Aus eigener Erfahrung (Vogelkundler und Nicht-Jäger) sollte man aber den "Freizeitdruck" (Nutzung durch Radfahrer, (Querfeldein-)Läufer, Nordic-walker, Modellflieger etc.) auf die Landschaft nicht vernachlässigen. Ich kenne eine Flussstrecke seit 25 Jahren, dort waren Stockenten sehr vertraut, d.h. sie flogen erst spät auf. Heute fliegen sie schon beim Erkennen eines Spaziergängers oft sofort oder schon weit weg (ca. 50m) auf.
Meine Erklärung: die Bejagung hat zugenommen (ist aber soviel mir Jäger sagen nicht der Hauptgrund, auch wegen Nähe zu Häusern und Läufer zu jeder Tageszeit)
Was ich vermute ist die stärkere Beunruhigung durch freilaufende Hunde, sogar im (nicht tiefen) Wasser. Es gibt immer mehr Hunde und die Leute scheinen mir "rücksichtsloser" (bzw. ahnungsloser) als früher. Einem Landmenschen (Bewohner der ländlichen Gegenden) ist die Natur (im Regelfall) näher, er kennt sie besser. Er weiß z.B. wann Vögel brüten oder wo sich "das Wild" aufhält. Andererseits sind diese Leute nicht zimperlich bei Eingriffen in die Natur (Baumfällen, Abbrennen, Ausgraben und Zuschütten mit Bauschutt, Erde...).
Ein Stadtmensch hat eher einen "theoretischen" Bezug zur Natur. Er kennt sie aus dem Fernsehen, aber nicht aus eigener Erfahrung. Der "Wert unberühter Natur" ist ihnen aber oft mehr bewußt. Der mentale Unterschied prallt dann aufeinander wenn z.B. Bäume umgeschnitten werden, Wiesen trocken gelegt werden etc.
Dazu kommt die immer längere Freizeit der (Büro)Menschen, die sie zugestoppelt mit Walkman/ -handy laufend/sich sonstwie bewegend in der Landschaft verbringen. Die bäuerliche Bevölkerung ist von der Arbeit schon müde genug, die brauchen keine zusätzlich Bewegung (alles überspitzt formuliert).
Diese stärker Nutzung der Landschaft hat natürlich Auswirkungen auf die Natur/ Tiere. Krasses Beispiel sind die Kletterer in Brutbereichen von Uhu und Wanderfalke. Kein Mensch ist dort früher herumgeklettert, vielleicht Jäger vor 100 - 150 Jahren, die diese Raubvögel erlegen wollten. Aber die hatten nicht die technischen Mittel von heute, und waren wohl nur einige male dort (nicht die ganze Saison wie heute).
Mäusebussarde bruten bei mir nur in Gebieten, wo wenige Menschen sind: abgelegen, an der Gemeindegrenze - wo es keine Feldwege gibt. Kulturfolger wie Aaskrähe oder Turmfalke sind weniger empfindlich.
Manche Vögel können sich gut anpassen und profitieren (Allerweltsvögel). Die Waldvögel sind vom Trend her gleich geblieben. Die Vögel der Agrarlandschaft dagegen haben abgenommen (manche sogar stark) als Folge der Veränderungen seit 120 Jahren (Beginn der Industrialisierung der Landwirtschaft - von 80% der Bevölkerung bis <5% heute und Vervielfachung der Erträge).
Die Ursache: seit Erfindung der Landwirtschaft (vor 10 - 15.000? Jahren) sind viele Arten erst eingewandert, die es vorher im Urwald nicht gegeben hat, und die empfindlichsten werden wieder weniger oder Sterben bei uns aus.
Was war das Thema? ;-)
meint JC_4