Zitat: „Der Geschäftsführer ... einer bekannten österreichischen Optikfirma hat ... ihre gute Bilanz mit den um 30% (im Vergleich zum Markt) höheren Preisen erklärt. D.h. die Konsumenten zahlen diesen "Mehrpreis" eigentlich zu unrecht.“
Für diese Schlußfolgerung gibt es keinerlei Grundlage. Aus dieser Aussage des Geschäftsführers kann man z.B. schließen, daß 1. der um 30% höhere Preis ausreicht, um mehr als kostendeckend zu arbeiten und Gewinn zu machen und daß es 2. offenbar genügend Käufer gibt, die bereit sind, für die (bekanntermaßen hervorragende) Qualität dieser Optikfirma um 30% mehr als für andere Top-Ferngläser auszugeben.
Daß Sie aber daraus schließen, daß die Käufer diesen Mehrpreis von 30% „zu unrecht“ zahlten, läßt sich mit keinerlei Logik aus der von Ihnen zitierten Aussage des Geschäftsführers herleiten, sondern ist nicht mehr und nicht weniger als eine von Ihnen (hoffentlich nur fahrlässig und nicht vorsätzlich) ausgesprochene Mutmaßung.
Wenn Sie mit Ihrem billigeren Fernglas bisher vollauf zufrieden sind, will ich Ihnen keineswegs zu einem teureren Fernglas raten. Seien Sie froh, viel Geld gespart und trotzdem (fast) alles gefunden zu haben, was Sie von einem guten Fernglas erwarten. ABER: Wenn Sie schreiben ...
Zitat: „Als Brillenträger muss ich mich sowieso mit einer (im Vergleich zu Nichtbrillenträgern) eingeschränkten Nutzbarkeit (bes. im Bezug auf Sichtfeld) begnügen",
dann zeigt das, daß Sie wohl noch nie durch ein solches um 30% teureres Fernglas der österreichischen Optikfirma geschaut haben. Lassen Sie sich doch mal das 8,5x42 EL diese Optikfirma zeigen, das in Vergrößerung und Öffnung Ihrem alten Nikon 8x40 und dem von Ihnen genannten Swift Audubon 8,5x44 sehr ähnlich und daher gut vergleichbar ist, und dann werden Sie feststellen, daß Sie sich auch als Brillenträger nicht mit „eingeschränkter Nutzbarkeit (bes. in Bezug auf Sichtfeld)“ begnügen müssen. Sie werden bei dieser Gelegenheit dann sicher noch viele weitere Vorzüge dieses Fernglases feststellen und dann vielleicht verstehen, warum es so teuer sein muß und viele anspruchsvolle Beobachter bereit sind, soviel Geld auszugeben. Sie kennen doch sicher neben der 20:80- auch die 10:100-Regel, nämlich daß die letzten 10% zur Perfektion durchaus den Preis um 100% (und oft noch viel mehr) steigern können.
Schließlich noch ein Wort zu Ihrer Abgrenzung zwischen Tag- und Nachtbeobachtung. Für die meisten Tagbeobachter endet die Beobachtungszeit nicht immer zu Beginn der Dämmerung, sondern reicht oft bis weit in die fortgeschrittene Dämmerung hinein. Und dann sind Parameter wie hohe Transmission und möglichst gute Korrektion der sphärischen und chromatischen Aberrationen besonders wichtig, weil derartige Abbildungsfehler mit größerer effektiv genutzter Pupille immer deutlicher sichtbar werden. Aber das ist wieder optisch sehr aufwendig und darum – leider – sehr kostensteigernd. Wer ein Fernglas mit auch noch in der Dämmerung erstklassiger optischer Leistung verlangt, kommt deshalb nicht umhin, deutlich mehr als die von Ihnen angepeilten 350 bis 450 Euro auszugeben, und wer absolute Spitzenleistung verlangt, der landet mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dann eben doch in der Größenordnung um und über 1500 Euro.
Ich besitze u.a. zwei Ferngläser (8x30 EL und 8,5x42 EL) und zwei Spektive (ATS 65 und ATS 65 HD) dieser österreichischen Optikfirma, und ich kann Ihnen aus Erfahrung und Überzeugung bestätigen, daß sie alle ihren zugegebenermaßen extrem hohen Preis wert sind.
Walter E. Schön