Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Nein, entspannter Blick durch richtige AP-Lage und geringe Pupillenaberrationen

Juelich-Logo

 
Impressum
 
Forumregeln
 
Lupen
Mikroskope
Schulung
Messtische
Mess-Software
Mikroskopierdienst
Mikroskopservice
Sonderanfertigungen
 
Ferngläser
Spektive
Teleskope
Globen
 
Sonderposten
Veranstaltungen
Forum
Testberichte
 
AGB
Impressum
Haftungsauschluss
Datenschutzerklärung
Kontakt

 

02. Februar 2007 18:06
Daß Sie bei den von Ihnen genannten Ferngläsern „entspannt“ beobachten, hat nichts mit dem Abbe-König-Prismensystem zu tun, sondern hängt von anderen Eigenschaften dieser Ferngläser ab:

1. Die Lage der Austrittspupille (das helle, hinter dem Okular in der Luft schwebende Scheibchen von 5 bzw. 6 mm Durchmesser im Falle ihrer beiden Ferngläser) soll möglichst genau dort sein, wo sich beim Ansetzen des Fernglases die Pupille Ihrer Augen befindet. Das wird durch den „Austrittspupillen-Längsabstand“ oder kürzer „AP-Längsabstand“ bestimmt und davon, ob Sie eine Brille tragen, wie weit Ihre Brillengläser vor den Augel liegen (HSA = Hornhautscheitelabstand), welche Brechkraft (Diaoptrienzahl) Ihre Brille hat und wie weit die Augenmuscheln herausgezogen sind. Wenn Sie keine Brille tragen, kann Ihre Gesichtsanatomie (mehr oder weniger tief liegende Augen) ebenfalls eine Rolle spielen. Ohne Brille kann der Beobachter bei elastischen Augenmuscheln meistens allein durch mehr oder weniger starkes Andrücken des Fernglases an den Kopf oder durch passend weites Herausziehen/-drehen der Augenmuscheln den Abstand so regeln, daß alles paßt. Bei Brillenträgern ist es schwieriger. Kurzsichtige benötigen meistens eine AP-Längsabstand zwischen etwa 13 mm und 16 mm (je stärker die Kurzsichtigkeit, desto weniger), bei sehr kleiner Brille mit kleinem HSA evtl. etwas weniger und bei sehr großer Brille mit großem HSA etwas mehr. Weitsichtige benötigen meistens etwa 16 bis 22 mm, und hierbei (anders als bei Kuzsichtigen) mit zunehmender Brillenstärke mehr. Daher ist der „ideale“ AP-Längsabstand nicht standardisierbar, sondern individuell unterschiedlich. Es gilt also NICHT zwangsläufig, daß ein gutes Einblickverhalten eines Brillenträgers auch gutes Einblickverhalten FÜR ALLE Brillenträger garantiert. Jeder Brillenträger sollte daher vor dem Kauf selber prüfen, ob der AP-Längsabstand des von ihm ins Auge gefaßten Fernglases beim ihm paßt. Auf Empfehlungen anderer Brillenträger ist wenig Verlaß.

2. Daneben spielen aber auch noch die Pupillenaberrationen eine Rolle. Das sind praktisch die Abbildungsfehler des Okulars, das ja nichts anderes als ein (spezielles) Objektiv darstellt und genauso wie alle anderen Objektive auch sphärische Aberration, Koma, Astigmatismus, chromatische Aberration usw. aufweist. Diese Abbildungsfehler heben zur Folge, daß die Hauptstrahlen der jeweils einem Bildpunkt zuzuordnenden Strahlenbüschel einander nicht an derselben Stelle auf der optischen Achse schneiden, sondern diejenigen von Bildpunkten im Zentrum des Sehfeldes z.B. in größerem AP-Längsabstand als diejenigen von Bildpunkten am Rand des Sehfeldes. Wenn diese Pupillenaberrationen groß sind, daß gibt es auch bei guter Übereinstimmung der Augenpupille mit der Austrittspupille des Fernglases Probleme (z.B. „Kidneybeaning”, also partielle Bildabdunkelungen, wenn das Auge „rollt“, also von der Geradeaus-Blickrichtung abweicht). Sind die Pupillenaberrationen gut korrigiert, also gering, dann stellt sich genau der Effekt des entspannten Sehens ein, sobald die Augenpupillen am Ort der AP liegen. Das wohl beste Beispiel dafür ist das Swarovski EL 8,5x42 WB. Aber auch bei den von Ihnen genannten Ferngläsern sind die Pupillenaberrationen wohl recht gut korrigiert, und die AP-Längsabstände scheinen auch zu Ihrer Gesichtsanatomie bzw. Ihren Brillenparametern gut zu passen.

3. Abbe-König-Umkehrprismensysteme müssen normalerweise nicht verspiegelt werden, weil die an allen Reflexionsflächen auftretenden Einfallswinkel größer als der Grenzwinkel der Totalreflexion sind. Es gibt aber Ausnahmen, z.B. bei den Nikon-HG(-L)-Ferngläsern mit 32 und 42 mm Öffnungsdurchmesser. Die haben auch Abbe-König-Prismensysteme, die aber etwas abgewandelt sind, um eine kürzere Baulänge zu erzielen (Abbe-König-Prismensyste führen bei Gläsern dieser Größenordnung zu einer etwa 1,5 bis 2 cm größeren Baulänge als die weiter verbreiteten Schmidt-Prismen). Diese Modifikation hat andere Winkel zur Folge, weshalb bei einem Teil der Strahlenbündel-Querschnittsfläche keine Totalreflexion mehr auftritt und Nikon deshalb verspiegeln muß, was Nikon mit einer Silberverspiegelung macht.

Alle anderen derzeit üblichen Dachkantprismensysteme (also Schmidt- und Uppendahl-Systeme) müssen an einer Reflexionsfläche verspiegelt werden, weil dort der Einfallswinkel für einen Teil der Lichtstrahlen zu klein für Totalreflexion ist. Da es aber inzwischen hocheffiziente Verspiegelungen mit dielektrischen Mehrfachschichten gibt, deren Reflexionsgrad über 99% erreicht (Aluminium nur ca. 90%, Silber ca. 98%), ist das eigentlich kein wesentlicher Nachteil mehr im Vergleich zu den unverspiegelten Abbe-König-Prismensystemen.

Warum die auf einer Fläche zu verspiegelnden Schmidt- und Uppendahl-Prismen verwendet werden, obwohl man Abbe-König-Prismen ohne Verspiegelung verwenden könnte, liegt einfach daran, daß man mit beiden eine kürzere Baulänge erzielt, also kompaktere Ferngläser als mit den Abbe-König-Prismensystemen bauen kann.

Übrigens gibt es noch einige weitere Umkehrprismensysteme, die genauso wie die Abbe-König-Systeme nicht verspiegelt werden müssen, und früher waren die auch in verschiedenen Ferngläsern zu finden. Aber sie sind heute quasi ausgestorben, weil sie größere Volumina beanspruchen und deshalb auch schwerer sind oder weil ihre Herstellung teurer ist. Heute dominieren unter den Dachkantsystemen die Schmidt-Umkehrpismensysteme (oft auch als Schmidt-Pechan-Systeme bezeichnet, obwohl nur der damals in London lebende Hans Schmidt und nicht Ignaz Pechan sie erfunden hat), weil sie die kompakteste Lösung ermöglichen und nicht zu kompliziert herzustellen sind.

Die von „OhWeh" erwähnte Phasenkorrektur ist keine Verspiegelung und wird auch nicht auf der Prismenfläche aufgetragen, auf der die Totalreflexion ungenügend ist, sondern auf den Dachflächen. Diese Phasenkorrektur wird bei höchsten Qualitätsansprüchen bei allen Dachkantprismen erforderlich, also auch bei den Abbe-König-Systemen.

Die hier beschriebene Verspiegelung von Umkehrprismenflächen hat nur Auswirkungen auf die Transmission des Fernglases, also auf die Bildhelligkeit, aber nicht auf das Einblickverhalten.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Entspannter Blick durch Abbe-König-Prismen

Kilian Emmerling 2410 02. Februar 2007 15:51

Re: Entspannter Blick durch Abbe-König-Prismen

OhWeh 2376 02. Februar 2007 16:26

Liegt nicht am Prismensystem

Holger Merlitz 1460 02. Februar 2007 17:59

Doppelt genäht hält besser

Walter E. Schön 1319 02. Februar 2007 18:20

Nein, entspannter Blick durch richtige AP-Lage und geringe Pupillenaberrationen

Walter E. Schön 2275 02. Februar 2007 18:06

Re: Nein, entspannter Blick durch richtige AP-Lage und geringe Pupillenaberrationen

Kilian Emmerling 1207 02. Februar 2007 18:47

Ja, Größe der AP kann auch eine Rolle spielen

Walter E. Schön 1557 02. Februar 2007 21:52

Vermutung: Die Zeit der Abbe-König läuft aus

Robert Fritzen 1390 03. Februar 2007 13:36

... und das Schmidt-System wird den Markt beherrschen

Walter E. Schön 1365 03. Februar 2007 14:54

Sehe ich auch so.

Werner Jülich 1228 03. Februar 2007 15:55

Was bedeutet neuerschlossene Käuferschichten?

Maria Nettersheim 1245 04. Februar 2007 10:20

Re: Was bedeutet neuerschlossene Käuferschichten?

Achim 1349 04. Februar 2007 11:48



In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen