Wie Herr Becker schon sagte, sind es biologische Pilze, und daher ist auch von (fast allgegenwärtigen) Sporen die Rede, über die sich die Pilze ausbreiten bzw. vermehren.
Nicht richtig ist, daß sich die Pilze von von Metallhalogeniden „ernähren” - das mit Abstand häufigste Vergütungsmedium ist MgF2, also das Magnesiumsalz der Flußsäure (= Fluorsäure, chem. Formel HF), und Fluor ist ein Element der Halogen-Gruppe (= Fluor, Chlor, Brom Jod und das in der Natur fast nicht, sondern nur als kurzlebiges Zerfallsprodukt des Urans vorkommende Astat). Von Metallsalzen wird kein Lebewesen satt, und wenn dies gelänge, müßte das Lebewesen selbst nur aus chemischen Substanzen bestehen, die sich aus Magnesium, Fluor (aus der Vergütung), Wasserstoff, Sauerstoff (aus Wasser der Feuchtigkeit) und den in der Luft enthaltenen Gasen (außer dem schon genannten Sauerstoff vor allem Stickstoff) zusammensetzen. Da fehlte zumindest der für alle organischen Verbindungen nötige Kohlenstoff oder an seiner Stelle evtl. Silizium, das einige ähnliche Verbindungseigenschaften aufweist und den Kohlenstoff ersetzen könnte.
Vielmehr ernähren sich die Pilze von nährstoffhaltigen Substanzen in den auf den Glasoberfläche und auch sonst im Fernglasgehäuse vorhandenen Staub- und Schmutzpartikeln. An anderen Stellen des Fernglasinneren wiken sie sich nur nicht so schädlich und sichtbar aus wie auf den Glasoberflächen. Sie können aber nur bei ausreichender Feuchtigkeit gedeihen, weshalb das Fundusproblem spezielle in feuchtem Klima (auch bei falscher Lagerung, z.B. eines feucht gewordenen Fernglases in einem dicht schließenden und daher die Feuchtigkeit lange haltenden Behälter) besteht. Daher bitte nie ein feucht gewordenes Fernglas in Plastikfolie wickeln und so aufbewahren! Die netzartigen Strukturen, die bei Fungusbefall auf den Glasoberflächen sichtbar werden, sind Verätzungen durch die aggressiven Ausscheidungsprodukte der Pilze, nicht etwa „aufgefressenes" Vergütungs- oder Glasmaterial.
Leider ist Fungus sehr ansteckend, und da der Befall immer erst in einem schon fortgeschrittenen Stadium sichtbar wird, haben die auf andere Ferngläser übertragenenen Sporen genügend Zeit, sich ungestört am neuen Ort festzusetzen und weiter auszubreiten, bevor der Besitzer es merkt und den meist scheiternden Versuch unternimmt, etwas dagegen zu tun. Ich weiß aus sicherer Quelle (Zeiss-Kundendienst), daß z.B. Zeiss grundsätzlich von Fungus befallene Ferngläser nicht zur Reparatur annimmt, weil eben die Gefahr zu groß ist, daß Sporen beim Öffnen des Fernglases frei werden, sich in der Werkstatt verbreiten und dann auch andere Ferngläser befallen, was besonders leicht ist, wenn die anderen Ferngläser zur Reparatur geöffnet herumliegen. Ich vermute, daß andere renommierte Hersteller es nicht anders machen.
Da ich kein Biologe bin, kann ich Ihre anderen Fragen leider nicht beantworten (genauere Pilzuntergruppe, bevorzugte Substrate usw.). Aber ich hoffe, daß diese Informationen zumindest die für Ferngläser relevanten Fragen hinreichend beantwortet haben.
Leider werde ich auf sich eventuell in einer Fortsetzung dieser Diskussion ergebende Fragen derzeit nicht eingehen können, da ich morgen sehr früh in Urlaub fahre und erst ab Mitte Juni wieder hier sein und aufs Internet Zugriff haben werde.
Walter E. Schön