Mit der Durchlaufmethode lässt sich i.a. das wahre Gesichtsfeld eines Okulares berechnen, da die Angaben des Feldblendendurchmessers und der Okularbrennweite mit der Tangensformel nur bei orthoskopischen, also praktisch verzeichnungsfreien Okularen das wahre Gesichtsfeld liefern. 'Verzeichnet' das Okular, funzt das nicht mehr so genau - also bietet sich bei Weitwinkelkonstruktionen (und natürlich auch bei den Orthoskopischen) die o.g. Methode an.
Man misst die Durchlaufzeit eines Sterns beim größten Gesichtsfelddurchmesser; das ist ein bisschen tricky, aber es geht. Idealerweise nimmt man dazu einen Stern, welcher auf dem Himmelsäquator liegt (auch ein ganz ganz kleines Stück daneben ist erlaubt, das Zehntelgrad geht im Rauschen der Fehlerquadrate unter ;-)
Ein Stern am Himmelsäquator (Deklination delta = 0°) bewegt sich infolge der Erddrehung in einer Sternzeitsekunde um genau 15,04 Bogensekunden nach Westen. [ 1 Sternzeitsekunde = 1 sec Sonnenzeit/0,997271 ]
Der Durchmesser des wahren Gesichtsfeldes berechnet sich dann:
WGF = Durchgangsdauer t [sec] / 0,997271 x 15/60 =
t/(0,997271x4)
Mal ein Beispiel: t=290sec
Dann ist das WGF = 290/(0,997271x4) = 72,7' (Bogenminuten) = 1°12,7'
Steht kein geeigneter Stern zur Messzeit am Himmelsäquator, kann auch mit einem Stern beliebiger Deklination gemessen werden; es muss dann aber der Deklinationeinfluß folgendermaßen berücksichtigt werden:
t[dek] = t* x cos delta
Misst man also z.B. mit alpha lyrae (Wega) eine Durchgangsdauer t* von 372 sec, so muss man die Deklination von Wega (delta = 38°44') mit einbeziehen:
t[dek] = t* x cos delta = 372sec x cos 38°44' = 372 x cos(38 + 44/60)° = 372 x cos 38,73° = 290sec
Man sieht also, das Ergebnis ergibt für die gleiche Oklarkonstruktion die gleiche Zeit für die Formel für das wahre Gesichtsfeld des Okulars am Himmel. Das scheinbare Gesichtsfeld ist verzeichnungsbedingt.
Hoffentlich kann ein Semiprofi mit den Erläuterungen eines Amateurs zurecht kommen - ggf. einfach rückfragen…
scheinbar wahre Grüße
Manfred Gunia