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Rudi Ratlos

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14. Januar 2008 13:53
Aaalso: ich befasse mich ein wenig mit optischen Geräten, Biologie (Mikroskop/Lupe/Fernglas), selten auch etwa Hobby-Astro, dilettantisch ohne Anspruch. Und natürlich immer wieder mal die Frage, was ist das, das "richtige" Fernglas? Da landete ich nun hier, - alles ganz hervorragend und einziartig im Netz, muß ich lobend sagen.

Darf ich meine - grundsätzlichen - Gedanken und Fragen der letzten Jahre, die mir auch hier wieder durch die Denkdrüse strömen, einmal zum besten geben?

Es herrscht nämlich überwiegend verwirrtes Kopfkratzen.

Punkt eins: Es scheint fast so viele gute Gläser zu geben, wie Leute, die danach suchen. Sieht summa summarum nach reiner Geschmacksache aus.

Punkt zwo: Gibt es objektive Kriterien und wo kann man die nachlesen?

Ich erinnere mich an einen früheren Test (vor Jahren) bei der bekannten Stiftung.

Die wahrlich überraschenden Ergebnisse damals:

- Billige Gläser waren oft erheblich leistunsgfähiger als teure,- bei Preisunterschieden bis zu mehreren hundert DM! Der Kaufpreis daher ein praktisch bedeutungsloser Maßstab.

- Außer bei den ganz Großen natürlich, aber darüber braucht man eigentlich nicht zu reden, so wie man bei einem Roll´s Royce traditionell nie danach fragte, wieviel PS er habe, das gehörte sich nicht ("Enough, Sir, enough...!"). Aber Roll´s Royce ist mir zu teuer und Zeiss auch.

- Die Messungen ergaben u.a. daß - auch bei namhaften Marken - die Datenangaben der Hersteller oft, höflich ausgedrückt, nicht so ganz zutrafen. Etwa die Vergrößerung (statt 8 fach nur 6,8 fach usw.). Rennomierte Marken des Mittelfeldes, wie z.B. Steiner, schnitten sozusagen als Murks ab und fielen weit hinter - einigen - asiatischen "Billiggläsern" der Kaufhausklasse zurück!

Zur Zeit gibt es einen solchen Test nicht mehr (nur einen über sechs Taschenspielzeuge für den Sonntagsspaziergang, 8 x 20 usw.); aber nur ein solcher Test wäre wirklich hilfreich. Und er müßte möglichst umfangreich sein! Es nützt nämlich auch nicht allzuviel, wenn ein "Markenprodukt" z.B. der Klasse 8 x 30 gut abschneidet, - aber ein 10 x 50 Glas, nach dem man eigentlich sucht, beim selben Hersteller/Anbieter nichts taugt. Und das kann ohne weiteres so ein.

Eines ist also schon klar: "Steiner ist besser als Bresser und Eschenbach ist sowieso doof" usw. - das kann man getrost vergessen.

Und sonst? Einfach mal ganz unsortiert:

- Die Untersuchungen reicher Erfolgsmenschen und solcher die sich so nennen lassen, die sich in Jagd- und Yachtpostillen gegenseitig die Qualität von Zeiss und Leica bestätigen, helfen mir als kleinem Mann nicht weiter; ich kann mir ja auch keinen Hundertausend-Teuro Geländepanzer leisten, wie diese Leute, bei denen solche Edelgläser im Handschuhfach liegen.

- Nikon läßt neuerdings in China bauen, - mit den zu erwartenden Konsequenzen natürlich. Steht aber nicht unbedingt drauf.

- Ein großer Anbieter für Ornithologie-Eqipment im Netz hat am Eingang groß stehen und steht auch damit bei Google: TEST FERNGLÄSER! "Wir haben praktisch alle Gläser auf dem Markt für Sie getestet!"

Toll, - aber drinnen nitschewo Test, nirgends. Nur die üblichen Anpreisungen: "E. ist ein Hersteller höchsten Anspruchs, bei dem auch das tolle Design, - blah,blah,blah...".

Daß sie das alles vorher "getestet" haben können sie schließlich jedem erzählen, ob man´s glaubt, steht auf einem anderen Blatt. Dann noch zu einigen Produkten ein paar subjektive Kundenbewertungen, die mir wenig nützen; sogar manchmal über eine ganz andere Marke als die, die man gerade aufgerufen hat, aber auf derselben Seite. Und das war´s schon. Man ist so schlau als wie zuvor.

- Eine Ornithologengruppe hat alle Gläser unter 400 Teuro getestet und sich für die Kite-Birdwatcher 8 x 42 und 10 x 42 entschieden. Na endlich mal etwas mit Hand und Fuß! Aber woanders steht wieder etwas anderes (wenn auch nirgends wirkich schlechtes) darüber. Und wer weiß denn, vielleicht hat auch bei den Vogel-Profis die Psychologie mitgespielt, und sei es unbewußt: Immerhin steht ja "Birdwatcher" drauf und ein Eulen-Logo, nicht wahr? Reiner Zufall?

Apropos 8 x 42 usw. Wieso eigentlich? Weshalb eine AP mit Kommastelle? Waren noch Objektivlinsen aus der Produktion von 6 x 42 Gläsern übrig? Man weiß es wieder nicht und fragt sich vergebens.

Und noch Punkt drei: Die Nutzerdebatten.

"Also das Bresser von Lidl ist in diesem und jenem Faktor sogar besser als mein altes Zeiss!".

"Ja aber die n e u e n Zeiss-Gläser...das darf man nicht vergleichen! Das alte Dialyt von 85 ist heutzutage natürlich nicht mehr Standard..."

(Na, ob mein ererbtes Hensoldt-Glas aus den Fuffzigern wirklich "veraltet" ist? Ich habe nicht den Eindruck, wenn ich es so mit meinem modernen Eschenbächlein vergleiche.)

Und: "Glas A hat mehr Randunschärfen, Glas B weniger, dafür aber Bildwölbung, macht aber nichts, nur bei terrestrischer Beobachtung, am Himmel ist es dagegen Spitze wegen der Bildschärfe..."

"Glas C ist gut, kann man aber ohne Brille nicht auf unendlich stellen (Ohgottohgott!), wenn man mehr als vier Diops Blindfisch ist..."

"Glas D besticht durch sein geringes Gewicht..."

"Ein Fernglas sollte relativ s c h w e r sein, dann dämpft es das Zittern der Hand besser...!"

"Eine zu große AP, z.B. für Opas, ist ganz schlecht..."

"Eine große AP bietet den Vorteil...

Aha !?

"Farbsäume haben auch damit zu tun, daß man den Augenabstand - AP muß exakt auf die Pupille passen - genau einstellen sollte...!"

Gut, aber dann spielen Randunschärfen auch keine Rolle mehr, oder? Also reicht das Lidl-Glas doch...

Machen wir hier mal Schluß. Unsereiner sinkt nach durchlesener Nacht am Computer mit Flimmern vor den Augen in einen unruhigen Schlaf mit wirren Träumen, in denen ihn Ungeheuer mit verbogenen Ferngläsern umringen und beobachten.

Mein persönliches vorläufiges Fazit: Es gibt zu viele Ferngläsr, und optimal ist keines. Objektive Messdaten sind kaum irgendwo zu erlangen, schon garnicht über eine entsprechende Auswahl aus dem Mega-Angebot, die für die meisten Anwendungsinteressen ausreichen würde.

Außerdem hat jeder seine eigenen Schwerpunkte, dem einen ist dies wichtig, dem andern jenes. Man kann sich auch schnell verrückt machen, wenn man sozusagen verzweifelt nach dem persönlichen Optimum sucht, das es höchstwahrscheinlich garnicht gibt.

Oder nicht mehr gibt, - vermutlich war es, wie bei so vielem, früher besser. Einfach deshalb, weil es weniger Angebote gab, dafür aber Hersteller, die meinten einen guten Ruf zu verlieren zu haben. Nämlich diesen: Made in Germany!

Von denen gibt es keinen mehr, selbst Hensoldt, dessen Gründer 1905 das Dachkantglas erfand, hat schon seit 1964 nur noch für Kalle Zeiss gearbeitet ("Zeiss Group"- yes, wie schpik Denglisch!") Seit einem Jahr gibt es nicht einmal mehr den Namen. Jetzt heißt das neudeutsch "Zeiss sportive.." oder so ähnlich. Wegen des der neuen Zeit angemessenen "Auftritts am Markt", heißt es. Jaja: Blah, blah...blah...!"

Machen wir uns doch nichts vor: Es hat kein Fortschritt stattgefunden, sondern ein kontinuierlicher Rückschritt. Und der schreitet sogar fort, - Stichwort China!

Früher gab es Zeiss, Hensoldt, Optolyt, Swaro und Leica, das war die Spitze, und sonst noch einige eher wenige Firmen, die heute keiner mehr kennt, deren Produkte man aber ebenfalls fast alle unbesehen kaufen konnte, weil sie praktisch samt und sonders hervorragend waren, wenn auch nicht ganz so exzellent wie König Zeiss etc. in Jena und umzu.

Das Aussehen war überall gleich, es ist ja auch tatsächlich unwichtig bis dorthinaus, ein Förster oder Artillerieoberst vor Adolfs Kriech hätte sich kaputtgelacht über die heutigen Reklameschlachten um das "neueste Design". Das natürlich ständig wechseln muß, damit die verkauften Dinger auch schnell "veralten" und ersetzt werden müssen. "30 Jahre Garantie" usw. wird vor diesem Hintergrund eigentlich zu einer belanglosen, wenn nicht lachhaften Werbesuggestion wie all das andere Getöse auch. Siehe oben,- das "veraltete" Zeiss Dialyth (aus den Achzigern!) in einem Forum-Beitrag. Was soll man von Leuten halten, die sich einreden lassen, sich alle paar Jahre "das neuste Glas" zu kaufen, - dann aber auf "Dreißig Jahre Gantie" bestehen?

Als hätte es übrhaupt tatsächlich einen erwähenswerten technischen Fortschritt gegeben. Blödsinn, - wer bei Ebay ein Fünfziger-Jahre Glas- irgendeins - ohne Kratzer abstaubt, der kann sich glücklich schätzen; denn er hat damit etwas weit besseres zur Hand als das Allermeiste, was er heute unter anderthalb tausend Teuro neu kaufen könnte. Garantiert, auch für die nächsten dreißg Jahre...

Das ist alles vorbei, und damit muß man eben leben. Heute entscheiden nicht Qualität und Technik, sondern der schnelle Dollar. Und zwar überall. Nicht die Optik-Fachleute, sondern die Werbefritzen und "Designer" bestimmen, wo es langgeht und wie man Kunden fängt.

Unterhalb des verbliebenen aber unbezahlbaren Fernglas-Adels dürfte es daher nahezu egal sein, was man nimmt; einigermaßen sicher könnte man nur sein, wenn man dutzende von Gläsern erst in Ruhe zu Hause ausprobieren könnte, bevor man sich für eines entscheidet. Und das ist ja wohl kaum möglich. Wer sich Zeiss nicht leisten kann, der probiere beim Optiker - falls er noch einen findet, der Gläser verkauft - vor der Tür einige Gläser der Preisklasse bis 300 Teuro aus (höher würde ich nie gehen) und kaufe dann das, was einigermaßen gut (oder am wenigsten schlecht) zu sein scheint.

Bei mir war das vor Jahren ein Eschenbach "Trophy" 8 x 40; und ich verwarf sogar ein Optolyth Alpin-klassik dafür. Auch ein 7 x 50 Eschenbach "Atlantik" hat mir auf See einst gute Dienste geleistet (vorsorglich: ich kriege kein Geld von Eschenbach). Als Privatbesitz, - auf der Brücke lagen damals Steiner Gläser. Und dazu siehe oben, Stiftung Warentest-Resultate...






















Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Rudi Ratlos

Weißnich 2542 14. Januar 2008 13:53

Die Gentechnik ist noch nicht so weit!

Robert Fritzen 1028 14. Januar 2008 16:12

Re: Die Gentechnik ist noch nicht so weit!

Kilian Emmerling 993 14. Januar 2008 16:26

Re: Die Gentechnik ist noch nicht so weit!

Weißnich 1135 14. Januar 2008 18:54

Re: Ich glaube nicht, dass Hr. Karajan so schlecht hörte

Manni 1028 14. Januar 2008 22:25

Re: Ich glaube nicht, dass Hr. Karajan so schlecht hörte

Weißnich 1106 15. Januar 2008 12:31

Re: Die Gentechnik ist noch nicht so weit!

Andreas Werner 961 14. Januar 2008 23:06

Re: Die Gentechnik ist noch nicht so weit!

Weißnich 1034 15. Januar 2008 13:16



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