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Nachtkurzsichtigkeit (Nachtmyopie) beim Stäbchensehen

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07. November 2006 11:07
(Fast) ganz richtig. Die von Ophthalmologen als Nachtmyopie bezeichnete, auch bei Normalsichtigen beobachtbare Kurzsichtigkeit beim nächtlichen Sehen kann der Grund sein für die Notwendigkeit, bei der Astrobeobachtung für beste Schärfe auf -0,5 dpt einzustellen.

Die Nachtmyopie hat vier verschiedene Ursachen, von denen zwei in gleichem Sinne und eine in entgegengesetztem Sinne wirken, während die vierte das aus diesen dreien resultierende Gesamtergebnis verstärkt:

1. Wenn das Auge nach ausreichender Dunkeladaption nur noch mit den Stäbchen sieht, kommt von den Zapfen in der Foveola, dem nur ca. 0,4 mm großen Fleckchen schärfsten Sehens im Zentrum des gelben Flecks (Makula lutea), kein Signal zur Steuerung der Akkommodation zum Gehirn, so daß sich die Augenlinse auf die von mir im vorigen Beitrag beschriebene Akkommodationsruhelage einstellt. Dieser Teil der Nachtmyopie dürfte in der Regel der wichtigste bzw. größte sein.

2. Die sog. V'-Lambda-Kurve der Hellempfindlichkeit der Stäbchen hat ihr Maximum bei ca. 507 nm, während das Maximum der V-Lamba-Kurve (der Unterschied liegt im kleinen Strichlein hinter dem V) der Hellempfindlichkeit der für Tages-Farbensehen zuständigen Zapfen bei ca. 555 nm liegt. Bei Nacht spielen also kürzere Wellenlängen eine größere Rolle. Aufgrund der chromatischen Längsaberration des Auges ist die Brennweite des Auges bei kürzeren Wellenlängen (blauerem Licht) aber länger, was eine Kurzsichtigkeit zur Folge hat. Das „Kurz” von Kurzsichtigkeit ist von dem für die längere Brennweite zu kurzen Augapfel abgeleitet. Ich gebe zu, daß es hier ein bißchen schwierig ist, kurz und lang jeweils richtig einzuordnen, weil es sich mal auf Brennweiten, dann auf Augenabmessungen und dann wieder auf Wellenlängen bezieht, was nicht immer korrespondiert (kurze Wellenlänge –> längere Brennweite –> zu kurzer Augapfel –> Kurzsichtigkeit).

3. Die sphärische Aberration des Auges macht dieses dann etwas weitsichtiger, wenn mehr Licht durch die äußeren Bereiche der Pupille fällt, Da bei Nacht die Pupille stark geweitet ist, kommt also viel Licht durch die Randbereiche, das beim Tagessehen ausgeblendet ist. Das durch den Rand der geweiteten Pupille fallende Licht konvergiert in einem näher an der Pupille gelegenden Fokus, d.h. das Auge hat für den Randbereich eine kürzere Brennweite (und jetzt wieder die logische Kette von oben, nur mit umgekehrten Vorzeichen: kürzere Brennweite –> zu langer Augapfel –> Weitsichtigkeit). Wenn die Helligkeit in der Dämmerung so gering ist, daß die Pupille ebenfalls schon ganz geweitet ist, die Helligkait aber trotzdem noch fürs Farbensehen mit den Zapfen ausreicht, dann spielt dieser Effekt (ebenso wie der von Punkt 1) fast keine Rolle, weil wegen des von mir hier schon mehrfach erwähnten Stiles-Crawford-Effekts die Zapfen für das vom Randbereich der Pupille kommende Licht nur noch sehr wenig empfindlich sind (Richtungsempfindlichkeit der Zapfen).

4. Wegen der stark geweiteten Pupille ist bei unscharfem Bild der Zerstreuungskreis viel größer (siehe Unschärfe in Fotos mit weit geöffneter Blende bei Gegenständen vor und hinter der Scharfstellebene), im Maximum bis zu ca. 3,5mal so groß wie bei Tag. Das machte eine Kurz- oder Weitsichtigkeit entsprechend deutlicher. Da unter den vorgenannten Punkten 1 bis 3 der Punkt 1 überwiegt (weshalb ich mich beim vorigen Beitrag auf diesen Haupteffekt beschränkt hatte) und 2 ihn noch etwas verstärkt, während Punkt 3 ihn nur noch ein bißchen abschwächt, resultiert also aus 1 bis 3 eine Kurzsichtigkeit, die wegen 4 noch deutlicher auffällt.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Die Plastik

Ulf Knötzel 1640 05. November 2006 07:57

Re: Die Plastik

Gunnar 967 05. November 2006 08:08

Räumlichkeit des stereoskopischen Bildeindrucks

Walter E. Schön 1098 05. November 2006 10:52

Re: Räumlichkeit des stereoskopischen Bildeindrucks

Ulf Knötzel 977 05. November 2006 13:01

Messen Sie die Objektivachsenabstände

Walter E. Schön 1006 05. November 2006 15:08

Fragen an Walter E. Schön

Bernhard Loos 1346 06. November 2006 16:44

... und hier kommen die Antworten

Walter E. Schön 2345 07. November 2006 00:23

Ergänzung: Nachtkurzsichtigkeit

Manni 1371 07. November 2006 10:16

Nachtkurzsichtigkeit (Nachtmyopie) beim Stäbchensehen

Walter E. Schön 3713 07. November 2006 11:07



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