> Ich bin mir gar nicht so sicher, dass es tatsächlich möglich sein wird, das glasklare
> und gänzlich verzögerungsfreie Bild der heutigen Toppgläser in absehbarer Zukunft mit
> elekronischen Suchern zu erzeugen.
Selbiges wird auch sicher nicht das Ziel sein.
1. Bereits jetzt darf bei den meisten Käufern ein Fernglas praktisch nichts kosten. Also werden Billigscherben gekauft. Wir hier befinden uns dagegen in dem kleinen Biotop der Spitzengläser haben wollenden.
2. Werden sowohl das Marketing als auch die Kunden darauf abfahren, das es ja viel moderner ist. Hauptsache ein Technikspielzeug, Qualität zweitranging.
Bis hierhin kann man die Parallelen auch gut bei den Kameras beobachten. Alle Welt hält plötzlich die Kamera am langen Arm vor sich hin um in das Display zu plieren. Optische Sucher sind so was von gestern. Auch dann, wenn man vor lauter Sonne nichts mehr auf dem Display erkennen kann.
Und auch die Hersteller sind begeistert. Bei den Kompaktkameras kann ich es ja noch nachvollziehen. Da war der Sucher oft genug nur Guckloch zum Schätzen. Aber auch bei der klassischen DSLR geht der Trend dahin sich die Kosten für ein gutes Suchersystem zu sparen. Das wird dann als "live view" schmackhaft gemacht.
3. Einen echten Nutzen wird das Fernglas mit elektronischer Bildgebung allerdings bringen. Man wird kompakte, leichte Ferngläser bauen können, die trotzdem in der Dämmerung helle Bilder liefern. Also der alte Traum vom quasi Nachtsichtgerät, aber in Farbe.
Klar, das wird nur über heftige Verstärkung funktionieren. Aber das es je dunkler es ist, es ein immer mehr grisseliges und rauschendes Bild ergibt ist halt der Preis dafür. Man wird es inkaufnehmen. Lieber ein schlechtes als gar kein Bild.
Neu ist das nicht. Früher musste man lichtstarke Objektive investieren und die grobkörnigeren empfindlichen Filme verwenden. Der Durchschnittsknipser hat stattdessen alles mit dem Blitz totgeschlagen. Und die Automatik der Fotolabore hat dunkle Bilder gnadenlos aufgehellt.
Das mit dem Blitz ist geblieben. Neu durch die digitale Fotografie ist, das man nun tonnenweise farbrauschende Bilder zu sehen bekommt, wo die Empfindlichkeit bis zum Anschlag aufgedreht ist. Und ins Gesicht springende Kompessionsartefakte.
Trotzdem glaube ich nicht, dass das klassische Fernglas ganz verwinden wird. Übrig bleiben wird ein ganz kleines Grüppchen im obersten Spitzenbereich. Und dann noch der ganz unterste Billigbereich, der sich billiger als die Elektronik produzieren lässt. Wobei ich da durchaus Zweifel habe, wenn ich sehe mit welcher Begeisterung auch mieseste Handykameras verwendet werden.
Gruß, Bernhard