Da Ihre Antwort an meinem vorherigen Beitrag hängt, fasse ich sie als an mich gerichtete Entgegnung auf. Deshalb muß ich richtigstellen, daß ich nicht davon gesprochen habe, daß hier eine 6-MP-Sekte ihr Unwesen triebe. Die Bezeichnung „6-MP-Sekte” (oder „6MP-Sekte“) war schon vorher benutzt worden und wahrscheinlich gar nicht böse, sondern eher scherzhaft gemeint, und ich habe sie nur übernommen, um damit diejenigen zu bezeichnen, die ernsthaft glauben, mit nur 6 Megapixel die beste Bildqualität aus Digital-Kompaktameras herauszuholen.
Ich kann Ihnen und „OhWeh“ sogar darin zustimmen, daß bei den meisten Digital-Kompaktkameras der Trend zu immer noch höheren Pixelzahlen der falsche Weg zur Verbesserung der Bildqualität ist. Ich habe meine Begründung dafür, daß eine höhere Pixelzahl, explizit: ca. 10 MP und mehr, auch bei Kompaktkameras sinnvoll sein
kann, mit der
Bedingung verknüpft, daß die Blendenöffnung ausreichend groß ist (Blende 2,8 oder lichtstärker). Natürlich gilt das auch nur unter der Voraussetzung, daß die Abbildungsgüte des Objektivs gut genug ist. Nennenswert über 12 MP hinauszugehen, wie das Canon bei der sehr guten G10 tat und inzwischen auch Panasonic und andere bei viel einfacher gestrickten Modellen nachmachten, wird dann tatsächlich fragwürdig, weil der wegen der Begrenzung durch die optische Bildqualität inkl. Beugung vergleichsweise geringe Zuwachs an Auflösung eine erhebliche Zunahme des Rauschens kostet.
Panasonic hat möglicherweise auf Drängen von Leica bei der Lumix LX-3, die weitgehend baugleich mit der Leica D-Lux 4 ist, gegenüber dem Vorgängermodell LX-2 bzw. D-Lux 3 zwar den Sensor geringfügig vergrößert (und so den Bildwinkel entsprechend einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 27 mm statt bisher 28 mm erzielt), aber glücklicherweise trotz des weiter verbesserten Rauschunterdrückungssystems der Versuchung widerstanden, die Pixelzahl zu erhöhen. So ist die LX-3 bzw. D-Lux 4 auch „nur“ eine 10-Megapixel-Kamera, aber eine, die andere 12-und-mehr-Megapixel-Kameras locker abhängt, wenn man nicht den Fehler macht, stark abzublenden oder einer Programmautomatik bei hellem Tageslicht freien Lauf zu lassen.
Was den Bildqualitäts-Wettbewerb zwischen Digiskopie herkömmlicher Art mit Kompaktkamera hinter dem Spektivokular oder im Spektiv integrierter Digitalkamera einerseits und separater Superzoom-Kompaktkamera betrifft, so habe ich nicht nur schon lange vor Herrn Champollion die Meinung vertreten, daß eine gute Superzoom-Kompaktkamera (evtl. mit Tele-Vorsatzkonverter) klarer Sieger wird, sondern ich bleibe auch jetzt noch dabei.
Das neue Zeiss PhotoScope ist zwar schon faszinierend und ein deutlicher Sprung nach vorn, weil man nun auch beim Fotografieren zoomen kann und nicht auf den einen Bildwinkel angewiesen ist, der sich bei dem Foto-Okular ergibt, und weil alles in einem einzigen Gerät steckt (Komfortgewinn). Aber man muß bei einem solchen Vergleich auch den dafür in Euro zu zahlenden Preis bedenken: ca. 5000 Euro für ein PhotoScope gegenüber z.B. nur 2000 bis 2500 Euro für ein ebenfalls hervorragendes Spektiv plus 600 Euro für eine der besten Superzoom-Kompaktkameras mit Tele-Vorsatzkonverter. Das ist nur der halbe Preis oder geringfügig mehr! Und man muß dabei keineswegs ständig das Auge am Kamerasucher haben. Vielmehr muß man nur Spektiv und Kamera auf einem Stativ mit ausreichend stabilem Neiger so auf einer gemeinsamen Grundplatte (oder die Kamera mit Rohrschellen am Spektiv) so befestigen und ausrichten, daß beide parallele optische Achsen haben, ggf. mit minimaler Konvergenz zur angepeilten Entfernung. Dann kann man ständig durchs Spektiv beobachten und bei Bedarf mit dem Draht- oder elektrischen Fernauslöser die Kamera auslösen, wenn ein Bild gemacht werden soll. Sinnvoll ist es dabei, den LCD-Monitor der Kamera auszuschalten, weil er ein ziemlicher Stromfresser ist. Eventuell kann sich ein größerer separater Akku als externe Stromversorgung der Kamera empfehlen, wenn der „Ansitz“ mehrere Stunden dauern soll.
Ich bin gern bereit, auf dem geplanten Treffen am 11./12. Juli in Bonn mit einer Superzoom-Kamera gegen jeden mit einer Digiskopie-Lösung in der oben beschriebenen Weise anzutreten. Dann werden wir sehen, wer in der Praxis die bessere Bildqualität zustandebringt.
Walter E. Schön