Auf der „photokina” hat man mir am Leica-Stand auf Anfrage auch steif und fest erklärt, daß das Trinovid weiterhin im Programm bliebe. Aber falls das nicht geplant wäre, würde man das dann nicht trotzdem so sagen, solange noch bei Leica und bei den Händlern Lagerbestände vorhanden sind? (Als Stalin starb – oder war's ein anderer Diktator? – hat man doch sogar noch ein gewisse Zeit NACH seinem Tod behauptet, daß es noch lebt.)
Ich könnte mir vorstellen, daß Leica denkt: Wir produzieren mal die Trinovids mit halber Kraft weiter und beobachten den Markt, ob sie sich trotz der attraktiveren Ultravids noch zu Preise verkaufen lassen, die eine weitere Produktion rechtfertigen. Eigentlich ist der Preisunterschied bei den alten Trinovidpreisen angesichts der mit nur wenigen Ausnahmen (8x20, 10x25 und Okular beim 10x42) identischen optischen Konstruktion durchaus angemessen, denn bei allen ästhetischen Design, Gewichts- und Materialqualitätsvorteilen (die nicht für jeden wichtig sind) ist doch das Trinovid nach wie vor ein Top-Fernglas und in der Abbildungsgüte bis auf minimal, ja wirklich mininal! geringere Transmission und Kontrastleistung durchaus konkurrenzfähig. Nur: Wenn der Kunde das Ultravid im Vergleich sieht, denkt er natürlich sofort, daß es sich nicht um ein etwas höher angesiedeltes Parallelmodell, sondern um ein Nachfolgemodell handelt, und das könnte leider Leica einen Strich durch die Rechnung machen und die Einstellung der Produktion des Trinovids mangels ausreichender Stückzahlen erzwingen.
Jedenfalls ist für Leute, die Topqualität suchen, denen aber die Ultravidpreise zu hoch sind, das Trinovid zu den von Ihnen genannten herabgesetzten Preisen ein unbedingt empfehlenswertes Schnäppchen. Fatal wäre nur, wenn einzelne Händler aus Panik, auf möglicherweise später schwer verkäuflichen Auslaufmodellen sitzenzubleiben, ihre Lagerbestände zu Dumpingpreise hinaushauen und damit allen anderen Händlern das Geschäft vermasseln, die dann nachziehen müssen und so eine Lawine entsteht, die dem Trinovid den Garaus macht.
Walter E. Schön