Kurzes "Gegenbeispiel":
Ich war am Sonntag nachmittags zu Fuß in kleinen Auwaldresten (was die Wasserbauer und die Landwirte übriggelassen haben) unterwegs um Nester zu suchen bzw. nachzusehen was in bekannten Nestern brütet. [Ich erhebe alle Nester und Horste in meinem Gebiet. Zuerst in unbelaubten Zustand mit GPS-Gerät - zum wiederfinden. Dann versuche ich die Art und die Anzahl der Jungen zu erfassen. Dies alles nur von "großen" Nestern und Vögeln, Greifvögel, Eulen, Krähen und Tauben].
Ich stand gerade auf einer kleinen Lichtung (30m breit, der angrenzende Wald ist ca. 20m hoch) da überfliegt ein Schwarzmilan die Lichtung. Ich hatte nicht einmal die Möglichkeit, das Fernglas anzusetzen, war der Vögel schon weg. [Das typische Schwanzende hat ihn verraten, der Rotmilan hat eine tiefere Kerbe.] Der Schwarzmilan siedelt sich offenbar gerade bei uns an, deshalb ist diese Beobachtung so interessant (für mich).
Zweite Situation tags davor:
Suche nach dem Schwarzmilan (an einer Stelle, wo ich ihn vorher einmal sah). Ich stehe um 7 Uhr bei ca. 10°C 300m von dieser Stelle entfernt. Hier hatte ich eine Digitalkamera (+ 400mm) mit um eventuell ein Beweisfoto zu machen. Natürlich war eine Stunde kein Schwarzmilan zu sehen. Dafür kannte ich nachher alle Reviere der Aaskrähe und des Turmfalken. ;-)
Ich beobachtete 270° d.h. den Vordergrund und den halben "Hintergrund", die Landschaft vor und hinter mir. Das ganze zu Beginn relativ angespannt (eigene Erwartungshaltung = Beobachtungsfieber bei besonderen Anlässen). Je länger es dauerte desto größer wurde der Frust (und das Wissen, dass ich zu wenig über den Schwarzmilan weiß). Für ein Spektiv war keine Zeit, weil ich immer fürchtete, etwas wichtiges zu versäumen. Mein Nikon 10x50 Fernglas war gerade recht, ein leichteres 10x42 mit 200g weniger und mehr SSW wäre besser gewesen ;-).
Dies sind zugegebenermaßen nicht die Standardsituationen, aber ist ein Bericht aus der Vorwoche.
Am Sonntag: Beim Vogelmonitoring (alle Vögel in 5 Minuten, die man hört oder sieht werden aufgeschrieben) in offener Ackerlandschaft hab ich auch immer ein 10-fach Fernglas und ein 10-30x63 Zoom mit. Das Zoom hat inzwischen schon defekte Gläser/Abplatzungen und ist optisch nicht sehr gut, hat aber nur rund 1kg. Ich habe es an 15 Zählungen/-punkten vielleicht max. 5 mal benötigt (um weit entfernte Vögel zu bestimmen). An manchen artenarmen Punkten ist es richtig langweilig (Feldlerche, Fasan, Krähen, ein Greifvogel). An Punkten neben Flüssen oder Häusern kommt man in den 5 Minuten richtig ins Schwitzen, weil so viel gleichzeitig geschieht. 10 - 15 Arten und 20 bis 30 Individuen kann man dann sehen/hören. Da braucht man kein stark vergrößerndes Fernglas bzw. kommt gerade dazu einmal 360° abzusuchen.
meint JC_4