Dass manche Ferngläser einen entspannteren Einblick haben als andere, hat mit dem Prismensystem nichts zu tun. Eher damit, wie genau das Instrument justiert ist, oder, ob die Austrittspupillenschnittweite in Verbindung mit den Augenmuscheln und der Gesichtsanatomie des Beobachters perfekt zusammenpasst.
Das Abbe-König Prisma braucht im Prinzip keine Verspiegelung (wohl aber eine Phasenkorrektur), baut aber weniger kompakt als etwa das Schmidt (auch Schmidt-Pechan genannt). Das Schmidt benötigt zwar eine verspiegelte Fläche, die neuen dielektrischen Spiegel sind aber so gut, dass es im Vergleich zum Abbe-König keinen Transmissionsnachteil mehr gibt. Ein weiterer Unterschied: Das Abbe-König besteht aus zwei Teilen, die man verkitten kann, während das Schmidt stets aus zwei separaten Teilen besteht. Damit hat das Abbe-König im Prinzip eine bessere Transmission, aber auch dieser Unterschied ist mit modernen Vergütungen kaum noch relevant. Umgekehrt kann man beim Schmidt zwischen beiden Prismenteilen noch Blenden installieren, die das Streulicht besser unterdrücken.
So haben verschiedene Prismensysteme Vor- und Nachteile. Man kann aber sagen, dass bei modernen Ferngläsern der Oberklasse der verwendete Prismentyp keinen nennenswerten Einfluß auf die Gesamtleistung mehr hat.
Viele Grüße,
Holger Merlitz