Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Es gibt viele sehr verschiedene Kriterien, die Sache ist sehr individuell

Juelich-Logo

 
Impressum
 
Forumregeln
 
Lupen
Mikroskope
Schulung
Messtische
Mess-Software
Mikroskopierdienst
Mikroskopservice
Sonderanfertigungen
 
Ferngläser
Spektive
Teleskope
Globen
 
Sonderposten
Veranstaltungen
Forum
Testberichte
 
AGB
Impressum
Haftungsauschluss
Datenschutzerklärung
Kontakt

 

09. Mai 2006 19:14
Wenn Sie in einem passenden Forum fragten, nach welchen Gesichtpunkten Männer eine Frau oder Frauen einen Mann als Ehepartner wählen, so werden Sie wahrscheinlich ähnlich viele verschiedene Antworten erhalten, wie man Ihnen auf Ihre Frage geben müßte. Eine(r) bevorzugt klein und mollig, andere groß und schlank, bei einer ist eine Glatze oder ein Bart ein k-o.-Kriterium, bei einer anderen gerade das Tüpfelchen auf dem i, der eine kann nur mit großen Brüsten selig werden, der andere bevorzugt das knabenhafte Bügelbrett, manchen vergeht der Appetit, wenn das Gegenüber Schwäbisch schwätzt, Kölnischen Singsang oder unverständliches Platt spricht, anderen ist gerade das ein wünschenswerter Sympathiefaktor, um sich richtig heimisch zu fühlen. Manche stellen Intelligenz, andere Charakter und wieder andere körperliche Schönheit an die Spitzte der Prioritätenliste usw.

Kommen wir zu Ferngläsern. Ich war letzte Woche zu einem Kurzurlaub bei Schwager und Schwägerin in Südfrankreich und habe als Gastgeschenk ein hochwertiges Kompaktfernglas Nikon 10x25 HG mitgebracht. Um wieviel es besser ist als das Billig-Zoomfernglas (10-24x35) meines Schwagers, hat sich beiden erst richtig erschlossen, als ich sie auf die Unterschiede hinwies, z.B. in der Sehfeldgröße (das Zoomfernglas bot nur ca. 30° bei 10facher und maximal 25° bei 24facher Vergrößerung), in der Bildhelligkeit (viel bessere Transmission von knspp unter 90% gegenüber höchstens 50% des Rotaugen-Zoomfernglases (vornehm als „Ruby-Vergütung“ deklariert), im Kontrast („schau mal in die dunkle Krone der Korkeiche und sieh Dir die Samtkopfgrasmücke an, die dort so metallisch schnarrt und ächzt“ - das Vögelchen war mit dem Zoomfernglas nicht auszumachen) und in der Schärfe und Farbsaumfreiheit am Sehfeldrand (kahle Zweige gegen beinahe blendend hellen Himmel). Ich mußte auch erst erklären, daß die Drehaugenmuscheln ohne Sonnenbrille herausgedreht und mit Sonnenbrille eingedreht werden müssen, daß der Okularachsenabstand mit der Knickbrücke an den Augenachsenabstand angepaßt werden muß (mein Schwager meinte erst „ich seh’ schon gut”, obwohl das ihm gereichte Fernglas noch auf meine beinahe 5 mm größere Augenweite eingestellt war, merkte dann aber nach korrekter Anpassung, daß er noch besser sah).

Warum erzähle ist das alles? Weil ein Anfänger, der noch keinerlei Erfahrung (mit höherwertigen) Ferngläsern hat, oft schon wegen zufällig richtig oder falsch eingestellter Drehaugenmuscheln oder richtig oder falsch eingestellten Okularachsenabstandes ein völlig falsches Bild bekommt und sich dann bei fehlender Beratung möglichweise für das viel schlechtere, aber zufällig an den Augenmuscheln und im Okularachsenabstand (besser) passend eingestellte Fernglas entscheidet. Man sollte eben vor der Auswahl des Fernglases schon einiges wissen, um auf die relevanten Parameter beim Fernglasvergleich achten zu können. Doch selbst dann kann es noch zu Fehlentscheidungen kommen, etwa wenn unter den Beobachtungsbedingungen im Laden kein streulichtproduzierendes helles Gegenlicht vorhanden ist und darum eine hohe Streulichtempfindlichkeit eines bestimmten Fernglases unentdeckt bleibt.

Schließlich gibt es dann auch noch sehr individuelle Prioritäten. Dem einen Beobachter ist nur gute Schärfe in einem mittleren Bereich des Sehfeldes wichtig, weil das beobachtete Objekt doch meistens durch passendes Schwenken des Fernglases in die Mitte geholt wird. Ein anderer dagegen ist genervt, wenn er beim Rollen der Augen am Rand eine signifikante Unschärfe erkennt. Ähnlich ist es mit der Verzeichnung. Es gibt da diejenigen (z.B. mich), die sich daran stören, wenn gerade Linien (Hauskanten, Masten, Baumstämme) am Bildrand stark durchgebogen sind, und dann gibt es die anderen, die bei einem verzeichnungsarmen Fernglas mit fast schnurgeraden Linien am Rand beklagen, daß es ihnen beim Schwenken des Fernglases wegen des nun stärkeren Globuseffekts schwindelig bis übel wird. Ich bemerke zwar auch den Globuseffekt, wenn ich darauf achte, aber sonst stört er mich nicht im geringsten, und von Schwindel oder Übelkeit kann keine Rede sein.

Auch bei der Sehfeldgröße scheiden sich viele Geister. Viele sind mit 50° vollauf zufrieden und freuen sich, einige hundert Euro gegenüber einem anderen Fernglas mit 65° Sehwinkel und ansonsten vergleichbarer Leistung gespart zu haben. Andere sind bereit, viel Geld auf den Tisch zu blättern, um den „freien Blick“ eines echten Weitwinkelfernglases genießen zu können. Und wenn das dann auch noch dieselben sind, die auf gute Randschärfe Wert legen, dann geht wohl unter 1000 Euro nichts.

Nicht zu vergessen sind die Probleme der Brillenträger, insbesondere der weitsichtigen, die einen besonders langen Austrittspupillen-Längsabstand benötigen, um das volle Sehfeld auch mit Brille überblicken zu können. In solchen Fällen kann z.B. ein AP-Längsabstand von 20 mm in der Endauswahl vielleicht der allein entscheidende Faktor sein.

Ich habe Ihre Frage mit diesem Beitrag leider nicht beantwortet, wie Sie es sich erhofft hatten, sondern ich habe gezeigt, daß jeder Beobachter abhängig von sehr individuellen köperlichen Besonderheiten und seinem Wissensstand, eventuell auch Gewohnheiten und Vorlieben nach völlig anderen Kriterien oder zumindest völlig anderer Priorität der einzelnen Kriterien entscheiden kann – und dabei habe ich noch gar nicht man von großen oder kleinen Händen, von mehr oder weniger tiefliegenden Augen, von großer oder kleiner Muskelkraft (Fernglasgewicht!) geschrieben. Man könnte also noch in diesem Stile weitermachen.

Die Fernglasauswahl ist eine sehr individuelle Sache, und je mehr ein Käufer vorher weiß (z.B. durch Lesen dieses Forums, Gespräche mit fernglaserfahrenen Freunden und einem kundigen und hilfsbereiten Händler), desto sicherer darf er sein, daß das ausgewählte Fernglas auch noch nach Jahren voll befriedigt.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Wonach wählen wir unsere Lieblingsferngläser aus?

Hannelore Wagner 2155 07. Mai 2006 17:10

Re: Wonach wählen wir unsere Lieblingsferngläser aus?

Bernd Sommerfeld 1084 07. Mai 2006 18:10

Re: Wonach wählen wir unsere Lieblingsferngläser aus?

Werner Jülich 1120 08. Mai 2006 12:51

Im Idealfall, aber in der Realität

Roland Winter 1018 08. Mai 2006 14:46

Und wieso nicht?

Walter Reinders 1105 08. Mai 2006 20:50

Achtung: So entstehen schiefe Bilder!

Walter E. Schön 1005 09. Mai 2006 00:42

Re: Und wieso nicht?

Dieter Merzbach 1035 09. Mai 2006 12:42

Re: Und wieso nicht?

Volker Werres 1176 09. Mai 2006 21:32

Re: Und wieso nicht?

Werner Jülich 1026 10. Mai 2006 09:39

Re: Wonach wählen wir unsere Lieblingsferngläser aus?

Peter Dörscheln 1272 09. Mai 2006 09:40

Es gibt viele sehr verschiedene Kriterien, die Sache ist sehr individuell

Walter E. Schön 1310 09. Mai 2006 19:14



In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen