Leider kann ich mich erst heute in diese Diskussion einschalten. Letzte Woche mußte ich eine sehr umfangreiche Arbeit abschließen und hatte darum keine Zeit fürs Forum, diese Woche habe ich bis einschließlich gestern ein viertägiges Seminar gehalten und war jeweils ganztägig außer Haus.
1. Zitat: „Nach einem intensiven Telefonat mit einem sehr erfahrenen Händler, einem der besten Optikkenner in Europa, kann ich jetzt bestätigen, dass das HCF 10x42 sehr wohl eine Phasenkorrektur besitzt. Diese besteht aus 7 Schichten, die im Vakuum aufgetragen werden. Der Wirkungsgrad dieser Beschichtung muß keinen Vergleich mit dem der anderen Hersteller scheuen.” Ende des Zitats.
Antwort: In meinem Beitrag [
www.juelich-bonn.com] vom 06. März, in dem ich über zwei Ferngläser berichtet hatte, die als phasenkorrigiert beworben werden, aber von mir als nicht phasenkorrigiert entlarvt wurden, war eines dieser beiden Ferngläser zwar ein Fujinon HCF, jedoch das 8x25 und nicht das 10x42. Die gesamte darauf folgende Diskussion drehte sich dann um dieses Modell. Über das HCF 10x42 habe ich keinerlei Aussage gemacht, da mir ein solches nie vorlag. Bitte halten Sie diese zwei verschiedenen Ferngläser auseinander und argumentieren Sie nicht mit Verwechselungen.
2. Zitat: „Die Objektive werden zu recht als Semiapochromate bezeichnet, was sich durch die völlige Abwesenheit von Farbsäumen zeigt.“ Ende des Zitats.
Antwort: Da ich, wie schon gesagt, das HCF 10x42 nicht prüfen konnte, kann ich Ihrer Aussage „völlige Abwesenheit von Farbsäumen“ weder widersprechen, noch sie bestätigen. Falls sie aber stimmen sollte, wundert es mich sehr, daß der Hersteller die Objektive nur als Semiapochromate und nicht als echte, vollwertige (und nicht nur „semi" = „halbe", „annähernde") Apochromate bezeichnet. Sie bescheinigen mit Ihrer Aussage Fujinon, sich werblich ziemlich blöd verhalten zu haben.
3. Zitat: „Mir wurde noch einmal ausdrücklich bestätigt, dass jedes Fernglas von Fujinon vor der Auslieferung im Werk penibel überprüft wird.“ Ende des Zitats.
Antwort: Sie sagen nicht, wer Ihnen das bestätigt hat, doch schließe ich aus Ihren vorhergehenden Sätzen, daß es wohl der angeblich „sehr erfahrene Händler“ gewesen sein dürfte, den Sie für einen der besten Optikkenner in Europa halten. Es wäre interessant zu erfahren, welchen Händler Sie meinen, also seinen Namen samt Adresse und Telefonnummer zu erfahren. Ich würde ihn dann gern mal anrufen und fragen, ob er das gesagt hat und woher er das so genau weiß. Solange Sie mir vorenthalten, wer dieser Händler ist, muß ich Zweifel daran anmelden, daß dieser Händler so etwas bestätigen kann. Denn er sitzt ja nicht in der Fujinon-Qualitätskontrolle und hat sein Wissen (wenn es das wirklich war und nicht nur eine Vermutung) wahrscheinlich auch nur aus zweiter oder dritter Hand.
Außerdem frage ich mich, ob Fujinon es sich leisten kann, Ferngläser aus China-Produktion, deren Endverkaufspreis um 120 Euro und im Einkauf für Fujinon wahrscheinlich kaum über 25 Euro liegen dürfte, wirklich zu 100% (Sie schreiben „jedes Fernglas“!) im Werk penibel zu prüfen. Ich glaube, daß bei derart billigen Ferngläsern eine solche penible 100%-Kontrolle viel zu teuer wäre.
4. Zitat: „Nicht ausschliessen will man jedoch, dass es sich bei den beanstandeten Exemplaren um Nachbauten, Plagiate handelt. ... Besagter Händler hat auch Namen von Händlern genannt, die sich nicht zu blöde sind, diese Nachbauten als vergleichbar gut zu bewerben.“
Antwort: Es ist auch nicht auszuschließen, daß es sich bei Ihnen um ein Plagiat handelt, also der Fujinon so vehement verteidigende Herr Dieter Nolden gar nicht existiert, sondern ein Mitarbeiter von Fujinon ist. Dennoch will ich das - im Gegensatz zu Ihnen - lieber doch ausschließen und davon ausgehen, daß Sie nur Besitzer und Freund von Fujinon-Ferngläsern sind und meine Kritik an einem HCF 8x25 als persönliche Kränkung empfunden haben, die Sie zu diesem Protestgeschrei verleitet hat.
Ich habe das besagte Exemplar Fujinon HCF 8x25, und nun werden Sie sicher staunen, auch bei einem sehr erfahrenen Händler gekauft, der sich weit überdurchschnittlich gut mit (Astro-)Optik auskennt, ohne daß ich ihn gleich als einen der besten Optikkenner in Europa bezeichnen möchte (dazu kennen ich ihn zu wenig und auch zu wenige andere Astrohändler). Dieser Händler ist zudem meines Wissens der deutschlandweit größte Abnehmer und Verkäufer von Fujinon-Ferngläser; soviel ich von dritter Seite gehört habe, soll er quasi der deutsche Generalimporteur dieser Fujinon-HCF-Ferngläser sein: Herr Martin Birkmaier, Chef der Firma ICS (Intercon Spacetech). Es würde mich doch schon extrem wundern, wenn ausgerechnet dieser Händler mir kein Fujinon-Original, sondern ein Plagiat verkauft hätte. Ich besitze übrigens noch die Rechnung und kann somit beweisen, daß dieses HCF 8x25 von ICS kam.
Fragen Sie, Herr Nolden, doch bitte mal Ihren bisher ungenannten „sehr erfahreren Händler“, ob er Herrn Birkmaier für (nach Ihren Worten) so „blöde“ hält, „diese Nachbauten als vergleichbar gut zu bewerben“. Es würde mich nicht überraschen, wenn Ihre Händler gar Herr Birkmaier selbst wäre. Dann wäre seine Antwort besonders interessant.
Nun aber noch ein ganz anderes Argument zur Ergänzung meiner Antwort auf das 4. Zitat: Es ist auch mir nicht verborgen geblieben, daß skrupellose Plagiatoren alle möglichen Produkte mit hohem Imagewert abkupfern und illegal unter dem geklauten Namen für eine billige Nachahmung den Preis der viel höherwertigen Originale zu erzielen versuchen, was dann zu einer unverschämt guten Rendite führt. Daß aber ein solcher Plagiator so doof wäre, ein billiges China-Fernglas nachzumachen statt lieber eines der teuren Produkte aus Japan, Deutschland oder Österreich, kann ich einfach nicht glauben. Aber Sie scheinen das für möglich zu halten.
5. Zitat: „Jetzt wäre es die Aufgabe von Herrn Schön, den Herkunftsnachweis zu führen. Niemand in der Branche zweifelt an seiner Kompetenz, es werden aber wohl Fragen gestellt, ob es auch wirklich ein hochwertiges Original oder ein untergeschobenes Falsifikat war, was dort getestet wurde.“ Ende des Zitats.
Antwort: Auch wenn ich Ihnen nicht die Rechenschaft schulde, die Sie zu fordern den Mut haben, macht es mir keine Mühe, den Herkunftsnachweis zu führen. Lesen Sie oben in meiner Antwort auf das 4. Zitat nach, wo ich das Fujinon HCF 8x25 gekauft habe. Darüber hinaus scheinen Sie bei aller Aufgeregtheit übersehen zu haben, daß ich mit Fujinon (Herrn Korth) Kontakt aufgenommen hatte und Herr Korth in den geführten Telefongesprächen im Gegensatz zu Ihnen nicht einmal andeutungsweise den Verdacht geäußert hat, es könne sich um ein Plagiat handeln.
Außerdem habe ich, nicht wegen eines Plagiatverdachts, sondern nur um auszuschließen, daß es sich um einen Individualfehler handelt, noch ein zweites und optisch baugleiches sowie ebenfalls mit „phasenkorrigiert“ beworbenes Fujinon-Fernglas (nämlich ein Fujinon Offroad 8x25) bei einem anderen Händler gekauft, und auch dieses Exemplar verhielt sich bei der Prüfung auf Phasenkorrektur genau gleich: es hatte ebenfalls keine.
FAZIT: Ihr Versuch, die Glaubwürdigkeit meiner Feststellung, daß bestimmte Ferngläser von Fujinon, die mit „phasenkorrigiert“ beworben werden, gar keine Phasenkorektur besitzen, zu erschüttern oder zumindest in Zweifel zu ziehen, ist gründlich mißlungen.
Ich werde die Sache trotz des nun schon fast zweimonatigen Schweigens von Fujinon bzw. von Herrn Korth weiter im Auge behalten. Herr Korth fand gemäß seiner Aussage zunächst wegen verschiedener Veranstaltungen (Messen, Ausstellungen usw.) und dann wegen der im Laufe seiner Abwesenheit aufgetürmten Rückstände mehrere Wochen keine Zeit, meiner Bitte zu folgen und ein oder mehrere Exemplare des Fujinons HCF 8x25 aus seinem Lagerbestand auf Vorhandenseit eines Phasenkorrekturbelags zu prüfen oder prüfen zu lassen. Ich erinnerte Ihn daher erst am 19. März daran, daß ich noch auf seine Ergebnisse warte. Als ich dann wieder nach einigen Wochen am 14. April anrief, erfuhr ich von einer Mitarbeiterin, daß Herr Korth verreist (im Urlaub?) sei, und so ließ ich ihm wieder mehrere Wochen Zeit. Und bei meinem letzten Anruf bei Herrn Korth erreichte ich ihn zwar, aber er sagte mir, daß er sich nun erst durch alle inzwischen aufgelaufenen eMails arbeiten müßte und erst danach Zeit fände, sich um das HCF 8x25 zu kümmern. Er versprach, sich dann zu melden. Also warte ich noch immer. Offensichtlich besteht bei Fujinon kein großes Interesse daran, die Sache aufzuklären. An mir liegt es nicht!
Sollte ich bis Ende nächster Woche immer noch keine Nachricht von Herrn Korth erhalten, werde ich ihm beide Ferngläser (HCF 8x25 und Offroad 8x25) mit der Bitte zusenden, sie mir gegen solche mit der versprochenen Phasenkorrektur auszutauschen oder mir den Kaufpreis plus Versandkosten zu erstatten. Ich werde über das Ergebnis berichten.
Sie, Herr Nolden, können inzwischen noch ein bißchen Wau-wau machen. Mal sehen, ob das hilft.
Walter E. Schön
