Die Diskussion, die Henry Link in dem Birdforum in Gang gesetzt hat, zeigt sehr schoen, dass es oft einen Unterschied macht, ob man ein Fernglas als Instrument bewertet oder aber das Fernglas in Kombination mit dem Auge.
An sich hat OhWeh recht: Es gibt keinen Grund dafuer, dass sich das 8x42 in den Aberrationen vom 8x32 unterscheidet, falls beide unter aehnlichem Aufwand konstruiert sind. Man kann schliesslich davon ausgehen, dass beide ein aehnliches Oeffnungsverhaeltnis aufweisen (ungefaehr 1/4), und das ist schliesslich massgeblich fuer die Restaberrationen verantwortlich.
Nun ist es bei der Tagesbeobachtung aber so, dass die Augenpupille meist kleiner ist als die Austrittspupille, die Iris also die Rolle der Aperturblende uebernimmt. Bei einer Augenpupille von 3mm haette man mit dem 8x32 dann ploetzlich ein Oeffnungsverhaeltnis von 1/5.33, und mit dem 8x42 haette man sogar ein Oeffnungsverhaeltnis von 1/7. Bei diesen langsamen Oeffnungsverhaeltnissen kann man natuerlich erwarten, dass die Restaberrationen kleiner werden (durch das Abblenden des Objektivs, wie bereits von MC erwaehnt), und man daher am Tage eventuell mit dem 8x42 eine bessere Abbildung erhaelt als mit dem 8x32. Henry Link hat diesen Effekt mit seinem Zeiss 8x56 Victory offenbar verifizieren koennen.
Es gibt natuerlich gewisse Einschraenkungen zu beachten:
1) Man muss die Augenpupille sehr genau auf die Austrittspupille zentrieren, um in den Genuss einer korrekt abgeblendeten Optik zu kommen. Liegt die Augenpupille etwas dezentriert auf der Austrittspupille, so faengt man sich bei der Beobachtung zusaetzliche Aberrationen (vor allem Farbsaeume) ein. Bei einer grossen Austrittspupille ist es nicht einfach, eine solche gute Zentrierung hinzubekommen. Es waere dann schon eher sinnvoll, sich eine Blende selbst zu basteln und diese am Tage auf das Objektiv zu stecken. Auch hier kann aber einiges schief gehen, wenn die Blende nicht nahe genug an der Hauptebene des Objektivs liegt und man sich beim Abblenden neue Aberrationen einfaengt.
2) Die Restaberrationen des Fernglases muessen schon so gross sein, dass sie das Bild bei voller Nutzung der Austrittspupille auch wirklich sichtbar beeintraechtigen - andernfalls bringt das Abblenden natuerlich keine Vorteile mehr.
Vielleicht sollten die Fernglashersteller mal ueberlegen, ob sie (neben aufschraubbaren Filtern und Streulichtblenden) eventuell auch Tageslichtblenden zum Aufstecken als Zubehoer fuer ihre lichtstaerkeren Fernglaeser anbieten wollen, mit denen sie die Leistungsfaehigkeit ihrer Fernglaeser optimieren.
Viele Gruesse,
Holger Merlitz