Sehr geehrter Herr Grube,
das ist ein heikles Thema und ich kann Ihnen gerne etwas aus eigener Erfahrung dazu sagen. Wir haben mehr als 20 Jahre die Produkte des japanischen Hersteller Vixen in Deutschland vertrieben, unter anderem auch die sehr populäre GP-Montierung. Diese Montierungen wurden in schwarzer und graugrüner Lackierung angeboten. Ein erfolgreiches Produkt erweckt natürlich Begehrlichkeiten und so dauerte es nicht lange, bis ein sog. Plagiat auf dem Markt - made in China - auftauchte.
Diese Montierung war nun bis ins Detail mit dem Original vergleichbar, nur eben waren die Materialien von erheblich geringerer Qualität, was sich natürlich erst bei der Benutzung herausstellte - aber sie kostete
ja nur 1/3 des Originals. Diese Montierung wurde dann auf dem europäischen Markt auch noch mit dem Slogan beworben, dass es sich um eigene Ingenieursleistung des chinesischen Hersteller handele, obwohl es eine Raubkopie war. Im Auftrage von Vixen haben wir damals gegen die Vetriebsfirma in Deutschland Klage eingereicht und das Verfahren ging letztendlich bis vor den BGH, wo allerdings das Verfahren zurückgewiesen wurde, da keine Verfahrensfehler des zuletzt zuständigen OLG`s nachgewiesen werden konnten. Der Vertrieb dieser Montierung wurde in Deutschland verboten.
Maßgebend für das Verbot war, dass in der Regel der Laie oder Einsteiger nicht zwischen dem Original und dem Plagiat unterscheiden
kann und dann natürlich meistens das preiswerte Produkt gekauft wird. So erinnere ich mich, dass es eine Gerichtsverhandlung gab, wo beide Montierungen, also Original und Plagiat, auf dem Richtertisch lagen.
Der Vertriebsleiter der Firma,die das Plagiat verkaufte, konnte die Frage des Richters, welche nun seine Montierung wäre, nicht beantworten.
Nun, warum erzähle ich diese Geschichte. Wir hatten Erfolg mit unserer Klage, aber gleichzeitig hätte man natürlich begleitend in allen anderen europäischen Ländern Klage erheben müssen, nur das wäre
nicht finanzierbar gewesen.
Man müsste demnach beim Hersteller in China selbst gerichtlich vorgehen, was von Seiten von Vixen auch versucht wurde. Nur dort gibt es noch eine große Rechtsunsicherheit und wenn man einem Hersteller die Produktion verbietet, werden diese Produkte schnell woanders produziert.
Ich glaube aber, dass sich hier in der näheren Zukunft etwas Gravierendes ändern wird, wenn die Gesetze in den einzelnen EU-Ländern angeglichen werden und man dann an nur noch an einem Ort gegen solche Plagiate vorgehen kann.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Ulrich Vehrenberg
