Inzwischen habe ich einige Erfahrungen mit der DC4 machen können.
Eine entscheidende Verbesserung war die Umstellung auf ein leistungsfähigeres Carbonstativ mit großem Neiger, denn ein Problem gibt es mit allen Spektiven, die mit einer schweren Kamera belastet werden, sie sind schlecht ausbalanziert. Der stabile Kopf ändert zwar prinzipiell nichts an der Balance, aber er steckt die einseitige Belastung besser weg.
Ich bleibe dabei, der wesentliche Pluspunkt, den ich nicht hoch genug veranschlagen kann, ist der Gewinn an Komfort bei der Beobachtung. Dieser Komfort führt zu einer geringeren körperlichen Belastung und erhöht dadurch die Ausdauer des Fotografen.
Wenn ich mit der digitalen Kompaktkamera durch das Spektiv arbeiten möchte, dann bleibt mir nur das Display zur Motivkontrolle, je nach Sonnenstand ein Ding der Unmöglichkeit. Diese Variante kenne ich aus der Vergangenheit, ich halte sie für einen Notbehelf, die Ausbeute unterliegt vielen Zufälligkeiten und die Bildqualität schwankt zwischen Schnappschußqualität und Druckqualität, ohne dass man dies vorher sagen kann.
Prinzipiell besser geht es mit der Spiegelreflexkamera, denn dort kann ich mein Motiv durch den Spiegel optisch kontrollieren. Allerdings gibt es hier mehrere Einschränkungen, die zu beachten sind.
Der Spiegelschlag macht sich oft als Unschärfe bemerkbar, man kann nicht immer mit der Belichtungszeit herumprobieren.
Die Belichtungszeiten können sehr lang werden, schließlich hantiert man mit Blende 11. Da hilft der beste Sensor nicht.
Das Einblickverhalten bei meiner EOS 400d ist nicht so berauschend, kein Vergleich mit dem Kameraokular von Zeiss, der DC4.
Trotzdem bin ich nicht wunschlos glücklich, denn auch die DC4 könnte man noch verbessern.
Bei der DC4 vergeht immer noch viel Zeit, bis sie das Kommando ausführt. Dies kennen wir zwar von den kompakten Digitalkameras, aber optimal ist das nicht. Man kommt bei eingeschaltetem Display auf eine Batterienlaufzeit von ca. 35-45 Minuten, dann müssen die Batterien gewechselt und aufgeladen werden. Bei einem langen Beobachtungstag reichen die mitgelieferten 2 Sätze Batterien absolut nicht aus, ich habe mir 3 weitere Sätze gekauft und ein zweites Ladegerät, damit ich am nächsten Tag arbeitsfähig bin.
Ins Zubehörprogramm sollte ein externer Batteriepack mit 10.000mAH.
Dann noch einige Kleinigkeiten, die einem draußen das Leben schwer machen können. Die Designer haben den Klappen winzige Griffe spendiert, geeignet um mit Uhrmachergeschicklichkeit bei Raumtemperatur zu hantieren. Müssen Designer so dumm sein oder machen die Burschen solche Dinge extra. Abhilfe, man klebe sich einen kleinen Steg auf, den auch klamme Finger halten können.
Mit den Ergebnissen der Kombination Diascope FL und DC4 bin ich sehr zufrieden. Beeindruckend ist die Lichtstärke, die ich so mit keiner anderen Kamera am Spektiv erlebt habe. Es sind noch Aufnahmen möglich, die man üblicherweise mit einem guten Teleobjektiv macht, aber wer schleppt schon solche Teleobjektive durch die Wildnis. Die DC4 überzeugt durch eine sehr ausgewogene Farbwiedergabe und durch Reserven in schwach beleuchteten Partien. Eine ruhig fliegende Möwe gegen den Vogelfelsen kann man recht ordentlich aufnehmen, ein mittelgraues flauschiges Junges gegen die graue Felswand wird sogar ausgesprochen gut abgebildet. Dabei werden die kritischen Farbtöne in grau-blau-grün sehr differenziert gezeichnet, die französische Software arbeitet gut.
Richtige Astroaufnahmen sind nicht möglich, eine echte Langzeitbelichtung wurde gespart. Was man machen kann sind Mond oder auch Planetenbilder, meine ersten Ergebnisse sind aber noch nicht überzeugend.
Zusammenfassend würde ich sagen, die DC4 ist die optimale Kombination am Diascope. So wie sie ausgeliefert wird, also mit 2. Batteriensatz und Ladegerät, reicht sie für den normalen Einsatz aus. Wer über viele Stunden arbeiten muß, dem rate ich zu weiteren Accusätzen. Wer abends müde ins Hotel kommt, wird kaum Lust verspüren, die ganze Nacht mit dem Auswechseln der Batterien am Ladegerät zu verbringen. Ich habe mir daher noch ein zusätzliches leistungsstarkes Ladegerät gekauft.
Verarbeitung und Dokumentation sind guter Zeissstandard.
Sebastian Vogel