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Re: Einblickverhalten

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14. Dezember 2004 12:56
Das Einblickverhalten hängt im wesentlichen von drei Parametern ab, nämlich 1. von der Lage der Austrittspupille relativ zur Hinterkante der Okularfassung, 2. von der Größe dre Austrittspupille und 2. von den vorhandenen Pupillenaberrationen.

Zu 1: Damit das Auge das volle Bildfeld in maximaler Qualität sehen kann, muß die Augenpupille (das ist strenggenommen weder die Vorderseite der Augenhornhaut, noch die Augenlinse, sondern die ca. 1,5 mm hinter dem vorderen Hornhautscheitel liegende Eintrittspupille des Auges) möglichst exakt in der Ebene der Fernglas-Austrittspupille und zu dieser zentriert liegen. Leider sind die Herstellerangaben zur Pupillendistanz auf den letzten Linsenscheitel des Okulars bezogen, der (vor allem bei rückseitig konkaver Hinterlinse) durchaus mehrere Millimeter gegenüber der Fassungshinterkante vertieft liegen kann. Das macht die Zahlenwerte der verschiedenen Hersteller, selbst wenn sie nicht geschönt sind, was auch vorkommt, schwer vergleichbar. Entgegen häufiger Ansicht ist aber nicht generell eine möglichst große Pupillendistanz gut, sondern eine der eigenen Gesichtsanatomie und ggf. auch der Brillengestalt optimal angepaßte. Mit anderen Worten: Die Pupillendistanz darf weder zu klein, noch darf sie zu groß sein; sie muß vielmehr für den individuellen Beobachter „richtig” sein. Technischen Daten helfen nicht bei der Beurteilung, sondern nur das Ausprobieren mit den eigenen Augen und ggf. der bei Fernbeobachtung benutzten Brille (der gleiche Beobachter mit verschiedenen Brillen kann zu durchaus verschiedenen Ergebnissen kommen).

Zu 2: Je größer die Austrittspupille (AP), desto einfacher ist es, die Augenpupille innerhalb dieser Fläche zu plazieren, was das Einblickverhalten zunächst verbessert. Aber: Nur wenn die Augenpupille mittig in der Austrittspupille liegt, ist auch die Abbildungsqualität am besten. Man sieht zwar auch bei exzentrischer Augenpupille (solange sie noch ganz innerhalb der AP liegt) das volle Sehfeld ohne Helligkeitsabfall und Vignettierung, aber wegen nicht fluchtender Achsen (Auge/Okular) eben mit deutlichen Aberrationen. Im vorliegenden Falle Zeiss FL 8x42 gegen Swaro EL 8,5x42 können wir diesen Punkt 2 jedoch ad acta legen, da beide bei Tagbeobachtung eine größere AP als nötig bieten und somit diesbezüglich gleich unkritisch sind.

Zu 3: Leider ist den meisten Fernglasbenutzern die Definition und Bedeutung der Pupillenaberrationen unbekannt, und ich kann mich nicht erinnern, bei irgendeinem Hersteller in Prospekten, Katalogen oder Internetinformationen oder auch in irgendwelchen Büchern über Ferngläser darüber etwas gelesen zu haben. Deshalb muß ich hier etwas ausführlcher werden:

Man muß sich das Okular wie ein (Foto-)Makroobjektiv vorstellen, welches das vom Fernglasobjektiv erzeugte reelle Zwischenbild vergrößert (nach unendlich, also sozusagen für eine Kamera mit unendlich langen Zwischenringen) abbildet. Das Okular ist optisch so konstruiert, daß diese Abbildung möglichst geringe Aberrationen (= Abbildungsfehler) zeigt. Bekanntlich sind aber die Aberrationen maßstabsabhängig: Ein Fotoobjektiv, das bei großer Gegenstandsentfernung scharf, kontrastreich und ohne nennenswerte Verzeichnung abbildet, kann evtl. bei kurzer Gegenstandsentfernung weniger scharf, flau und mit merklicher tonnen- oder kissenförmiger Verzeichnung und vielleicht auch mit sichtbaren Farbsäumen abbilden. Genauso ist das auch mit dem Okular, das eigentlich zwei ganz verschiedene Abbildungsmaßstäbe perfekt beherrschen sollte, nämlich EINERSEITS die gerade angesprochene des Zwischenbildes nach unendlich (wobei dann gleichzeitig ein reelles Bild hinter dem Okular wie ein virtuelles vor dem Okular angenommen werden kann; letzteres ist das, welches der Fernglasbenutzer sieht) und ANDERERSEITS die Abbildung der Fernglasobjektivöffnung (genauer eigentlich der Objektiv-AP) in die Austrittspupille AP des Fernglases. Und da hapert es manchmal beträchtlich. Es tritt nämlich oft eine deutliche sphärische Aberration bei DIESER Abbildung auf (auch wenn die sphärische Aberration des virtuellen Fernglasbildes sehr gut behoben ist), was folgendes bewirkt: Die nahe der opt. Achse austretenen Strahlen dieser Abbildung der Objektivöffnung in die AP schneiden sich in einer bestimmten Entfernung hinter dem Okular, aber die weiter außen aus dem Okular austretenden Strahlen (also die mit der größeren „Durchstoßhöhe”) schneiden sich schon ein wenig davor. Mit anderen Worten: Für die achsennahen Strahlen liegt die AP weiter außen, für die achsenfernen jedoch näher am Okular. Nun kann die Augenpupille aber nicht gleichzeitig sowohl da wie dort sein, und deshalb sieht das Auge, wenn es seine Lage hinter dem Okular längs dessen optischer Achse ein wenig verändert, mal den zentralen Bereich der Bildfeldes gut und am Rand gelegentlich dunkle nierenförmige Schatten (daher der engl. Ausdruck für diesen Effekt = kidney beaning), dann aber wieder den Randbereich gut mit gelegentlichen Ausblendungen im Zentrum. Natürlich gibt es irgendwo eine Stelle, an der die Augenpupille alles sieht, aber die Zone, an der das möglich ist, ist eng eingeschränkt umd muß ziemlich präzise eingehalten werden – was wir mit „schlechtem Einblickverhalten” bezeichnen. Ohne nennenswerte Pupillenaberrationen jedoch ist die Toleranzzone, in der sich die Augenpupille aufhalten muß, um alles in gleichmäßiger Helligkeit sehen zu können, viel größer, und dann sprechen wir von „gutem Einblickverhalten”.

Wenn mein Fernglasbuch (hoffentlich) im kommenden Frühjahr fertig sein wird, werden Sie dort auch noch Zeichnungen finden, mit denen ich diesen nicht ganz einfachen Sachverhalt besser vorstellbar machen werde. Ich hoffe aber, daß Ihnen dennoch mit dieser Erklärung schon geholfen ist.

Walter E. Schön

Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Einblickverhalten

Axel Kottmann 2036 13. Dezember 2004 14:43

Re: Einblickverhalten

Walter Wehr 1211 13. Dezember 2004 15:17

Bildhelligkeit bei Tag ist nicht AP-abhängig

Walter E. Schön 1213 13. Dezember 2004 18:29

Re: Bildhelligkeit bei Tag ist nicht AP-abhängig

Walter Wehr 1131 13. Dezember 2004 22:27

Re: Einblickverhalten

Axel Kottmann 1217 14. Dezember 2004 11:02

Re: Einblickverhalten

Achim 1129 14. Dezember 2004 11:29

Re: Einblickverhalten

Walter E. Schön 1762 14. Dezember 2004 12:56

Re: Einblickverhalten

Jan Fremerey 1218 15. Dezember 2004 01:53

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Axel Kottmann 1082 15. Dezember 2004 08:36

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A. Mackenbrock 1115 15. Dezember 2004 13:14

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Axel Kottmann 1096 15. Dezember 2004 14:50

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Walter E. Schön 1163 15. Dezember 2004 16:54

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A. Mackenbrock 1139 15. Dezember 2004 17:48

Re: Einblickverhalten

Walter E. Schön 1074 15. Dezember 2004 18:08

Re: Einige Fragen zwischendurch

Waldi 1136 21. Dezember 2004 17:54



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