Ich habe seit 2,5 Jahren ein Canon 12x36 IS II, mit dem ich sehr zufrieden bin.
Vor kurzem habe ich ein weiteres Exemplar für einen Bekannten erworben. Dieses Exemplar (Seriennummer 261001xx von 2008) unterscheidet sich deutlich in seinen „inneren Werten“ von meinem Exemplar (Seriennummer 930001xx von 2006).
Zuerst die Verbesserung: Die Vergütung der Okulare hat eine andere Farbe und die Transmission ist etwas besser geworden (Papiertest nach Walter E. Schön). Es könnten natürlich auch die inneren Linse bzw. das Prisma verbessert worden sein; die Farbe der Frontlinsen ist aber bei beiden Exemplaren gleich grünlich.
Jetzt die Verschlechterung: Die Stabilisierung zeigt eine andere Charakteristik. Sie ist etwas „weicher“ abgestimmt, d. h. das Bild zuckt weniger wie bei meinem Exemplar sondern wird langsam in die neue Position gezogen. So weit so gut. Aber dafür gibt es immer wieder kurze Zeiträume (0,3 bis 1 Sekunde) in der das Bild verschwommen ist. Bewegt man das Fernglas nicht oder sehr gleichmäßig, dann wird das Bild erst nach einer „Verzögerungszeit“ richtig scharf. Bei meinem Exemplar ist das Bild immer scharf, egal wie schnell und in welche Richtung ich schwenke und ob ich die Bewegungsrichtung und/oder die Bewegungsgeschwindigkeit ändere oder nicht.
Wenn ich den Begriff „eingeschwungener Zustand“ (= stabilisiertes Bild) aus der Regelungstechnik gebrauchen darf, so ist mein Exemplar nach dem Einschalten der Stabilisierung nach ca. 1 Sekunde „eingeschwungen“ und liefert danach IMMER ein scharfes und stabilisiertes Bild.
Das neuere Canon zeigt aber auch nach dem „erstmaligen Einschwingen“ wiederholt ein unscharfes (= verschwommenes) Bild und zwar immer dann, wenn sich die Bewegungsrichtung und/oder die Bewegungsgeschwindigkeit ändert. Mir scheint, dass Canon die Regelparameter geändert hat und eine Art Verzögerung eingebaut hat (aus der Regelungstechnik würde ich das als Totzeit bezeichnen). Es braucht also eine gewisse Zeit, bis die Stabilisierung erkannt hat „Bewegung des Fernglases geändert“ und wieder korrekt stabilisiert. Bis zu diesem Erkennen ist das Bild manchmal verschwommen, abhängig von der Änderung. Langsamen Geschwindigkeits- und Richtungsänderungen kann es folgen, schnellere Änderungen quittiert es mit vorübergehender Unschärfe.
Damit geht das Beobachten von sich bewegenden Objekten zwar auch, aber nur wenn sich diese relativ gleichmäßig bewegen (wie z. B. Flugzeuge). Wenn man aber einen kreisenden Milan beobachtet, dann ändert sich ständig die Richtung und das Bild ist immer wieder etwas verschwommen. Mit dem Verfolgen von fliegenden Schwalben ist das neuere Canon leider überfordert. Auch scheint es mir in diesen Situationen mehr Farbsäume zu zeigen.
Das 10x30 meines Bruders zeigt übrigens ein ähnliches Verhalten, weshalb ich nicht an einen Defekt glaube.
Es wäre sehr interessant zu erfahren, welche Charakteristik andere Canons haben. Vielleicht können einige Leser ihr Canon prüfen und angeben ob ihr Exemplar „zeitweise verschwommen“ oder „immer scharf“ ist. Wenn Sie dann noch die Seriennummer angeben, so könnte man die Varianten evtl. zuordnen.
Ich finde Canon hat hier die Stabilisierung verschlimmbessert – ich empfinde meine Charakteristik als viel besser, weil sie IMMER ein scharfes Bild liefert.
Ich habe das Canon seither immer sehr gelobt und auch empfohlen, ging dabei aber von meinem Exemplar aus. Das Neuere hat mich aber nicht mehr so sehr überzeugt.
PS: Es könnte auch sein, dass mein Exemplar ein Grauimport bzw. für den amerikanischen Markt bestimmt war (Internet-Kauf). Auf dem Karton klebt ein Aufkleber „Canon 2 years extendet U.S.A limited warranty“. Ich glaube aber kaum, dass Canon für die verschiedenen Märke unterschiedliche Software einspielt. Oder könnte man sogar die Firmware bei Canon ändern lassen?
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.05.08 22:02.