Ja, ich habe es gesehen - ein sehr schoenes Fernglas mit einem kleinen, aber aergerlichen Mangel. Zunaechst muss ich loben: In praktisch allen Eigenschaften ist das Fernglas deutlich besser als dessen Vorgaenger (8x30 Conquest). Es hat ein schoen weites Sehfeld, die Randschaerfe ist verbessert, es ist hell und kontrastreich mit geringer chromatischer Aberration. Selbst das Einblickverhalten ist angenehm und entspannt. Ich wuerde die optische Leistung dieses Fernglases durchaus mit der eines Leica Ultravid HD vergleichen, oder mit der eines Kowa Prominar. Natuerlich ist das Zeiss mit 640g kein Leichtgewicht, aber irgendwo muss der erfreulich niedrige Preis ja seine Auswirkungen haben.
Das echte Problem ist jedoch die Fokussierung: Bewegt man den Mitteltrieb, so kann es vorkommen, dass das Bild auf einem Tubus nicht mehr richtig scharf ist und man an der Dioptrienverstellung nachregeln muss. Offenbar verkippen die beiden Fokussierlinsen gegeneinander. Dabei handelte es sich auch nicht um ein Montagsglas, denn Frank Schaefer hat denselben Effekt an einem anderen Exemplar ebenfalls beobachtet.
Nun sollte man wissen, dass dieser Mitteltrieb einige Superlative aufweist: Ein sehr kurzer Nahpunkt von 1.5m, eine sehr schnelle Uebersetzung (von 3m auf Unendlich in 180 Grad, schneller als alle Uebersetzungen, die ich zuvor gemessen habe), und zudem ist auch das Gehaeuse recht kurz - es bleibt also wenig Platz fuer den Fokussierhub. Also war man sicher dazu gezwungen, die Brechkraft der Fokussierlinsen hoch anzusetzen, was fuer das Verschieben sehr kleine Toleranzen bedeutet, und bei der schnellen Uebersetzung wohl nicht zu bewaeltigen war.
So haben wir also ein sehr gutes, bezahlbares Fernglas mit einer ungenauen Fokussierung - sehr aergerlich! Wenn ich mal wieder meinen Ratschlag abgeben darf: Lieber den Nahpunkt etwas weiter legen und den Mitteltrieb langsamer uebersetzen, dann wird das bestimmt auch mit der Fokussierung klappen.
Abgesehen von diesem Fehler: Die Richtung stimmt, weiter so, Zeiss!
Viele Gruesse,
Holger