterials, also z.B. GFK. Auch das Wort „Kunststoff” taugt nur als Oberbegriff und nicht zur Gütekennzeichnung. Sie möchten ja sicher auch nicht als „Säugetier” bezeichnet werden, sondern als „Herr Scholl”, also sollten Sie hochwertige Kunststoffe nicht abwertend als „Plastik” bezeichnen.
Walter E. Schön