Das sind jetzt schon besondere Tage, an denen man nicht alltägliche Arten sehen kann. Wie sieht es da mit der Ausrüstung aus?
Stellen Sie sich eine sandige Offenlandschaft im Binnenland mit schilfumsäumten Seen, Grünland mit letzten Flachwasserstellen (noch nie war der April so trocken), Äckern, Baumreihen und meist kleineren Wäldchen vor, die Wäldchen betreten wir aber nicht.
Eine magere Wiese: Ein rastender Brachpieper in etwa 200 m Entfernung, Spektiv unbedingt notwendig, es flimmert ziemlich, 30-fache Vergrößerung. Wir beobachten übrigens mit Winkeleinblick und ausgiebig.
Dann eine Weide mit sumpfigen Stellen und letzten Wasserflächen. Ein Rotschenkel in 250 m Entfernung ist nur mit dem Spektiv bestimmbar, weil er nur den Kopf bewegt und zum Teil verdeckt ist. Vielleicht brütet diese Art sogar, aber das schwindende Wasser lässt leider nichts Gutes für die sichere Aufzucht seines potentiellen Nachwuchses erahnen.
Ein See, von einem Bohlensteg aus sehen wir in etwa 2,4 km Entfernung u.a. Trauerseeschwalben und können auch eine Weißflügelseeschwalbe im Prachtkleid bestimmen, auch Krick-, Schnatter- und Pfeifenten bei ca. 750 m Beobachtungsentfernung sind z.T. nur mit stark vergrößerndem Spektiv (bis 55/60-fach) zu bestimmen, zum Glück flimmert es hier erstaunlich wenig. Näheres wollen wir mit Rückenlicht vom anderen Ende des Sees aus versuchen. Dort gibt es einen kleinen Aussichtsturm, und wir müssen aus 700 m Entfernung übers Wasser sehen. Keine Chance ohne Spektiv (50-fach), aber mit unseren beiden 82er und 88er Kowas haben wir Erfolg: Drei Weißbartseeschwalben und sogar eine Küstenseeschwalbe können wir bestimmen, doch für diese eine Küstenseeschwalbe müssen wir aber einige Minuten richtig arbeiten, um den kennzeichnenden Oberflügel ausreichend begutachten zu können, denn Fluss-Seeschwalben sind auch dabei und das Schilf und Gebüsch verdeckt die Nahrung suchenden Seeschwalben oft. Die Weißflügelseeschwalbe sehen wir so denn auch leider nicht wieder. Greifvögel fliegen hoch am Himmel, wohl 3 km weit entfernt-ohne Spektiv hätten wir die Milane und Weihen nicht auseinanderhalten können. Für den Seeadler und alle unter 700 m/1000m entfernt fliegende Greifvögel reicht das Fernglas. Ein Wendehals fliegt schließlich weniger als 10 m direkt vor uns vom Sandweg auf, als unser Auto sich nähert - wir sind viel zu überrascht und können ihn daher nur kurz mit bloßem Auge verfolgen, dann ist er auf Nimmerwiedersehen in einer Buschreihe am Wegesrand verschwunden.
Das war so ein Tag, an dem jedes übliche 32er oder 42er Fernglas geeignet gewesen wäre - wir hatten ein 8-faches und ein 10-faches dabei - aber ohne Spektiv wäre uns doch viel entgangen, was wir seit Monaten nicht mehr und daher nun umso lieber gesehen haben. Das Docter-Aspectem? Ja, das wäre schon was gewesen, aber auf der kleinen Plattform konnten wir mit Mühe gerade so unsere beiden Spektive aufstellen, mit dem großen Stativ für das Aspectem hätten wir wohl nie gleichzeitig mit den erforderlichen hohen Vergrößerungen beobachten können, und ob die Einzelokulareinstellung ausgereicht hätte, wer weiß?
Damit ich nicht missverstanden werde: Selbstverständlich muss man nicht so beobachten, man kann eine Menge nur mit dem Fernglas sehen und, was noch wichtiger ist, sich an schönen Bildern erfreuen. Aber es gibt mit dem Fernglas eben auch engere Grenzen.
MP
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.05.09 19:05.