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Wie Sie auch bei unterschiedlicher Vergrößerung gut vergleichen können

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11. Oktober 2006 23:50
Wie Herr Sommerfeld schrieb, kann man nicht einfach Sehfeldgrößen von Okular-Spektiv-Kombinationen unterschiedlicher Vergrößerung vergleichen, sondern muß sie „normieren“. Das bedeutet soviel wie „auf einheitlichen, vergleichbaren Standard bringen“. So, wie es Herr Sommerfald vorschlägt, ist es zwar nicht ganz exakt, aber im Prinzip richtig und für die Praxis ausreichend genau. Es geht aber viel einfacher und dennoch sogar exakt. Bevor ich sage, wie es zu machen ist, möchte ich „Infinitys“ Erläuterungen noch etwas ergänzen.

1. Je höher die Vergrößerung, desto kleiner wird das Sehfeld, wenn Sie das Bild im Okular unter demselben scheinbaren Sehwinkel sehen: Bei doppelter Vergrößerung ist das Sehfeld halb so groß, bei dreifacher Vergrößerung nur noch ein Drittel so groß. Sehfeld und Vergrößerung verhalten sich also bei gleichem scheinbaren Sehwinkel umgekehrt proportional. Ist das Sehfeld größer, als es sich nach dieser Regel ergibt, bedeutet das, daß Sie beim Blick ins Spektivokular das Bild unter einem weiteren Winkel sehen. Je weiter dieser Winkel ist, desto weniger haben Sie den Eindruck, durch eine enge Röhre zu schauen („Tunnelblick“).

2. Wie schon „Infinity“ sagte, lassen sich bei Okularen fester Brennweite (bzw. nicht veränderlicher Vergrößerung) größere Sehwinkel und damit auch größere Sehfelder als bei Variookularen mit gleicher Vergrößerung realisieren. Das liegt daran, daß Variookulare über einen großen Brennweitenbereich hinweg gute Leistung erbringen und nicht viel größer als andere Okulare sein sollen, was den Konstruktuer vor eine soviel schwierigere Aufgabe stellt, daß er sie nur mit einem bei niedriger Vergrößerung reduzierten Sehwinkel bzw. Sehfeld realisieren kann. Mit anderen Worten: Weil er mit vielen zusätzlichen Problemen zu kämpfen hat, bleibt ein Teil des Sehfeldes auf der Stecke, wenn der Aufwand und damit der Preis sowie auch die Größe des Okulars nicht explodieren soll. Wenn Sie also die Sehfelder von festbrennweitigen und von Variookularen (des gleichen Herstellers oder zumindest der gleichen Qualitätsklasse) vergleichen, werden Sie immer feststellen, daß das Okular fester Brennweite deutlich mehr Sehfeld zeigt als das Varioobjektiv im Bereich seiner niedrigeren Vergrößerung. Wenn Sie das Variookular „hochdrehen“ auf seine stärkste Vergrößerung, kommen Sie hingegen in den meisten Fällen auf einen den Okularen fester Brennweite vergleichbaren scheinbaren Sehwinkel und, wenn Sie das oben angekündigte „Normieren“ vornehmen, auf ein vergleichbares Sehfeld.

Nun zu meinem einfachen Normierungsverfahren:

Ich nehme bei Ferngläsern immer ein 10fach-Fernglas als Standard, weil sich zum Normieren durch die Zahl 10 besonders einfach (sogar im Kopf) dividieren läßt. Ich weiß, daß ein 10fach vergrößerndes Fernglas mit einem guten scheinbaren Sehwinkel ein Sehfeld von etwa 105 m bis 120 m auf 1000 m haben muß. 105 m liegt für meine Ansprüche an der unteren Grenze für einen „freien Blick“. Der entsprechende scheinbare Sehwinkel beträgt dann ohne Berücksichtigung einer evenuellen Verzeichnung (die ja keinen weiteren Überblick verschafft, sondern nur das Bild im Randbereich aufbläht) ca. 55,4°, was noch keinen Tunnelblick ergibt. Einen sehr angenehmen freien Blick kann man bei 120 m genießen, was einem ebenfalls verzeichnungsbereinigten scheinbaren Sehwinkel von knapp 62° entspricht. Da die meisten Ferngläser aber eine nicht unbeträchtliche kissenförmige Verzeichnung aufweisen, hat man in der Praxis im erstgenanten Falle von 105 m meistens knapp unter ca. 60° und im zweiten von 120 m eventuell bis ca. 68°.

Um nun die Angaben für Ferngläser anderer Vergrößerungen zu vergleichen, normiere ich auf das Fernglas mit 10facher Vergrößerung, indem ich die Herstellerangabe des Sehfeldes auf 1000 m mit einem Zehntel* der Fernglasvergrößerung multipliziere, also z.B. bei einem 8fach-Fernglas mit 0,8, bei einem 7fach-Fernglas mit 0,7 oder bei einem 12fach-Fernglas mit 1,2.

[* Zum Normieren muß man mit der aktuellen Fernglasvergrößerung multiplizieren und durch die Vergrößerung des Normierungsstandards – hier also durch 10 – dividieren. Jetzt sehen Sie, warum es gut war, daß ich auf ein 10fach-Glas normiere, denn nun müssen Sie nur mit einem Zehntel der aktuellen Fernglasvergrößerung multiplizieren, d.h. bei der Fernglasvergrößerung nur das Komma um eine Stelle nach links verschieben, also z.B. bei einem 8fach-Glas mit 0,8 multiplizieren.]

Beispiele: Wenn Sie für ein 8fach-Fernglas die Sehfeldangabe 130 m auf 1000 m haben, so kommen Sie duch Normieren auf ein 10fach-Glas zu 130 m·0,8 = 104 m. Das heißt, daß dieses Fernglas ganz knapp unter meinem unteren Limit von 105 m auf 1000 m für ein 10fach-Glas liegt. Wenn ich, um ein zweites Beispiel durchzurechnen, ein 12fach-Fernglas mit einem Sehfeld von 96 m habe, normiere ich durch Multiplizieren mit 1,2 und komme auf ein äquivalentes Sehfeld von 96 m·1,2 = 115,2 m auf 1000 m, also auf einen respaktablen scheinbaren Sehwinkel für freien Blick ohne Tunneleffekt.

Nicht anders macht man es bei Spektiven. Multiplizieren Sie die jeweilige Sehfeldangabe mit einem Zehntel der jeweiligen Vergrößerung und vergleichen Sie den solchermaßen normieren Betrag mit meinen oben angegebenen Grenzweiten von 105 m bis 120 m.

Das Zeiss-Vario mit 56 m bei 15facher Vergrößerung kommt normiert auf 10fache Vergrößerung auf ein äquivalentes Sehfeld von 56 m·1,5 = 84 m auf 1000 m. Das ist im Vergleich zu meinen obigen Grenzwerten wenig, aber für ein Variookular sehr gut, wie wir gleich sehen werden.

Das Zeiss-Okular mit fester 23facher Vergrößerung und 52 m Sehfeld kommt normiert auf 52 m·2,3 = 119,5 m, also auf einen hervorragenden Wert, der keine Wünsche offen läßt.

Das Swarovski-Variookular mit 36 m Sehfeld bei 20fach kommt normiert auf 36 m·2,0 = 72 m, was absolut gesehen recht mager ist und zeigt, daß die zunächst auch als mager erscheinenden normierten 84 m des Zeiss-Variookulars bei niedrigster Vergrößerung doch nicht so schlecht waren.

Das Swarovski-Okular mit fester 20facher Vergrößerung kommt normiert auf 60 m·2,0 = 120 m, also praktisch auf denselben erstklassigen Wert wie das Zeiss-Okular fester Brennweite.

Das Leica-Variookular mit 42 m Sehfeld bei 16fach kommt normiert auf 42 m·1,6 = 67,2 m, also auf noch weniger als das Swarovski-Okular.

Dagegen bringt es das Leica-Okular fester 16facher Vergrößerung mit 54 m Sehfeld bei Normierung auf 54 m·1,6 = 86,4 und damit kaum weiter als das Zeiss-Variookular. Die mageren Werte bei Leica liegen aber meines Wissens nicht (allein) an der Okularkonstruktion, sondern daran, daß beim kleinen Leica-Spektiv wohl aus Gründen der Kompaktheit an der Größe des Umkehrprismensystems gespart wurde und daher dort die lichte Weite nicht groß genug ist, um nennenswert größere Sehfelder bei niedriger Vergrößerung zuzulassen. Wählt man beim kleinen Leica (62 mm) ein Okular höherer Vergrößerung oder nimmt man das große Leica (77 mm), kommt man normiert dann doch noch auf ähnliche Sehfeldgrößen wie bei Zeiss und Swarovski.

FAZIT: Wenn Sie vorzugsweise mit niedriger Vergrößerung beobachten wollen (was bei den kleinen Spektivversionen auch aus Gründen einer vernünftigen Austrittspupillengröße für ein helles Bild zu empfehlen ist), sollten Sie kein Variookular, sondern ein Okular fester Brennweite bzw. Vergrößerung wählen. Falls Sie unbedingt ein Variookular haben wollen, führt kaum ein Weg am Zeiss Diascope vorbei. Allerdings ist es bei Zeiss dennoch nicht, wie Sie schreiben, „anders herum”, d.h. der scheinbare Sehwinkel beim Vario ist nicht größer als beim Okular fester Brennweite. Sie haben nämlich beim Vario das Sehfeld für 15fach und bei Okular fester Brennweite das Sehfeld für 23fach verglichen, ohne zu normieren! Wenn Sie, wie es für den korrekten Vergleich nötig ist, normieren, hat auch bei Zeiss das Okular fester Brennweite deutlich mehr zu bieten (119,5 m) als das Variookular (84 m).

Also nochmals kurz zusammengefaßt: Multiplizieren Sie für Ihre Vergleiche den jeweiligen Sehwinkel auf 1000 m mit einem Zehntel der Vergrößerung. Dann können Sie alle Okular-Spektiv-Kombinationen korrekt miteinander vergleichen und bekommen eine korrekte Vorstellung davon, wie weitwinkelig Ihr Seheindruck bei der jeweilgen Okular-Spektiv-Kombination sein wird.

Walter E. Schön

Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Maximales Sehfeld bei Spektiven

Franziska Weber 2161 11. Oktober 2006 16:29

Re: Maximales Sehfeld bei Spektiven

Bernd Sommerfeld 1102 11. Oktober 2006 20:13

Re: Maximales Sehfeld bei Spektiven

Infinity 1408 11. Oktober 2006 22:04

Wie Sie auch bei unterschiedlicher Vergrößerung gut vergleichen können

Walter E. Schön 1783 11. Oktober 2006 23:50

Korrektur eines Schreibfehlers in meiner abschließenden Empfehlung

Walter E. Schön 1137 12. Oktober 2006 09:17

Re: Maximales Sehfeld bei Spektiven

Franziska Weber 1167 12. Oktober 2006 13:45

16fach ist wenig für ein Spektiv!

OhWeh 1308 12. Oktober 2006 14:45

Re: 16fach ist wenig für ein Spektiv!

Franziska Weber 1165 12. Oktober 2006 15:36

Re: 16fach ist wenig für ein Spektiv!

Achim 1134 12. Oktober 2006 17:42

Re: 16fach ist wenig für ein Spektiv!

Walter Guhl 1081 12. Oktober 2006 19:58

Nehmen Sie fürs Leica Televid 62 lieber das 26fach-Okular

Walter E. Schön 1390 12. Oktober 2006 19:30

Re: 16fach ist wenig für ein Spektiv!

Roland Bauer 1248 12. Oktober 2006 19:43



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