Da Ihre Bienenstöcke ortsfest sind, braucht Ihr Beobachtungsgerät nicht wie ein handliches Fernglas beweglich zu sein, sondern könnte fest ausgerichtet auf einem Stativ stehen. Also empfiehlt sich ein gutes Spektiv auf dazu passendem, im Zweifelsfalle eher überdimensioniertem Stativ (sie müssen es ja zu diesem Zweck nicht durch die Landschaft tragen, das Gewicht ist also unkritisch). Ein Holzstativ wie z.B. eines von Berlebach ist da wohl am besten geeignet, da es wirklich stabil und schwingungsarm ist und erheblich weniger kostet als ein annähernd so stabiles Leichtmetall- oder Carbonstativ.
Bei einer Vergrößerung von 30fach sehen Sie einen 3 km entfernten Bienenstock und alles in seiner Nähe theoretisch etwa so deutlich wie ohne optische Hilfsmittel aus ca. 100 m Entfernung. Praktisch ist das Ergebnis wegen des thermischen Luftflimmerns und der Luftverunreinigungen je nach Wetterlage mehr oder weniger schlechter. Ob Sie einen Menschen aber mit bloßem Auge aus 100 m Abstand (oder wegen der Verschlechterung durch die flimmernde und trübe Luftschicht vielleicht einem äquivalenten Abstand von 120 bis 150 m) wirklich identifizieren können, ist fraglich und hängt auch von den vorliegenden Erkennungsmerkmalen ab (z.B. im günstigen Falle eine markante rote Jacke oder im ungünstigen eine graue Allerweltskleidung). Ich denke, daß Sie in der Vergrößerung doch noch höher gehen müßten, was aber dann auch bedeutet, daß je nach Öffnungsdurchmesser des Spektivs evtl. schon mit einer Helligkeitseinbuße bei Tag zu rechnen ist. Bei einem Spektiv mit 60 mm Öffnung haben Sie mit einem 30fach-Okular bereits eine Austrittspupillevon nur 2 mm, was gerade an der Grenze zur sichtbaren Bildverdunkelung bei Tageslicht liegt. Wollten Sie der besseren Erkennbarkeit wegen z.B. 45-, 50- oder gar 60fach wählen (nicht jede dieser Vergrößerungsstufen ist bei jedem Fabrikat verfügbar), so sollte die Objektivöffnung schon mindestens ca. 80 mm betragen, damit Sie nicht nur bei hellem Sonnenschein noch halbwegs hell und deutlich sehen.
Bei 45facher Vergrößerung entspräche theoretisch die Beobachtung mit Spektiv derjenigen ohne Spektiv aus ca. 67 m Entfernung und bei 60facher Vergrößerung derjenigen aus ca. 50 m Entfernung.
Probieren Sie, wenn Sie mal wieder Ihre Bienenstöcke besuchen, aus den oben angegebenen Abständen plus ca. 10 bis 20% Zuschlag für die Sichtverschlechterung durch Lufteinfluß aus, wie gut Sie Details Ihrer Bienenstöcke und evtl. auch Menschen, die sich daran zu schaffen machen, erkennen können. Dann haben Sie Ihre eigenen Erfahrungswerte und können sich besser für die optimale Vergrößerung entscheiden.
Walter E. Schön