Ich weiss auch nicht, warum Zeiss nicht ein Okular mit höherer Vergrößerung nachschiebt. Man würde damit nicht nur die Spektive bestücken können, sondern darüber hinaus auch noch einige Prozent des normalen Astromarktes.
Ich würde für eine Vergrößerung um 100fach herum plädieren. Diese Vergrößerung habe ich jetzt auch und für das Geld, daß ein LVW mit Adapter und Berbeitung kostet, könnte man sich auch ein noch besseres Zeiss kaufen.
Zu Ihrer Beschreibung der Okularmängel fällt mir folgender Kommentar ein.
- Wenn Sie bis auf 120fach vergrößern, muß das den Kontrast im Vergleich zum 60fach Okular schwächen. Dieser Effekt ist auch theoretisch zu erwarten, man sollte mit der Vergrößerung hinter einem Umkehrsatz nicht überziehen.
- Ich habe ebenfalls die Kombination, Vario- und 40fach Okular. Meine Beobachtungen stimmen nicht ganz mit Ihren überein. Mein 40fach Okular zeichnet bis zu einem Durchmesser von 30-35° absolut perfekt. Innerhalb dieses Feldes ist es meinem Vario auch bezüglich der Punktabbildung überlegen. Ausserhalb dieser Fläche muß ich eine Fallunterscheidung machen.
-a) Mit Brille bleibt das 40fach Okular noch weitgehend punktförmig um erst zum Rand hin das von Ihnen beschriebene Bild abzugeben. Defokussiert ergibt sich eine Elipse mit axial gerichteter großer Achse. Das defokussierte Sternbild beim Vario bleibt dagegen fast rotationssymmetrisch. Im Vario nimmt aber der Durchmesser des fokussierten Sternscheibchens zum Rand hin zu, wobei es sich durch leichtes Nachfokussieren verkleinern läßt.
-b) Ohne Brille - Kurzsichtig mit Hornhautverkrümmung - zeigt das Vario defokussiert ebenfalls eine Orientierung der ganz leicht unsymmetrischen Elipsen zum Zentrum hin. Dies verblüft mich umso mehr, als eine normale Hornhautverkrümmung lediglich die Fokuslage beeinflussen sollte und keine sichtbaren Feldeffekte zeigen sollte. Es ist aber reproduzierbar.
- Zum Vergleich der Okularleistungen habe ich diese mittels Zeiss 2" Adapter an ein erstklassiges Vixen 80FL angebracht. Die Öffnungsverhältnisse sind ähnlich, leichte Vorteile auf Seite des längeren APO, aber auch hier ist die Auswirkung interessant. Bei geradem Einblick ist das Vario überwältigend gut. Ja es gibt einen Rand mit zunehmender Unschärfe, aber für ein Vario ist es eine Bombe. Das 40fach scheint bis 3/4 der Fläche sehr transparent und punktförmig, um dann aber bis zum Rand in der Qualität nachzulassen. Summe über Alles ist das Ergebnis aber immer noch gut, besser als beim 13mm LVW, das wir zum direkten Vergleich im 80FL hatten.
Der Test, was die Einflüsse hinter dem Zenitspiegel bringen, war leider nicht möglich, man kommt nicht in den Fokus. Das ging aber schon mit dem 13mm LVW und da wird einem im direkten Vergleich klar, wieviel Unheil ein solcher Spiegel anrichten kann. Ich jedenfalls würde immer wenn möglich jedes unnötige Optikteil aus dem Strahlengang entfernen, es wird nicht besser. Der Spiegel ist in Ordnung, falls da Zweifel aufkommen, mein Freund hat nach diesem ernüchternden Ergebnis zwei andere Spiegel getestet, erprobt und keine Billigware.
Ob man sich mit einem kleinen APO besser steht, kann ich nicht beurteilen, visuell würde ich mein Spektiv als hinreichend gut ansehen, der Wunsch nach einem gleichgroßen APO kommt nicht auf. Fotografisch sieht die Sache dann anders aus, wenn man über erste Stümpereien hinauswill. Der original Kameraadapter schafft zwar eine bombenfeste Verbindung, aber mit der Belichtungszeit sieht es trübe aus. Hier könnte ich mir einen 100mm APO mit 600mm Brennweite und Bildfeldebnungslinse als Optimum vorstellen. Um diese Variante als Reiseteleskop einzusetzen, muß man aber einige Mühen in Kauf nehmen. Ich habe noch eine wenig gebrauchte Vixen Photomontierung im Keller, damit wurde eine R6 mit 250mm APO angetrieben. Selbst diese Ausrüstung war ich irgendwann leid, es kommt doch immer mehr Gepäck hinzu und irgendwann mutiert der Urlauber zum Transportunternehmer.
Manfred Blum
