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Eindrücke vom Fernglaskauf 8/10x42 und DANKE, besonders an Walter E. Schön ;-))

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28. Mai 2008 09:50
Liebe Fernglasfreunde und -Experten,

ich habe mich schon seit längerem mit dem Gedanken getragen, mir ein wirklich gutes Glas für meine Steifzüge durch die Natur zuzulegen. Ich habe ebenfalls - wie viele hier - schon immer gern durch Ferngläser gesehen. Ganz früher, als Kind, fand ich sogar die blaugelben Farbsäume an den Kanten der meist eher blassen, weißgrauen Bilder der Gläser interessant, signalisierten sie mir doch den Einblick in eine Art ferne, unbekannte Welt...!

Naja, heute ist das natürlich anders. Aber ich besitze eine erkleckliche Anzahl normaler Exemplare, hier und da mal im Urlaub oder auf Flohmärkten erworben - so u.a. auch ein russisches Zoom-Militärfernrohr, gar nicht so schlecht -, die ich immer phasenweise genutzt habe. Eine Ausnahme gab es dabei, nämlich ein kleines Zeiss 10x25B, das wir vor einer länderen Südamerikareise gekauft hatten, und das danach schnell zu meinem Lieblingsglas wurde. Die Fährte war aufgenommen...

In diesem Jahr habe ich begonnen, mich mit Begeisterung kontinuierlich in der Natur umzutun und hatte dabei immer das kleine Zeiss dabei. Das Bild ist recht gut, nur eben sehr eng, sodass ich immer erst mit bloßem Auge z.B. Bäume nach Vögeln absuchen musste, um dann blitzschnell perfekt zielen zu müssen, um mein Objekt in das kleine Sehfeld zu bekommen. Dabei entging mir viel, wie ich jetzt weiß.

Der Wunsch nach einem guten Glas reifte heran, ich begann, mich über den Markt zu informieren und landete dabei u.a. auch hier im Forum. Mit großem Interesse habe ich die vielen, ins Detail gehenden und sehr präzisen Beiträge gelesen und dabei alles gelernt, was ich wissen musste! Dies mag man schon daran erkennen, dass ich bisher nicht eine einzige Nachfrage hier im Forum habe stellen müssen. Besonders die Beiträge von Walter E. Schön haben mich mir Riesenschritten in einen Wissensstand versetzt, der mir eine gute Entscheidung ermöglichte. Herzlichen Dank dafür!

Nun zum Kauf. Ich habe das Glück, in der Nähe eines gut bestückten Fernoptik-Geschäfts zu wohnen, sonst wäre ich sicher zu Werner Jülich nach Bonn gefahren. Die Mahnung, ein Glas auf jeden Fall vor dem Kauf in der Hand gehabt haben zu müssen, habe ich Ernst genommen und kann sie jetzt nur bestätigen! Zum Test bereit standen Swarovski EL 8,5x42 und 10x42, LEICA Ultravid 8x42 und 10x42, Nikon HG 8x42 und Zeiss Victory FL 8x42 und 10x42. Ein KOWA XD stand leider nicht zur Verfügung, ich hätte es auch gern noch getestet.

Ein wichtiger Punkt zu Anfang war für mich die Entscheidung, ob überhaupt 8x oder 10x. Wegen meines kleinen Zeiss 10x25 - das ich (noch) gut halten kann, kein Verzittern - hatte ich Sorge, mit einem 8-ter Glas ev. nicht genug Vergrößerung zu haben. So testete ich ein Zeit lang hin und her, und kam zu dem Ergebnis, dass ein wirklich scharfer Kontrast offenbar mehr zur Erkennbarkeit eines Objekts beiträgt, als ein höherer Vergrößerungsfaktor. Und der Unterschied zwischen 8 und 8,5 - der meine o.a. Sorge hätte ein bisschen mindern können - ist einfach nicht festzustellen.

Ebenfalls überraschend zu Beginn war der beträchtliche Unterschied praktisch aller Gläser zu meinem guten alten Zeiss 10x25 (1993 gekauft). Es ist so, als habe jemand das Licht angeknipst und den Schwarzwert kräftig nach unten gezogen: viel mehr Kontrast, Farbe und auch etwas mehr Schärfe. Im direkten Vergleich erschien das gewohnte Zeiss-Bild tatsächlich so, als habe jemand gräulich weißes Licht darüber gelegt. Auch ist das 10x25 relativ streulichtempfindlich gegenüber den neuen Gläsern. Ein Unterschied, den ich sehr deutlich beobachten konnte.

Am besten in der Hand lagen mir sofort die LEICAs. Die angenehme Oberflächenstruktur, die Daumenmulden und die geringere Länge, die den Schwerpunkt genau an die richtige Stelle in meinen Händen verlegt, nahm mich sofort ein. Erstaunt war ich über die sehr starken Farbsäume an kontrastreichen Kanten! Da es hier im Forum ja oft um kleine Feinheiten geht, hatte ich angenommen, diese vielleicht kaum wahrnehmen zu können - aber nein, die Farbsäume sind deutlich sichtbar und haben immenses Ausmaß. Weiter musste ich die LEICAs bewusst nach oben drücken, um nicht aus der AP zu geraten (schwarze Ränder von unten), was wahrscheinlich durch meine relativ tief in den Augenhöhlen liegenden Augäpfel bedingt ist. Hier zeigt sich, wie wichtig ein persönlicher Test ist! Ansonsten ist das LEICA-Bild sehr "schön" mit hohem farblichen Kontrast, und ich kann jetzt gut verstehen, wie mancher auf den Gedanken kommt, hohe Farbkontraste mit Farbsäumen in Verbindung zu bringen. Eine Vermutung, die Walter E. Schön jedoch sehr präzise ausgeräumt hat.

Das Swarovski EL 8,5x42 besticht durch den Durchgriff in der Mitte, der schon genial ist. Hat man doch so die Möglichkeit, auch mit einer Hand schnell anzuvisieren und zu fokussieren. Ansonsten liegt es ebenfalls gut in Hand, etwas weniger als die LEICAs, und das Bild ist farblich nicht so ausgeprägt, wie bei den LEICAs, aber es gibt kaum Farbsäume. Dennoch auch hier durchaus wahrnehmbar, wie im Grunde bei allen Gläsern. Vielleicht lag das am idealen Testobjekt hierfür? Die senkrechte Kante eines weißen Thermopane-Fensterrahmens zur dunklen Mauer, ca. 100 m entfernt, bei diesigem, teils bedecktem Himmel, durch den Sonne nur ein bisschen hindurchschien. Das Bild des Swaro empfand ich ebenfalls als sehr gut, wie bei eigentlich allen "guten" Gläsern.

Bei den Zeiss-Gläsern störte mich sofort die sonst oft gelobte, grobe Längsriffelung des Körpers und der Fokussierwalze. Der Eindruck war längst nicht so angenehm, wie bei LEICA und Swaro. Ansonsten kam ich gleich intuitiv gut damit zurecht, kein nach-oben-drücken der Okulare o.ä. Das Bild hat einen sehr scharfen Kontrast, auch farblich sehr ausgeprägt, wenn auch nicht so sehr, wie bei den LEICAs.

Auch das Nikon HG war gar nicht schlecht, nur bemerkte ich genau - wahrscheinlich wegen meiner Sensibilisierung auf den bauartbedingten Tunnelblick meines kleinen Zeiss -, dass das Sehfeld nicht an das von Zeiss, LEICA und Swarovski herankam.

Nach fast zwei Stunden des Ausprobierens entschied ich mich für ein ZEISS Victory FL 8x42. Der beträchtliche Mehrpreis des Swaro für den Mitteldurchgriff war mir zu hoch, und der Minderpreis des Nikon lockte mich nicht genug, um ein eingeschränktes Sehfeld in Kauf zu nehmen. Die LEICAs kamen - leider - wegen des Nach-oben-drücken-müssens und der starken Farbsäume nicht in Frage. Auf den Test eines KOWA XD, den ich woanders hätte machen müssen, verzichtete ich, da mir persönlich alle getesteten Gläser der 42-er Kategorie schon recht schwer erschienen. Noch 200 g hätte ich nicht in Kauf nehmen wollen, dazu käme das gegenüber dem Zeiss ein ganzes Stück kleinere Sehfeld. Der ev. günstigere Kauf anderswo, im Internet o.ä. kam nicht mehr in Frage, weil ich gute Beratung und vor allem den persönlichen Test sehr schätze - jetzt ganz besonders - was ich auch gern mit einem moderat höheren Preis bezahle.

Und ich habe es nicht bereut! Es ist einfach fantastisch, nun von vornherein einen Baum mit dem Glas absuchen zu können und dabei Objekte entdecken zu können, die ich ohne Glas gar nicht bemerkt hätte. Ich stelle fest, dass ich nun lange, lange Zeit nur durch das Glas sehe, ohne es abzusetzen. Gestern habe ich doch tatsächliche eine Nachtigall im dunklen Dickicht *gesehen*. Hören konnte ich sie gut, und ich habe einfach nur das Gehölz in der Hörrichtung abgesucht. Natürlich war auch Glück dabei, aber früher hätte ich das gar nicht erst versucht, weil es aussichtlos gewesen wäre. Oder: Bei einer ca. 4 m entfernten Libelle hätte ich wegen des ausgezeichneten Kontrasts die Striche der Randriffelung ihrer Flügel abzählen können, so plastisch und scharf war die Darstellung. Oder im dunklen Unterholz im Wald: Auch beim hier typisch schwachen Licht sind alle Feinheiten auch bei den Schwarztönen genau zu unterscheiden. Und an die Längsriffelung habe ich mich schnell gewöhnt, ich spüre sie schon gar nicht mehr.

Ich habe also eine gute Entscheidung getroffen, wie ich finde, und das verdanke ich in ganz großem Maß diesem Forum. Daher nochmals ganz herzlichen Dank an alle hier für Ihre engagierten, präzisen und gut verständlichen Beiträge. Und hier wieder ganz besonders Herrn Walter E. Schön, dem ich einen beträchtlichen Wissensgewinn verdanke ;-) Was ist eigentlich aus Ihrem Buch über Fernoptik geworden, von dem ich hier und da habe munkeln hören? Mich als Käufer hätten Sie gewiss!

Nochmals danke und mit bestem Gruß
Hans-Werner Neumann
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Eindrücke vom Fernglaskauf 8/10x42 und DANKE, besonders an Walter E. Schön ;-))

Hans-Werner Neumann 2002 28. Mai 2008 09:50

Ein Kommentar zur subjektiven Wahrnehmung von Details und Farbsäumen

konfokal 1199 30. Mai 2008 16:42

Vergrößerung: Viel hilft nicht generell viel!

F. Neumann 892 30. Mai 2008 20:27

Was nützen mehr Details, wenn ich das Objekt verpasse?

Manni 913 30. Mai 2008 20:36

"Warum werden ...höhervergrößernde Gläser gebaut?"

marc champollion 835 30. Mai 2008 20:46



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