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300 m Brennweite? Sie meinten sicher 300 mm.

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05. April 2008 14:19
Vögel im Flug zu fotografieren, ist in der Tat vor allem bei kleinen Vögeln schwierig, erstens wegen der Kleinheit (die eine sehr lange Brennweite für ausreichende Bildgröße erfordert) und zweitens wegen der oft nicht kalkulierbaren Richtungsänderungen.

Einen Habicht oder Bussard im langsamen geradlinigen oder kreisenden Gleitflug im Sucher zu verfolgen, ist noch relativ einfach. Und mit 300 mm Brennweite können Sie bei nicht zu großer Entfernung schon ganz schöne Ergebnisse erzielen. Aber eine Schwalbe zu verfolgen, ist bei normalen SLR-Suchern beinahe unmöglich. Man müßte da einen (Rahmen-)Sucher haben, der um den eigentlichen Bildausschnitt herum genügend Umfeld zeigt, um den Vogel wiederzufinden, wenn er aufgrund einer unerwarteten Richtungsänderung aus dem Bildfeld entschwunden ist. Ideal wäre es, wie ich vermute, daß es bei vielen professionellen Wildtierfotos gemacht wird: Zwei Personen arbeiten zusammen. Eine bewegt unter Verwendung eines großen Rahmensuchers eine Art Lafette, auf der der Fotograf mit Kamera sitzt, so, daß die grobe Richtung stimmt. Der Fotograf kann dann jedoch die Kamera innerhalb des bewegten Systems noch fein ausrichten, um den Vogel oder andere Tiere exakt im Bildfeld zu halten. So können dann z.B. auch Tiere über kurze Perioden korrekt weiterverfolgt werden, während derer sie hinter Hindernissen (Bäumen, Strauchern, Felsen, Gebäuden usw.) vorübergehend verschwinden. Ein Fotograf, der ganz allein arbeitet und nur seinen SLR-Sucher zur Verfügung hat, müßte in solchen Situationen das Tier völlig verlieren und könnte es nicht (oder bestenfalls per Zufall) wieder im Bildfeld haben, wenn es auf der anderen Seite hinter dem Hindernis wieder zum Vorschein kommt.

Keine Frage, so eine Einrichtung ist für einen Hobbyfotografen unrealisierbar.

Was Sie über die Autofokusfunktion schreiben, muß ich korrigieren. Das Problem ist nicht, daß der Autofokus zu langsam wäre, sondern daß er nur funktionieren kann, wenn es dem Fotografen gelingt, das Tier während des Schwenkens permanent an derselben Stelle im Bildfeld zu halten, an der sich ein AF-Sensor befindet. Sobald das Tier nämlich innerhalb des Bildfeldes nicht am am Ort des Sensors abgebildet wird, mißt der Sensor den Kontrast für den Hintergrund, der oft eine sehr viel größere Entfernung hat (oder er stellt automatisch auf unendlich, wenn er gar keine Struktur registriert), oder an Vordergrundobjekten wie z.B. Ästen, die vorübergehend an der Stelle im Bildfeld abgebildet werden, an denen der Sensor mißt. Und das führt dann zu den Fehlergebnissen.

Zwar haben viele oder gar schon alle heutigen D-SLR-Kameras mehrere AF-Sensorten im Bildfeld und können sie so verschalten, daß beim Ortswechsel des Bildes von einem Sensor zum nächsten das Objekt weiterverfolgt werden kann. Aber wenn das Objekt kleiner abgebildet wird als der Zwischenraum zwischen zwei Sensoren, geht auch diese Übernahme verloren. Zudem können andere Objekte zufällig auf den Sensororten abgebildet und dann als Motiv interpretiert und daher zur Fokussierung herangezogen werden. Daher ist es oft besser, den Mehrfach-AF-Modus auf einfachen AF-Modus mit nur dem zentralen AF-Sensor umzustellen und sich zu bemühen, das Tier möglichst exakt in der Bildmitte zu halten. Man wird ohnehin wegen der meistens zu kleinen Abbildung eine Ausschnittvergrößerung machen und kann dann den Ausschnitt so exzentrisch wählen, daß das eigentliche Motiv (also z.B. der Vogel) nicht langweilig genau in der Bildmitte fliegt, sondern z.B. in Flugrichtung etwas mehr Freiraum besteht als auf der anderen Seite.

Ein großes Problem bereitet auch die für scharfe oder wenigstens halbwegs scharfe Wiedergabe der Flügel nötige kurze Verschlußzeit. Das exakte Mitziehen der Kamera sorgt nur für ein halbwegs scharfes Bild des Vogelkörpers. Aber wenn der Vogel nicht gerade gleitet, sondern mit den Flügeln auf und ab schlägt, wird diese Bewegung auch bei präzisem Mitziehen unscharf, wenn die Verschlußzeit zu lang ist. Da Teleobjektive, wenn sie nicht soviel kosten dürfen wie ein Kleinwagen, aber nicht extrem lichtstark sind, heißt das, daß man bei analogen Kameras hochempfindliche Filme braucht und bei digitalen eine hohe Empfindlichkeit einstellen muß. Das reduziert dann wegen des verstärkten Bildrauschens leider die Bildqualität (mangelhafte Schärfe, flauer Kontrast, geringe Farbsättigung, grieslige Struktur in homogenen Flächen).

Der Vergleich zwischen Teleobjektiv und Spektiv ist so, wie er von Ihnen gemacht wird, allerdings ziemlich schief, weil sie z.B. ein 300-mm-Tele mit einem Spektiv vergleichen, das je nach Konfiguration (mit Okular oder mit Kameraadapter) und ggf. Okularvergrößerung Ergebnisse liefert, die einer sehr viel längeren Brennweite entsprechen. Dazu zwei Beispiele.

1. Wenn Sie mit einem Spektiv und dem dafür angebotenen Kameraadapter in Verbindung mit einer D-SLR-Kamera fotografieren, liegt die effektive Brennweite bei einer Vollformatlamera in der Größenordnung von 800 mm bis 1200 mm, mit einer APS-C-Format-Kamera sogar bei 1200 mm bis 2000 mm Brennweite. Das ist ein Vielfaches der Brennweite 300 mm und wirklich nicht mehr vergleichbar.

2. Wenn Sie mit einer Digital-Kompaktkamera an einem Spektiv mit 30fach-Okular „afokal“ fotografieren und zur Erzeilung eines nicht vignettierten (d.h. in den Ecken abgeschatteten Bildes) die Zoombrennweite so einstellen, daß sie auf Kleinbild umgerechnet mindesten 40 bis 45 mm entspricht, dann kommen Sie ebenfalls auf riesige effektive Brennweiten um 1200 mm bis 1350 mm, die gleichfalls nicht mit der Brennweite 300 mm vergleichbar sind.

Fazit: Das Fotografieren von Vögeln mit einem 300-mm-Tele ist tataächlich viel einfacher als mit einem Spektiv, egal ob mit Kameraadapter und D-SLR oder „afokal“ mit der kompakten Digiknipse. Aber das Ergebnis ist ein ganz anderes, weil in den Fotos mit dem 300-mm-Tele der Vogel nur etwa 1/4 so groß in der Länge und nur 1/16 so groß in der Fläche abgebildet wird. Mit dem 300-mm-Tele kann man also nur bei relativ kurzer Entferung oder bei sehr großen Vögeln auf interessante Ergebnisse hoffen. Mit dem Spektiv dagegen sind noch auf bis zu etwas viermal so weite Entfernungen „formatfüllende“ Aufnahmen möglich, aber dann kaum mehr (oder nur noch als Glücktreffer) im Fluge.

Wenn Herr Feller mit seinem Vorhaben Ernst machen will, muß er sich mit diesen Tatsachen leider abfinden und darf nicht auf Ergebnisse hoffen, die unrealistisch sind. So schön manche Tierfilme z.B. im Fernsehen sind, man darf nicht erwarten, etwas annähernd Vergleichbares auch mit Amateurmitteln erreichen zu können. Was man dort manchmal zu sehen bekommen, ist mit so unglaublich hohem Aufwand an Gerät und Zeit entstanden, daß man es sich nicht zum Vorbild oder zum Ziel machen darf, wenn man spätere Frustartion verhindern will. Die professionellen Videokameras haben z.B. 30fach- oder 40fach-Zooms, deren auf Kleinbild umgerechnete Brennweiten bis ca. 2 m = 2000 mm reichen und in Sonderfällen noch mehr betragen. Der Zeitaufwand ist riesig, und die Aufnahmen werden nicht von nur einer Person, sondern von einem ganzen Team gemacht.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Ich möchte Vögel fotografieren

Peter Feller 1520 04. April 2008 12:01

Re: Ich möchte Vögel fotografieren

Andreas Werner 975 05. April 2008 00:10

300 m Brennweite? Sie meinten sicher 300 mm.

Walter E. Schön 1088 05. April 2008 14:19

schwenkarm

binograph 912 05. April 2008 09:22

Re: Ich möchte Vögel fotografieren

marc champollion 942 05. April 2008 23:15

Re: Vögel fotografieren - meine Erfahrungen

JC_4 1143 07. April 2008 09:54



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