Gut möglich, dass es Ferngläser mit Gewinde zum Einschrauben von Farb- oder Interferenzfiltern gibt. Ich vermute aber eher, dass Sie die Lichtbrechrillen meinen - das sind keine Gewinde.
>>Filter gegen IR kaufen kann, sollte man ein solches Glas bevorzugen?<<
Warum nicht?
>>Die käuflichen Objektivsonnenfilter dämpfen auch UV<<
Meinen Sie die Filter zur direkten Sonnenbeobachtung? Darum ging es in der ursprünglichen Frage garnicht. Wenn Sie direkt in die UV/IR-Strahlungsquelle (Sonne) blicken wollen, müssen die verwendeten Filter natürlich alle bioaktiven Strahlen gleichmäßig schwächen (sollten sie, tun sie aber nicht so ganz - ist aber ein völlig anderes Thema). Von der Intensität her ist es ein gewaltiger Unterschied, ob man im Hochgebirge die sonnenbeschienene Landschaft betrachtet, oder direkt in die Sonne blickt.
Nebenbei gibt es da auch noch einen ganz natürlichen Effekt: das Strahlungsspektrum wird für das menschliche Auge an den beiden Enden nicht einfach schlagartig dunkel. Für den einen ist es noch Dunkelviolett - für den anderen schon unsichtbares UV. Gleiches gilt für Dunkelrot und Infrarot.
>>Absorbtion von UV durch Glas<<
Im Internet gibt es unzählige Quellen. Beispielsweise auch die Hersteller (Zeiss und andere) von Objektiven für die UV-Fluorenzenz-Photographie und -Mikroskopie. Diese Objektive werden nämlich genau aus diesem Grunde aus Quarz(glas) hergestellt, weil Quarz auch noch für kurzwelliges UV durchlässig ist.
Generell findet man für Glas (von dem es natürlich x-Sorten gibt), dass es für UVA gerade noch durchsichtig und für UVB und UVC undurchsichtig ist. "Gerade noch durchsichtig" und "undurchsichtig" sind selbverständlich relative Begriffe, die vom Material, aber auch ganz entscheidend von dessen Eigenfarbe und Dicke abhängen. Denn wir reden hier nicht über einen dünnen, farblosen, vergüteten UV-Filter, den man sich eigentlich nur als mechanischen Schutz vor das Photo-Objektiv schraubt. Der Glasweg im Fernglas (vor allem im Prismenfernglas) beträgt mehrere Zentimeter (ca. 5-12), dagegen kann der Glasweg im photographischen Objektiv deutlich kürzer sein. Ein Film oder ein Chip ist ohnehin etwas ganz anderes als das menschliche Auge.
Der Dämpfungsweg des Glases reicht jedenfalls als Schutz vor der UV-Strahlung für die Beobachtung des reflektierten und gestreuten Strahlungsanteils aus. Blickt man mit bloßem Auge in die Landschaft, dann ist die Strahlenbelastung im UV-Bereich um einige Zehnerpotenzen größer, als wenn man durch ein Fernglas blickt.
Noch perfekter in dieser Hinsicht sind ältere (Marine-)Ferngläser, in denen Glassorten verarbeitet wurden, die eine leicht gelbe Eigenfarbe besaßen. Diese absorbieren natürlich einen Teil des sichtbaren blauen Spektrums (Farbverfälschung), sorgen aber für einen deutlich erhöhten Kontrast durch Absorption des sichtbaren, blauen Streulichts in der Ferne (Quelle: Zeiss). Der Blick durch ein solches Fernglas im Gebirge ist, meiner Meinung nach, ganz toll. Bei klarem Wetter verschwindet die blaue "Soße" in der Ferne und bei trübem Wetter steigt der allgemeine Kontrast sichtbar an. Der (subjektive) Effekt ist umso stärker, je höher man kommt. Denn hier oben ist das Licht nur noch blau, d.h. Farbtemperaturen von mind. 10000 bis weit über 20000 Kelvin.
Heutzutage fordert der allgemeine Publikumsgeschmack eine neutrale Farbwiedergabe und man geht genau den umgekehrten Weg. Man verwendet Gläser ohne Eigenfarbe, deren UV-dämpfende Wirkung aber auch dafür sorgt, dass die Transmissionskurve im gerade noch sichtbaren blauen Bereich schon abfällt. Diesen Verlust an Blau kompensiert man dann sehr weitgehend durch eine entsprechende Vergütung der Gläser, die die Transmissionskurve im Bereich Blau bis "Ultrablau" wieder etwas anhebt. Dies ist relativ einfach möglich, weil man mit einer Vergütung ,technisch betrachtet, einen scharfen Kurvenknick erzeugen kann, während eine Färbung in der Masse ein sehr sanftes und breites Abfallen der Kurve bewirkt.
Walter Wehr