Hallo Wanderfalke,
ich habe schon einiges probiert. Mein Fazit zur Fernglaswahl bei der Beobachtung dämmerungsaktiver Tiere lautet: am besten mit dem 8x56 FL. Auch wenn's schwer fiel, dies einzusehen und schwer fällt, es zu schleppen, oder länger zu halten. Mein Visus ist durchschnittlich, meine Pupillen adaptieren noch auf gute 7 mm(zwischen links und rechts ein ganzer mm Unterschied!). Gerade letzteres ist eine zwingende Voraussetzung für das 8x56. Weiterhin nehmen wir vergleichbare Transmission der in Frage kommenden Gläser an und lassen Sehfeld, Bildfeldwölbung und Randschärfe einmal aussen vor.
Nach der Bekanntschaft mit dem 7x42 FL fragte ich mich, wozu ich nun eigentlich noch das 8x56 FL bräuchte. Nach einigen Nächten wurde mir aber deutlich, daß das 7x42 FL zwar für viele Fälle vollkommen ausreichend und dem 8x56 FL nahezu ebenbürtig ist und man als Bonus noch das riesige Sehfeld, die große Schärfentiefe, das ruhige Bild und das geringe Gewicht bekommt, aber daß es bei richtig harten Bedingungen vom 8x56 FL ab einem gewissen Zeitpunkt im Verlauf der Dämmerung spürbar abgehängt wird. Sobald Ihre Pupille größer als 6 mm öffnet schlägt die Stunde des 8x56 FL. Dabei gibt's dann noch etwas mehr Detailerkennbarkeit durch das Plus an Vergrößerung. Nur ob Sie die große AP nutzen können und das Mehrgewicht von fast 500 g nicht nur beim Tragen, sondern auch beim Beobachten in Kauf nehmen möchten, müssen Sie schon selbst entscheiden.
Eine gute Wahl ist ein 8x50, wenn Ihre Pupillen nur auf gute 6 mm öffnen, Sie aber trotzdem den Vorteil höherer Vergrößerung bei noch akzeptablen Gewicht mitnehmen möchten. Das Ultravid ist recht leicht und hell, das SLC bietet etwas mehr Sehfeld bei etwas höherem Gewicht.
Vergleiche ich das 8x56 FL mit einem Ultravid 10x50 fällt auf, daß das Leica so viel leichter und damit viel angenehmer zu halten ist und, daß 10fache Vergrößerung trotz geringerer Transmission und etwas geringerer Mittenschärfe ein deutliches Plus an Detailerkennbarkeit bringt. Allerdings nur bis 'das Licht ausgeht' bzw. bis die Augenpupille deutlich über 5 mm öffnet. Dann zieht das 8x56 FL gnadenlos vorbei und liefert noch ein relativ helles Bild, welches Details noch einige Zeit gut auflöst. Das 10x56 FL bietet hier zwar etwas mehr Austrittspupille an, aber nicht sehr viel. Hervorragende Schärfeleistung und hohe Transmission sind da wohl die herausragenden Merkmale des 10x56 FL. Das Gewicht ist jedoch recht hoch. Ansonsten SLC 10x50 oder Ultravid 10x50 HD.
Zusammengefaßt läßt sich sagen, daß eine möglichst große Austrittspupille und möglichst hohe Vergrößerung durch nichts zu ersetzen sind, wenn man in der Dämmerung Details erkennen möchte, vorausgesetzt, man kann so gut adaptieren und das Glas auch ruhig halten. Diese Zielvorgaben können derzeit wohl am besten in einem 8x56 Glas als tragbare und freihändig nutzbare Variante umgesetzt werden. Beim Zeiss Victory 8x56 FL ist dies hervorragend gelungen, insbesondere auch deshalb, weil das Sehfeld mit 130 m auf 1000 m schon ziemlich gut für ein Glas dieser Spezifikation und optischen Qualität ist.
Bei Ihrer Gewichtsvorgabe würde ich jedoch einem Ultravid 8x50 HD oder aktuellem SLC den Vorzug vor einem 7x42 geben, wenn Ihre Hauptanwendung wirklich in der Dämmerungsbeobachtung liegt. Falls Sie das Glas neben der Dämmerungsbeobachtung auch astronomisch, sowie am Tage zu Land beim Wandern und vielleicht auch einmal zur See nutzen möchten, lautet die Empfehlung Zeiss Victory 7x42 FL.
Hoffentlich etwas erleuchtende Grüße,
Jan Münzer
