Wenn man es genau nimmt, müßte die Messung an einer Kodak-Graukarte (18% Reflexionsgrad, diffuse, farbneutrale Reflexion) durchgeführt werden, falls man die BELEUCHTUNGSSTÄRKE in Lux messen und von dieser dann auf die Leuchtdichte umrechnen will. Da die Umrechnung aber ohnehin nur ein näherungsweises Resultat liefert, weil ein Fotobelichtungsmesser kein geeichtes LEUCHTDICHTE-Meßinstrument ist, kann man ohne Nachteil auch direkt am Objekt messen, um dessen Beobachtung es doch geht, denn das repräsentiert ja genau die Helligkeit (physikalisch präziser ausgedrückt: liefert dem betrachtenden Auge die Leuchtdichte), um deren Kenntnis es hier geht.
Eine Messung an weißem Papier (Reflexionsgrad etwa 92% bis 95%, mit opt. Aufheller und Vorhandensein von UV-Strahlung etwas mehr) müßte dann am Ort des Gegenstandes, nicht des Beobachters ausgeführt und das Papier so gehalten werden, daß die Fläche, an der die Messung ausgeführt wird, in die Richtung zum gedachten Betrachter weist. Dann müßte noch wegen der zu hohen Reflexion von über 90% zur Umrechnung auf die 18% der genormten Kodak-Graukarte der Meßwert um 2 1/3 Blendenstufen reduziert werden (1/5 der Helligkeit entspricht 2 1/3 Blendenstufen).
Aber, wie gesagt, wir wollen doch wissen, wie „hell” das MOTIV ist, nicht das weiße Papier, und deshalb sollte die Messung wirklich an diesem Motiv mit seinem individuellen Reflexionsgrad ausgeführt werden, um dessen Leuchtdichte zu erhalten.
Was die Farbempfindlichkeit der Sehzellen betrifft, so können wir davon ausgehen, daß die Farbempfindlichkeit der Farbfilme von der Herstellern möglichst gut darauf abgestimmt wird, und gleiches gilt auch für die Beleichtungsmesser, die ja in ihrer Farbempfindlichkeit möglichst gut an die der Farbfilme angepaßt sein sollen. Somit sind wir von den idealen Verhältnissen gar nicht weit entfernt, auch wenn kein hochgenaues Leuchtdichtemeßgerät mit V-Lambda- oder V'-Lambda-Bewertung benutzt wird. Im übrigen: Es geht wirklich nur um eine Größenordnung, also z.B. darum, ob es 0,1 cd/mˆ2 oder 0,01 cd/mˆ2 oder 1 cd/mˆ2 hell war, nicht etwa darum, ob es 1,25 oder 1,28 cd/mˆ2 hell war.
Walter E. Schön