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Ein Kommentar zur subjektiven Wahrnehmung von Details und Farbsäumen

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30. Mai 2008 16:42
Sehr geehrter Herr Neumann,

Glückwunsch zu Ihrer Wahl. Beim Niveau der verglichenen Gläser hätte man Ihnen in jedem Fall gratulieren müssen - Sie hatten ja alle besten Gläser des Weltmarktes zur Verfügung. Glückwunsch auch zu einem Händler, der diese Auswahl bieten kann.

Gestatten Sie ein paar kritische Bemerkungen zu Ihren Ansichten über Kontrast und Farbsäume. Sie schreiben, ein "scharfer Kontrast" trage mehr zur Erkennbarkeit eines Objekts bei, als ein höherer Vergrößerungsfaktor. Bei der Auswahl der Ihnen vorliegenden Gläser von 8 bis 10-facher Vergrößerung bestreite ich das rundheraus - es ist schlichtweg falsch. Viele Leute hier im Forum vertreten eine ähnliche Meinung, und manche halten aus diesem Grund sogar 7-fache Vergrößerung bei Spitzengläsern für die detailreichste. Wenn viele einer Meinung sind, muß das aber noch lange nicht heißen, dass sie richtig liegen. Es können sich auch alle diese vielen irren. Und das tun sie, ausnahmslos.

Es ist natürlich richtig, dass für hohe Detailerkennbarkeit hoher Kontrast nötig ist. Wenn man eine höhere Vergrößerung wählt, darf das Bild dabei nicht flau werden, sonst gerät man zunehmend in den Bereich der leeren Vergrößerung. Bei 10-facher Vergrößerung und 42mm Öffnung sind Sie aber noch so weit davon weg, dass dies hier keine Rolle spielt. Die Grenze für 42er Gläser dürfte jenseits von 50-facher Vergrößerung liegen. Der Kontrast aller von Ihnen verglichener Gläser ist demgegenüber so gut und unterscheidet sich nur so gering, dass der Sprung von 8 auf 10-fach dabei immer mit besserer Detailerkennbarkeit einhergeht, ohne jegliche Ausnahme. Höhere Vergrößerung liefert hier in jedem Fall deutlich mehr Detailerkennbarkeit und zwar meßbar und egal, ob mit oder ohne Stativ.

Wie erklärt sich dann Ihr entgegengesetztes Empfinden, und das der vielen anderen? Sie ahnen es, es handelt sich um eine rein subjektive Interpretation Ihrer persönlichen Wahrnehmung, bei der auch eine gehörige Portion Ästhetik eine Rolle spielt. Es würde hier zu weit führen, auf die vielfältigen wahrnehmungsphysiologischen Gründe dafür einzugehen. (Dass ein leicht kleineres Bild subjektiv schärfer und kontrastreicher empfunden wird, nutzen z.B. manche Kamerahersteller aus, indem sie den Suchereinblick auf -1 dpt. abstimmen. Es kann sogar kurzsichtige Experten auf den Gedanken bringen, ihr durch eine zerstreuende Brille verkleinertes Fernglasbild sei höher aufgelöst, obwohl das Gegenteil der Fall ist. Wie mächtig dieser falsche Verdacht sein kann zeigt sich, wenn man versucht ihn präzise auszuräumen: wenig Zustimmung, viel Schweigen). Etwas subjektiv ansprechender zu finden ist natürlich vollkommen in Ordnung. Aber man muß sich davor hüten, einem schöneren Eindruck nachweislich falsche und meßbar unzutreffende höhere optische Qualitäten anzudichten. Beim Thema Vergrößerung guter Ferngläser ist weniger eindeutig NICHT mehr. Hier gilt über einen großen Bereich das genaue Gegenteil: viel hilft viel. Warum werden schließlich sonst überhaupt höhervergrößernde Gläser gebaut? Eine individuelle Entscheidung für 8-fach ist respektabel, aber diesen Gläsern eine bessere Detailerkennbarkeit zuzuschreiben dürfte dem Wunsch entspringen, eine legitim subjektive Wahl im nachhinein zu objektivieren - und das leider auf Kosten der Wahrheit.

Beim Thema Farbsäume schreiben sie den Leica-Gläsern solche von "immensem Ausmaß" zu, beim 8x42 Nikon HG, dem hier im Forum mehr Farbe nachgesagt wird, sagen sie dazu nichts. Deshalb frage ich mich, ob nicht andere Umstände Ihre Eindrücke verfälscht haben können. Die Intensität von Farbsäumen hängt zum Beispiel sehr vom Einblick und von der Umgebungshelligkeit ab - Sie schreiben von einem teils bedeckten Himmel, durch den die Sonne nur ein bisschen hindurch schien. Sollten Sie zufälligerweise das Leica vor Augen gehabt haben, als die Sonne gerade etwas mehr hindurch schien, kann dies Farbsäume entscheidend verstärkt haben. Umgekehrt können schon leichte Eintrübungen genügen, die Farbsäume deutlich abzuschwächen. Hinzu kommt, dass Sie durch die Leicas ziemlich versetzt blicken mußten, was bei jedem Fernglas die Farbsäume sehr verstärkt - vielleicht machen Sie zum Vergleich auch bei Ihrem Zeiss an einem sonnigen Tag einen Test mit bewußt versetztem Einblick.

Die Zeiss-Modelle sind für mein Empfinden geschickt abgestimmt, und wirken im Vergleich zu anderen Herstellern auf mich einen kleinen Tick "knalliger". (Im Hifi-Jargon würde ich von einem leichten Loudness-Effekt sprechen). Die Farbsäume sind bei Zeiss statt weich und weiter ausgedehnt in einem engeren Bereich konzentriert, in dem sie dafür sogar minimal intensiver sein dürfen: an manchen Kanten kann das einen kontrastverstärkenden Eindruck hervorrufen, der das subjektive Empfinden sehr beeindruckt. Auf Dauer würde ich persönlich eine etwas neutralere Abstimmung bevorzugen - doch das sind Geschmackssachen, wie bei Hifi und anderswo auch. Einem Weltklasse-Glas muß man Allüren verzeihen.

Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Eindrücke vom Fernglaskauf 8/10x42 und DANKE, besonders an Walter E. Schön ;-))

Hans-Werner Neumann 1993 28. Mai 2008 09:50

Ein Kommentar zur subjektiven Wahrnehmung von Details und Farbsäumen

konfokal 1192 30. Mai 2008 16:42

Vergrößerung: Viel hilft nicht generell viel!

F. Neumann 888 30. Mai 2008 20:27

Was nützen mehr Details, wenn ich das Objekt verpasse?

Manni 903 30. Mai 2008 20:36

"Warum werden ...höhervergrößernde Gläser gebaut?"

marc champollion 832 30. Mai 2008 20:46



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