Ihre angegebenen Informationen reichen mir nicht aus, um eine Antwort geben zu können (die möglicherweise lautet: Ihre Forderung ist unerfüllbar).
Da wir üblicherweise in metrischen Maßen rechnen, ersetze ich Ihre 3-4 Meilen durch etwa 6 km. Um nun ausrechnen zu können, welche Vergrößerung erforderlich ist, müßte man wissen, wie groß die Namen der Schiffe geschrieben sind, die Sie erkennen möchten, und auch, wie schräg zur Ebene, in der die Namen geschrieben sind, die Blicklichtung verläuft (senkrecht dazu wäre am günstigsten, aber wahrscheinlich laufen die Schiffe nicht quer zu Ihrer Blickrichtung, sondern schräg in den Hafen ein, und dann ist das für die Erkennbarkeit schlechter). Strenggenommen müßte man auch noch wissen, ob die Namen in gut lesbarer Groteskschrift (wie Helvetica, Arial, Univers) oder in schlechter aus gleicher Entfernung lesbarer verschnörkelter Schreibschrift geschrieben sind. Und sogar der Kontrast spielt eine Rolle, denn hellgraue Schrift auf dunkelgrauem Grund ist schlechter erkennbar als weiße Schrift auf schwarzem Grund. Um alle diese Parameter, die Sie wahrscheinlich nur schlecht ermitteln können, zu umgehen, wäre alternativ folgende Angabe zu machen:
Aus welcher Entfernung können Sie bei gleicher oder fast gleicher Blickrichtung zum Hafen bzw. zu den einlaufenden Schiffen denn mit bloßem Auge die Namen erkennen? Wenn das beispielsweise eine Entfernung von nur 50 m wäre, dann ergibt sich die nötige Vergrößerung Ihres Fernglases oder Fernrohrs als das Verhältnis Ihrer Entfernung 6 km (= 6000 m) zu diesen 50 m, also 6000:50 = 120. Ein Fernglas mit 120facher Vergrößerung müßte aber eigens für Sie gebaut werden. Selbst ein Spektiv, das serienmäßig diese Vergrößerung bietet, gibt es nicht (bei Pentax käme man dieser Vergrößerung vielleicht am nächsten). Es käme also nur ein z.B. astronomisches Fernrohr in Frage, das natürlich auch entweder mit einem Binokularansatz für beidäugiges Sehen (aber ohne den räumlichen Effekt) eingerichtet werden könnte oder zu einem allerdings erheblich höheren Preis echt binokular (also auch mit zwei Objektiven) zu bekommen ist. Allerdings müßten Sie sich dann auf ein im Vergleich zu jedem Fernglas ziemlich großes Monstrum und auch auf einen sehr hohen Preis gefaßt machen. Denn wenn Sie für annehmbare Bildhelligkeit bei Tage eine halbwegs brauchbare Austrittspupillengröße von nur 1 mm wünschen, muß ein 120fach vergrößerndes Fernrohr ein Objektiv mit 120 mm Öffnungsdurchmesser haben, und wenn Sie im Fernrohr dieselbe Helligkeit wie mit bloßem Auge wünschen, also bei Tageslicht eine Austrittspupille von 2 bis 2,5 mm haben möchten, wird das schon ein ganz gewaltiges Teleskop mit 240 bis 300 mm Öffnungsdurchmesser!
Falls aber die Entfernung, aus der Sie die Schiffsnamen mit bloßem Auge lesen können, noch kürzer sein sollte, brauchten Sie eine noch stärkere Vergrößerung, deren Konsequenzen ich hier gar nicht ausmalen möchte.
Es ist dann möglicherweise billiger, in unmittelbarer Nähe des Hafens eine fernsteuerbare Videokamera mit Zoomobjektiv und Datenübertragung in Ihre Heim per Funk einzurichten, wo Sie dann auf einem Monitor die Schiffsnamen kontrollieren können. Alternativ könnte sogar eine Zweitwohnung in Hafennähe die billigere Lösung sein.
Sollten Sie die Teleskoplösung bevorzugen, dürfte sicher ein anderes Stativ als das nötig sein, das Sie derzeit verwenden. Kalkulieren Sie dafür dann nochmals ein paar tausend Euro ein, falls Sie nicht lieber ein Spiegelteleskop mit Dobsonmontierung anschaffen. Herr Jülich kann Ihnen, wenn Ihre oben erfragten Daten vorliegen, sicher weiterhelfen, denn er verkauft ja nicht nur Ferngläser, sondern auch astronomische Teleskope. Ob er Ihnen auch eine Zweitwohnung in Hafennähe vermitteln kann, weiß ich nicht.
Walter E. Schön