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Einblickverhalten ist nicht aus technischen Daten zu erkennen

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09. Juli 2008 10:45
Das Einblickverhalten (ohne „s“ in der Mitte, weil es nicht das Verhalten des Einblicks, sondern beim Einblick ist) ist schon genau der richtige Begriff für das, was Sie an mehreren Ferngläsern beobachten haben. Leider ist es nicht anhand technischer Daten zu beurteilen, zumindest nicht anhand derer, die von der Herstellern und Vertriebsfirmen mitgeteilt werden. Sie müssen es also tatsächlich selbst ausprobieren, zumal neben bestimmten optischen Eigenschaften des Fernglases auch anatomische Eigenschaften des Beobachters (flacher/hoher Nasenrücken, tief- oder nicht tiefliegende Augen) und im Falle eines Brillenträgers auch Eigenschaften der Brille (Hornhautscheitelabstand, Kurz- oder Weitsichtigkeit, Dioptrienzahl) eine Rolle spielen. Sogar die Fähigkeit des Beobachters, den Okularachsenabstand präzise auf die eigene Augenweite einzustellen und das Fernglas exakt und ruhig so vor den Augen zu halten, daß beide Augenpupillen gut zentriert zu den Austrittspupillen des Fernglases und in annähernd derselben Ebene liegen.

Die für das Einblickverhalten wichtigsten Eigenschaften des Fernglases sind ein zu den Bedürfnissen des jeweiligen Beobachters passender Austrittspupillen-Längsabstand (meisten nicht korrekt, aber kurz als „Pupillenabstand“ bezeichnet) und eine gute optische Korrektion der sog. Pupillenaberrationen der Fernglasokulare.

Den AP-Längsabstand findet man zwar in den technischen Daten, aber diese Angaben sind wenig zuverlässig, weil sie sich in der Regel gemäß der in der Optik geltenden Definition auf den letzen Linsenscheitel beziehen (also auf die Mitte der letzten Okularlinsenoberfläche) statt auf die „Anschlagsfläche“ der Augenmuscheln. Je nachdem, ob der letzte Linsenscheitel mehrere Millimeter vertieft oder nahezu in derselben Ebene wie die Anschlagsfläche liegt, kann sich der effektive, also für die Praxis relevante Wert um ca. 8 mm bis 0,5 mm gegenüber dem in den technischen Daten genannten Wert verkürzen.

Noch viel problematischer sind die Pupillenaberrationen der Okulare, über die kein Hersteller etwas aussagt. Kaum jemand weiß, daß selbst ein sehr scharf (nahezu aberrationsfrei) abbildendes Fernglas eventuell starke Pupillenaberrationen aufweisen kann. Die Nikon-Ferngläser der SE-Serie sind so ein Beispiel: Hervorragende Schärfe bis in den Randbereich, aber starke Pupillenaberrationen, die beim Augenrollen (für die Betrachtung des Sehfeldrandbereichs) schwarze Schatten über das Bild huschen lassen. Für diese Erscheinung kenne ich kein deutsches Wort, so daß man sie auf solche oder ähnliche Weise umschreiben muß. Im Englischen jedoch ist dafür die Bezeichnung „kidney beaning“ üblich (kidney = Niere, bean = Bohne, kidney beans = eine nierenförmige Bohnensorte), weil diese über das Bild huschenden Schatten meistens etwa nierenförmig sind.

Ferner wird das Einblickverhalten auch von der Größe des Austrittspupille beeinflußt. Bei einer großen AP fällt es leichter, die Augenpupillen trotz des Handzittern konstant innerhalb der AP zu halten. Das gilt erst recht auf schwankendem Boden, also z.B. bei Beobachtung von einem schaukelnden Boot oder vibrierenden Hubschrauber aus. Schon nach anstrengender Wanderung oder Klettertour kann eine zu kleine AP Schwierigkeiten beim Zentrieren bereiten. Andererseits sollte man nicht vergessen, daß bei größerer AP die Gefahr größer wird, daß man den Okularachsenabstand nicht präzise auf die Augenweite einstellt, weil man einen zu engen oder zu weiten Abstand nicht an einer Abdunkelung des Bildes erkennt. Dann aber nehmen aufgrund der Dezentrierung von Augen- und Okularachsen die Abbildungsfehler und insbesondere die Farbsäume sichtbar zu, und – was wenig bekannt ist – aufgrund der zur Verhinderung des Globuseffekts gewollten kissenförmigen Verzeichnung kommt es zu einer scheinbar konkaven oder konvexen Verformung ebener Flächen, die annähernd rechtwinklig zur optischen Achse liegen; beobachten Sie hierzu in zur Wand senkrechter Blickrichtung durch ein Fernglas eine efeubewachsene oder sonst sehr gut strukturierte Hauswand, während Sie den Okularachsenabstand enger oder weiter verändern. Man erkauft sich mit einer größeren AP dann das angenehmere Einblickverhalten mit der Gefahr einen zeitweisen Bildverschlechterung.

Von manchen Ferngläsern ist bekannt, daß sie ein besonders schwieriges oder ein besonders angenehmes Einblickverhalten haben, aber weil auch andere Ferngläser je nach den individuell verschiedenen anatomischen Besonderheiten und den Eigenschaften der Brille problematisch werden können, bleibt nichts anderes übrig, als die in die engste Wahl genommenen Ferngläser daraufhin selbst zu prüfen. Das gilt ja auch für die Haptik und Ergonomie, also ob das Fernglas angenehm in der Hand liegt, sich gut anfaßt, die Fokussierwalze an der für die eigenen Finger richtigen Stelle liegt und die als optimal empfundene Untersetzung und Friktion hat usw. „Drum prüfe, wer sich (ewig) bindet“, sollte darum nicht nur für die Ehe, sondern auch für den Kauf eines Fernglases gelten.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Fachfrage Einblicksverhalten

René 1783 09. Juli 2008 09:03

Einblickverhalten ist nicht aus technischen Daten zu erkennen

Walter E. Schön 1837 09. Juli 2008 10:45

Re: Einblickverhalten ist nicht aus technischen Daten zu erkennen

René 1171 09. Juli 2008 11:55

Effektiver AP-Längsabstand einiger Ferngläser nach tvwg.nl

Labrador 1738 09. Juli 2008 11:56

Ich habe abweichende Werte

Werner Jülich 1297 09. Juli 2008 14:49

Leider ist mir die verwendete Messmethode nicht bekannt

Labrador 1321 09. Juli 2008 15:30

Re: Leider ist mir die verwendete Messmethode nicht bekannt

Werner Jülich 1137 09. Juli 2008 15:56

Etwas Geduld ...

Labrador 1307 09. Juli 2008 17:35

Ab Anschlag Okularmuschel?

Walter E. Schön 1333 09. Juli 2008 18:54

Re: Ab Anschlag Okularmuschel?

Werner Jülich 1099 09. Juli 2008 21:05

Swarovski 10x32 EL und 10x42 EL unterscheiden sich stärker

Walter E. Schön 1273 09. Juli 2008 22:26

Jan Meijerink hat mir folgende Vorgehensweise geschildert:

Labrador 1332 09. Juli 2008 22:16

Messmethode wird nicht beschrieben; ist inzwischen aber bekannt

Dick van den Berg 1086 10. Juli 2008 00:03

Meßmethode ergibt sich aus dem Foto

Walter E. Schön 1000 10. Juli 2008 00:23

Plädoyer für ein " immer dabei Fernglas "

Dick van den Berg 1377 10. Juli 2008 00:44

Eine private e-Mailantwort

Dick van den Berg 1007 09. Juli 2008 22:48

AKTUALISIERT: Effektiver AP-Längsabstand einiger Ferngläser nach tvwg.nl

Labrador 1980 10. Juli 2008 11:29



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