Hi,
der Einfachheit halber antworte ich mal mit Zitierfunktion.
Mannes Urban schrieb:
> Wie ginge dieser Vergleich aus.
> 10x exakt das gleiche Bild glaube ich nicht.
> Also was wäre das Ergebnis und wie vermeide ich
> als Käufer, daß ausgerechnet ich den Ausreißer
> nach unten bekomme?
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Das Glas hat die Endkontrolle passiert.
Damit erfüllt es die zugesicherten Mindestanforderungen.
Du hast darüberhinaus das Recht auf jahrelange Garantie gemäß dem auf der Garantiekarte beschriebenem Umfang.
Weitergehende Forderungen kann legitimerweise kein Lieferant erfüllen.
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> Jetzt ist es passiert und ich habe diesen
> Ausreißer! Leider bemerke ich es zu spät und erst
> nach ein paar Monaten schwant mir, mein Exemplar
> wäre besonders schwach.
> Was geschieht dann, wie komme ich zu meinem
> Recht?
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Du gehst zu Deinem Händler mit der Bitte um Prüfung. Der schickt das Glas an den Hersteller, entweder kostenlos, wenn er mit Deiner Einschätzung übereinstimmt, oder er stellt Dir die Portokosten in Rechnung, wenn er Dich für einen Hysteriker hält.
Wenn Du dem Händler nicht vertraust, dann wendest Du Dich direkt ans Werk. Dabei gehst Du nur das Risiko ein, Dein Glas für ein paar Wochen grundlos zu entbehren.
Wenn Du weder Hersteller noch Händler glaubst, besorg Dir die Anschrift von einem Gutachter. Sicherheitshalber würde ich aber vorher nach den Kosten fragen, denn die bleiben oft bei Dir kleben.
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> In einem anderen großen Optikforum wurde davor
> gewarnt, bereits geöffnete Ware - damals ging es
> um Fernrohre - zu kaufen, weil ein geöffneter
> Karton darauf schliessen läßt, daß die Ware
> bereits von einem anderen Kunden wegen
> Nichtgefallen zurückgegeben wurde.
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Da ging es meines Wissens um Billigware, bei der die Händler conteinerweise Produkte abnehmen und die Gewährleistung mit dem Einkauf bereist übernehmen.
Zum Geschäftsgebaren gehört dort, möglichst viele der gekauften Exemplare auch an den Mann zu bringen, eine korrekte Gewährleistung abzuwickeln kostet viel Geld und frist vielleicht sogar die Spanne auf. ich habe mal einen karton gesehen, da waren 4-5 Aufkleber teilentfernt bzw. unleserlich gemacht. Es ist durchaus denkbar, daß nicht nur der Karton, sondern auch dessen Inhalt mehrmals durch die Lande kutschiert wurde, in der Hoffnung auf einen Depperten.
Wenn Leica Swarovski und Zeiss die Umverpackung nicht versiegeln, dann kann das ein Entgegenkommen an den Versandhandel sein, die haben Rücknahmeverpflichtung und sitzen dann auf unverkäuflicher, weil geöffneter Ware. Merke, die Rücknahmeverpflichtung umfaßt auch einwandfreie Produkte, es steht im gesetz zum Schutz des Verbrauchers. Mißbrauch natürlich nicht ausgeschlossen. Sohnemann leiht sich zur Klassenfahrt ein Fernglas und gibt es danach ohne Kommentar zurück, rechtlich einwandfrei, moralisch habe ich nicht zu bewerten.
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> Herr Jülich behauptet nun,
> daß alle Verpackungen von Leica-Zeiss-Swarovski
> unversiegelt angeliefert würden.
> daß der Händler eine Eingangskontrolle machen muß,
> sein Argument für die offene Verpackung.
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Sehe ich allerdings auch so. Sei froh, wenn es so ist und wenn Du genau diese Situation nicht mags, such Dir ein Label, das mit echtem Sigel ausgeliefert wird. Paß aber auf, wer alle über so ein Sigel verfügt. Jeder Laden, der braune Ware verkauft, hat auch das Originalklebeband mit Herstelleraufdruck.
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> daß die Hersteller auch Geräte austauschen, die
> den eigenen Spezifikationen offensichtlich nicht
> entsprechen.
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Das könnte ich mir auch vorstellen, denn es gibt genug Internetforen um Mängel breitzutreten. Da sind die Hersteller schnell kooperativ, bis hin zur geduldeten Erpressung.
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> daß sowieso überwiegend mechanische Schäden
> auftreten und viele Dinge dann auf dem Kulanzweg
> geregelt würden.
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Kann ich mir vorstellen, das mit der Kulanz habe ich bereits selber erlebt.
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> Das ist mir aber zu unbestimmt, weil
> die Eingangskontrolle kann der Verkäufer auch in
> meinem Beisein machen. Ich will sehen, daß das
> Siegel unverletzt ist. Wobei ich mir noch die
> Frage stelle, was der Verkäufer feststellen kann,
> wenn das Werk das Ding freigegeben hat. So gut
> sind die Verkäufer nicht, auch nicht Herr Jülich.
> die Herstellerspezifikationen sind mir nicht
> bekannt.
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Vorsicht bei dieser Argumentation. Eine ernsthafte Kontrolle kostet Zeit und vielleicht ist der Händler sogar verpflichtet, innerhalb einer gewissen zeit zu reklamieren, den Punkt müßte man noch klären.
Ob der Händler besser als das Werk ist, ist doch nicht die Frage. Es reicht doch aus, wenn er besser als Du bist, denn dann wird er mehr und leichter Fehler entdecken. Herr Jülich, den ich schon mehrmals aufgesucht habe, scheint mir nicht der Schlechteste zu sein, aber wie gesagt, er muß nur besser als Du sein.
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> Kulanz klingt für mich nach gutem Willen, ich will
> aber ein Recht und keinen guten Willen, der mir
> auch verwehrt werden kann.
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Du hast ein Recht, präzise formuliert in den Garantiebestimmungen. Geh auf die Homepage Deines Lieblingsherstellers und druck sie Dir aus. Dann fragts Du die Verbraucherzentrale, ob die Bestimmungen fair und korrekt sind. Erst danach entscheidest Du, ob sich das Kaufrisiko lohnt.
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Junge Du machst Dir aber das Leben schwer. Bei der Methode bist Du längst tot, bevor Du ein Fernglas hast. Es ist, um einmal ein Zitat von Herrn Montoya zu verfremden, "nur ein Fernglas", wenn auch ein gutes.
Norbert Cassel