Mit diesen Fragen haben wir uns jahrelang herumgeplagt. Meine Aufgabe war es, für durchtrainierte junge Männer die geeignete optische Ausrüstung zu beschaffen.
Sie können dann Ihre Fragen um weitere ergänzen und werden sehr rasch erkennen, daß es die Fernglasweltformel nicht geben kann.
Ich habe diese Fragen oft mit dem Werner Jülich diskutiert, wir haben Fragebögen entworfen und ausfüllen lassen, wir haben Schadensbilder untersucht, es bleibt schwierig und von den Umständen abhängig.
Wer über viele Minuten ein festes, unbewegliches Ziel beobachten muß, Toreinfahrt, Straße, Flugfeld usw. wird bereits die 800 Gramm schweren 40/42 mm Gläser als Last empfinden. Aus diesem Grund setzen wir dort unterstützende Hilfsmittel, wie Klemm- oder Einbeinstative ein.
Wer einem bewegten Ziel oder wechselnden Zielen folgen muß, ist deutlich besser dran, da die Muskelspannung durch die wechselnde Belastung viel geringer ist. Hier können Sie gerne und mit Erfolg das schwerere Glas nutzen.
Wer auf einem bewegten Fahrzeug unterwegs ist, braucht eine größere AP, um sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.
Wer stundenlang, manchmal den ganzen Tag das Glas am Körper tragen muß um es vielleicht 3-4 mal für ein paar Minuten zu benutzen, wird in jedem Fall an der Gewichtsreduzierung interessiert sein.
Wer glaubt, er könne mit Bildstabilisierung den Gewichtsnachteil kompensieren, soll sich einmal freihändig über 2-3 Minuten mit einem Canon 15 x 50 oder einem Zeiss 20 x 60 auf ein festes Ziel konzentrieren. Ich glaube, man nennt diese Übung Krafttraining.
Ihre Feststellung, daß Sie das schwerer 12 x 50 Ultravid besser nutzen können als das leichte 10 x 42 würde mir deshalb so auch nicht reichen, ich denke, da müßten sie die konkreten Beobachtungsbedingungen schildern.
Gut für den Handel, schlecht für unsere Brieftasche ist noch eine andere Erfahrung, wer einmal mit dieser teuren Fernoptik anfängt, der bleibt nie bei einem Glas, sondern er hat das Glas zum Einsatzzweck. Warten sie mal ab, ob es bei Ihnen nicht genauso geht.
Wolfgang Henseler