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Ich würde Ihnen das Leica Ultravid ans Herz legen

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17. Oktober 2006 22:43
Wie meine Vorredner schon gesagt haben, ist die Auswahl auf höchstem Niveau immer eine zutiefst subjektive Angelegenheit, da hier die Unterschiede klein sind. Mit jedem der Gläser können Sie bis ans Ende ihrer Tage glücklich werden, wenn sie in erster Linie die Welt beobachten wollen und nicht das Fernglas selbst. Vielleicht helfen Ihnen ein paar Hinweise, die allerdings meine ganz persönliche Sicht der Dinge wiedergeben und für Sie nicht unbedingt eine Rolle spielen müssen. Bevor mir nachher alle Swarovskiverehrer an den Kragen gehen betone ich nochmals, dass ich hier kein Produkt schlechtreden oder umgekehrt über den grünen Klee loben möchte, denn es gibt meiner Meinung nach keine prinzipiell bessere Marke. Aber es gibt Unterschiede, die man sich vor Augen führen kann. Deshalb lehne ich mich mal aus dem Fenster mit ein paar Gedanken, die mir dabei durch den Kopf gehen.



Die objektiven Unterschiede

Das Leica ist kleiner und leichter, das kann bei Unternehmungen, die etwas anstrengender sind und bei denen man irgendwann jedes Gramm und jeden Kubikzentimeter zu spüren beginnt, durchaus von Vorteil sein.

Die Fokussierung ist beim Leica kürzer übersetzt, so daß man rascher scharfstellen kann. Der Mitteltrieb läuft durch die spezielle fettfreie Lagerung auch im Winter gut, beim Swarovski wirds neben der längeren Kurbelei bei Kälte auch noch zunehmend zäh. Überhören Sie das Gejammer über den Slipstick-Effekt des Ultravid, eine Kinderkrankheit, die nicht nur übertrieben angeprangert wurde, sondern inzischen abgestellt ist und Ihnen nicht begegnen wird, wenn die Ihnen angebotenen Exemplare einwandfrei sind. Außerdem wollen Sie ja mit dem Glas Beobachten und nicht Dauerfokussieren.

Die Farbwiedergabe ist im Leica etwas satter, manchmal für mein Empfinden sogar etwas leuchtender und schöner, als die Welt eigentlich ist. (aber wie ist die Welt eigentlich?). Swarovskis Farben sind zurückhaltender.

Das Leica ist die optisch etwas modernere Rechnung und objektiv einen Tick schärfer, was aber nur beim allergenauesten Hinsehen und vermutlich nicht für jeden merkbar ist. Schon eine kleine persönliche Sehschwäche, die kein Arzt für korrekturbedürftig erklären wird, kann die Wahrnehmbarkeit solcher Differenzen unmerklich derart beeinträchtigen, das zwei Leute ein und dasselbe Glas verschieden beurteilen. Dazu ist noch anzumerken, dass jeder Mensch einen ganz natürlichen Astigmatismus hat, eine Hornhautverkrümmung, deren Ausmaß altersabhängig schwanken kann, was mal ein besseres, mal ein schlechteres Wahrnehmungsvermögen zur Folge hat. Auch eine starke körperliche Anstrengung, die Ernährungslage ihres Körpers, ihre Lebensgewohnheiten (Rauchen etc.) beeinflussen ihr Wahrnehmungsvermögen so deutlich, dass sie an manchen Tagen vielleicht dieses, an anderen jenes Glas bevorzugen könnten. Hinzu kommt, das nicht nur der Visus (das Scharfsehvermögen) ihrer beiden Augen unterschiedlich sein kann, sondern auch das Helligkeits-, das Farb- und das Kontrastempfinden. Ihre Gehirn mittelt diese Differenzen je nach Umgebungslicht verschieden aus, so daß auch dadurch Ihre Wahrnehmung je nach Situation variieren kann. Es kommt also auf ihre individuelle Aufmerksamkeit und Veranlagung an, ob Sie diesen kleinen optischen Pluspunkt des Leica wahrnehmen können.

Das Swarovski ist teurer. Als die ELs eingeführt wurden, waren sie der Konkurrenz optisch einen Hauch voraus und fielen durch ihr ungewöhnliches Design auf, so daß sich die Träger als Anhänger der Avantgarde fühlen durften. Mit einem deutlich höheren Preis wurden sie marketingtechnisch geschickt im Gefühl der Exklusivität bestärkt, so daß neben dem Ruf der Gläser auch der Verdienst der Firma wuchs. Inzwischen haben die anderen Hersteller aber die Entwicklung der Optik weiter vorangetrieben und sind in Führung gegangen, während man sich bei Swarovski auf den Lorbeeren ausruhte und neben der zugegeben erstklassigen Verarbeitung inzwischen auch ein bisschen auf Dünkel und weiter auf gewinnfördend höhere Preise setzt.

Wenn Sie oder ein(e) andere(r) Mitbenutzer Brillenträger sind, aber lieber ohne Brille durchs Glas schauen, was ich bei voll korrigierbarer sphärischer Fehlsichtigkeit stets tun würde (weniger Fremdlichteinfall am Okularrand, keine Kontrastminderung durch ein zusätzliches optisches Element), vergleichen Sie mal den Überhub der Gläser, falls sie kurzsichtig sind. Leica bietet hier den Service, den Überhub im Bedarfsfall auf Kosten der Naheinstellung zu vergroessern und ich weiss nicht, ob das auch Swarovski tut.

Die verschiedenfarbige Vergütung der Okulare ist mehr ein kosmetischer Punkt, der mich bei Swarovski etwas wundert, denn die Hersteller selektieren eigentlich auf passende Farbkombinationen. Die Vergütung optischer Flächen ist ein derartig komplexer Prozess, dass kein Hersteller der Welt ihn mit vertretbarem Aufwand perfekt reproduzierbar beherrschen könnte, daher sind Farbschwankungen unvermeidlich - aber glücklicherweise unerheblich.



Die subjektiven Unterschiede

Das Swarovskigehäuse mit dem Loch wendet sich für meinen Geschmack nicht nur in seiner Farbgebung besonders an grünberockte Waidmänner. Falls Sie diesem exklusiven lodentragenden Klub (oder Club?) sichtbar angehören möchten, in dem man die Gläser nicht nur trägt, sondern führt, ist das vielleicht ein Punkt. Das Leica macht dagegen auch in ziviler Umgebung eine unauffällige Figur und ist für mein Empfinden die zeitlos elegantere Erscheinung.

Leica hat momentan mit seiner Wirtschaftslage zu kämpfen und verdient mehr Solidarität. Die wundervolle Historie der Leitzwerke mit optischen Präzisionsprodukten, die Kulturgeschichte geschrieben haben, sollte man unterstützen (ebenso wie das auch Zeiss verdient). Es wäre weniger mein Interesse, den persönlichen Reichtum der swarovskischen Familiendynastie mehren, die schon genug Geld mit ihrem Zierglasklimbim verdient. Und ich würde gern die kostspielige Weiterentwicklung von Hochtechnologieprodukten fördern, die sicher mehr Gehirnschmalz erfordert und Bewunderung verdient als das Design von Zierrat. (Aber das mag die Hälfte der Menschheit anders sehen...)

Ums kurz zu machen: Das 32er-Ultravid wäre mein Favorit und ich hoffe sehr, es mir eines Tages nach meiner Ausbildung in der 10fach Version leisten zu können. (Und so lange zu nutzen, bis mir dann später die nötige Akkomodationsbreite abhanden kommt)


Zum Schluß noch was fürs Gefühl.
Es kommt darauf an, dass Ihnen das Zusammenspiel zwischen Ihrer Person und dem Glas Spass macht, und dass Sie im Laufe der Zeit lernen, sich bei Handhabung und Beobachten auf die Eigenheiten ihres Instruments einzulassen, ein bisschen so, wie ein guter Musiker ein schönes Instrument mit allen Macken, aber auch mit allen Vorzügen als sein zweites Ich lieben lernt. Niemand ist perfekt, auch kein Fernglas. Und wer der vermeintlichen Perfektion zu lange hinterherläuft, verpasst das Leben oder sieht hinterher so gut aus wie Michael Jackson.

In diesem Sinne.






5-mal bearbeitet. Zuletzt am 17.10.06 23:42.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Leica Ultravid 8 x 32 oder Swarovski EL 8 x 32

Sebastian Thamm 2007 16. Oktober 2006 23:31

Re: Leica Ultravid 8 x 32 oder Swarovski EL 8 x 32

Peter Dörscheln 1070 17. Oktober 2006 11:22

Re: Leica Ultravid 8 x 32 oder Swarovski EL 8 x 32

OhWeh 1194 17. Oktober 2006 13:59

Ich würde Ihnen das Leica Ultravid ans Herz legen

konfokal 1469 17. Oktober 2006 22:43

Re: Ich würde Ihnen das Leica Ultravid ans Herz legen

Gunnar 1107 18. Oktober 2006 07:46

Re: Ich würde Ihnen das Leica Ultravid ans Herz legen

Florian Künzel 1091 18. Oktober 2006 14:09

Auch bei Leitz ist nicht alles in Ordnung

OhWeh 1118 18. Oktober 2006 14:21

Re: Leica Ultravid 8 x 32 oder Swarovski EL 8 x 32

Bernd 1140 18. Oktober 2006 16:01



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