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Re: Welches 8 x 56 sollte man nehmen

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25. Februar 2005 10:51
Wie hier schon von anderen (insbesondere Dr. Severin) erwĂ€hnt, ist die SchĂ€rfentiefe bei identischer VergrĂ¶ĂŸerung und Austrittspupille, also bei FernglĂ€sern identischer Kenndaten, z.B. bei allen 7x50-FernglĂ€sern, fĂŒr ein und denselben Beobachter unter gleichen Lichtbedingungen gleich. Ein und denselben Beobachter muß ich unterstellen, weil fĂŒr die wahrgenommene SchĂ€rfentiefe auch das Akkomodationsvermögen des Beobachters eine Rolle, und zwar eine SEHR große Rolle spielt *). Die gleichen Lichtbedingungen sind deshalb nötig, weil bei unterschiedlicher Helligkeit die Augenpupillen unterschiedlich groß sind und dann, wenn sie (bei großer Helligkeit) kleiner als die Austrittpupille des Fernglases werden, die SchĂ€rfentiefe zunimmt – aber natĂŒrlich wieder fĂŒr alle genannten FernglĂ€ser in gleicher Weise.

*) Deshalb werden ĂŒbrigens SchĂ€rfentiefeprobleme von Ă€lteren Beobachtern mit verminderter Akkomodationsbereite, speziell solchen ĂŒber ca. 50 Jahren (Alterssichtigkeit!), sehr viel stĂ€rker wahrgenommen als von jungen, die aufgrund ihres „Nachfokussierens durch das Auge” (nichts anderes ist „Akkomodation”) scharf sehen, was das Fernglas eigentlich gar nicht mehr scharf, d.h. weit ab von der Fokusebene abbildet. Ein und dasselbe Fernglas wird daher von jungen Beobachtern bei Entferungswechseln viel seltener nachfokussiert als von alten Beobachtern.

Wenn man also die nicht vom Fernglas abhĂ€ngigen Parameter (Akkomodationsvermögen und Motivhelligkeit bzw. AugenpupillengrĂ¶ĂŸe) ausklammert bzw. konstant hĂ€lt und nur die Parameter betrachtet, die vom Fernglas abhĂ€ngen, dann ist die SchĂ€rfentiefe ausschließlich eine Funktion der VergrĂ¶ĂŸerung und der Öffnung, wobei die VergrĂ¶ĂŸerung (weil sie rechnerisch im Quadrat eingeht!) die grĂ¶ĂŸere Rolle spielt. [Wenn man FernglĂ€ser gleicher Kenndaten mit sehr unterschiedlicher Transmission vergleicht, kann noch ein (allerdings nur marginaler) Effekt beobachtet werden, der Einfluß auf die SchĂ€rfentiefe nimmt: Beim Fernglas grĂ¶ĂŸerer Transmission ist die Bildhelligkeit grĂ¶ĂŸer, und dann kann sich unter UmstĂ€nden die Augenpupille sehr geringfĂŒgig verkleinern, was die SchĂ€rfentiefe minimal steigern könnte.]

Es gibt keine konstruktive Möglichkeit, die SchĂ€rfentiefe unter Beibehaltung der Kenndaten (z.B. 7x50) zu steigern, weder durch Verwendung anderer Bauweisen (z.B. Keppler- oder Galilei-Typ), noch durch andere Umkehrprismen (z.B. Porro- oder die unterschiedlichen Dachkantprismen) noch durch spezielle Okularkonstruktionen, wie es ein bekannter und erfolgreicher, aber in physikalischen Sachverhalten wenig kundiger AstrohĂ€ndler unter Berufung auf nicht nĂ€her genannte „MilitĂ€rexperten” behauptet hat.

Ein einziger Effekt kann einen gewissen Einfluß haben, spielt aber bei hochwertigen FernglĂ€sern keine Rolle, weil diese eine sehr gute SchĂ€rfe haben mĂŒssen: Wenn man eine stĂ€rkere sphĂ€rische Aberration zulĂ€ĂŸt, dann hat man zwar bei optimaler Fokussierung eine schlechtere SchĂ€rfe, aber beiderseits dieser optimalen Fokussierung verschlechtert sie sich langsamer als bei einem Fernglas ohne oder mit geringer sphĂ€rischer Aberration. Dieser Umstand wird beim Rodenstock-Weichzeichnerobjektiv „Imagon” benutzt, um einen zarten „Schmelz” an Lichtkanten zu bekommen (ein relativ scharfes Kernbild, das von den nahe der Pupillenmitte durchs Objektiv fallenden Strahlen erzeugt wird, ist von einem weichen Schein, dem sog. „Halo” umgeben, der von der Randstrahlen wegen deren von der sphĂ€rigen Aberration bewirkten Fokusabweichung erzeugt wird). Diese sphĂ€rische Aberration vergrĂ¶ĂŸert bei verminderter AbsolutschĂ€rfe die SchĂ€rfentiefe. Dieses Objektiv war deshalb frĂŒher nicht nur ein beliebtes PortrĂ€tobjektiv (wegen der Weichzeichnung), sondern auch als sog. „Tiefenbildner” bei Sachaufnahmen in Gebrauch, wenn man mit anderen Objektiven zu wenig SchĂ€rfentiefe erreichte. Geometrisch kann man sich das leicht klarmachen, wenn man den Strahlengang fĂŒr mehrere Strahlen zeichnet, die die Pupille (= Blendenöffnung) in unterschiedlichem Abstand von der Mitte durchtreten. Die sĂ€mtliche Strahlen einhĂŒllende FlĂ€che ist dann nicht ein Doppel-Kegelmantel (dort wo die Spitzen beider Kegel zusammenstoßen, liegt der scharfe Bildpunkt), sondern ungefĂ€hr ein Hyperboloid, der an er engsten EinschnĂŒrung NICHT punktförmig ist.

VerstĂ€rkt wird in diesem Falle der Eindruck erhöhter SchĂ€rfentiefe, weil man nirgendwo perfekte SchĂ€rfe hat und darum die Grenze zwischen „scharf” und „unscharf” verschwimmt.

Man mĂŒĂŸte, um dieses Thema erschöpfend und besser verstĂ€ndlich darzustellen, einen sehr langen Beitrag schreiben und ihn mit anschaulichen Zeichnungen illustrieren. In meinem Fernglasbuch wird das der Fall sein. Wer vorab jedoch noch mehr zu diesem Thema lesen möchte, dem empfehle ich, meine (und auch die anderen) BeitrĂ€ge in der vor mehr als einem Jahr in Astronomie.de gefĂŒhrten Diskussion zu studieren, die mit folgender Adresse aufgerufen werden kann:

[forum.astronomie.de]

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Welches 8 x 56 sollte man nehmen

Bernd Wolf 2355 22. Februar 2005 07:48

Re: Welches 8 x 56 sollte man nehmen

Patrick 1305 22. Februar 2005 10:04

Re: Welches 8 x 56 sollte man nehmen

Yves Weinachter 4106 23. Februar 2005 16:46

Re: Welches 8 x 56 sollte man nehmen

Achim 1344 24. Februar 2005 16:46

Re: Welches 8 x 56 sollte man nehmen

Yves Weinachter 1283 24. Februar 2005 22:49

TiefenschÀrfe ist konstruktionsunabhÀngig

Franz-Josef Severin 1242 25. Februar 2005 06:32

Re: TiefenschÀrfe ist konstruktionsunabhÀngig

Yves Weinachter 1444 25. Februar 2005 21:01

Re: Welches 8 x 56 sollte man nehmen

Walter E. Schön 1581 25. Februar 2005 10:51

Re: Welches 8 x 56 sollte man nehmen

Erich Weidenfeld 1248 24. Februar 2005 07:16



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