Hallo Joachim,
da gibt es mehrere Aspekte zu beruecksichtigen. Zunaechst ist ja bekannt, dass Amateurastronomen meist davor warnen, die Austrittspupille zu gross zu waehlen, weil sich dann (bei nicht perfekten Sichtbedingungen) der Himmelshintergrund aufhellt und dabei scheinbar der Kontrast verloren geht. Am Stadtrand also etwa 4mm, weiter draussen 5mm, im Hochgebirge dann bis zum Maximum, 7mm.
Nun ist das nicht ganz so einleuchtend. Nehmen wir als Beispiel eine Galaxie mit Leuchtdichte l1, und einen Himmelshintergrund mit einer geringeren Leuchtdichte l2, dann ergibt sich der Kontrast als Quotient aus Differenz ueber Summe beider Leuchtdichten:
K = (l1-l2)/(l1+l2)
Erhoeht man jetzt die Transmission des Fernglases um den Faktor d, oder vergroessert man die Flaeche der Austrittspupille um diesen Faktor, dann werden die neuen Leuchtdichten zu l1*d und l2*d, und der Kontrast aendert sich nicht! Genaue Messungen von Ed Zarenski (im Cloudy Nights Forum) bestaetigen die These, dass auch grosse Austrittspupillen die Sichtbarkeit von schwachen Galaxien nicht beeintraechtigen, weil diese um denselben Faktor heller werden wie der Himmelshintergrund. In der Tat hat das Auge, wie jeder Detektor, auch noch ein konstantes Hintergrundrauschen, das sich mit der Austrittspupille nicht aendert, und somit kann zusaetzliches Licht in bestimmten Situationen (nahe der Wahrnehmungsschwelle) das Signal-Rausch-Verhaeltnis sogar noch verbessern.
Anders verhaelt es sich mit Streulicht: Hier addiert sich ein konstanter Anteil, sagen wir s, auf beide Leuchtdichten, so dass die neuen Leuchtdichten jetzt l1+s und l2+s werden, und der Kontrast wird
K = (l1-l2)/(l1+l2+2s),
also geringer! Klar kann es sein, dass ein bestimmtes Fernglas mehr Blau-/Violettanteil hat als ein anderes, und dieser Anteil daher verhaeltnismaessig staerker zum Streulicht beitraegt als die anderen Anteile. Falschlichtunterdrueckung beinhaltet ja noch weitere Massnahmen, Streulichtblenden etc., obwohl diese in der Nacht eher zweitrangig sind (es sei denn, man hat den Mond in der Naehe der Blickrichtung).
Ein ganz anderer Faktor haengt ebenfalls mit dem Auge zusammen: Bei grossen Pupillenoeffnungen nehmen die Aberrationen des Auges zu, insbesondere sphaerische Aberration und auch eventuell vorhandener Astigmatismus. Die Abbildungsleistung des Auges ist daher bei knapp 3mm optimal, und nimmt bei groesseren Oeffnungen wegen dieser Aberrationen wieder ab, bei kleineren Oeffnungen ebenfalls, hier aufgrund von einsetzenden Beugungseffekten.
Viele Gruesse,
Holger Merlitz