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Erfahrungsbericht Kowa 883 und Nikon EDG Fieldscope 85

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Kritiker
03. März 2011 15:35
Zwei renommierte Spektive aus Japan, Kowa vom Mittelständler mit langjähriger Erfahrung im Spektivbereich, Nikon vom großen Optikkonzern, der die ganze Vielfalt optischer Produkte anbietet und sich auch nicht scheut, den Namen Nikon auf eher schwache Produkte zu kleben, Hauptsache Umsatz.
Wer kann es besser? Wer hat die besseren Ideen? Die Abteilung 99A des Weltkonzerns oder der Spezialist.

Fangen wir an.
Das Kowa 883 ist im klassischen, schnörkellosen Design, ein glatter, lackierter Metallgußtubus, der koaxiale Grob-Feintrieb so positioniert, dass die aufliegende Hand nahezu im Schwerpunkt ruht, ideal, denn so werden die geringsten Störkräfte übertragen. Der Tubus ist bei winterlichen Temperaturen unangenehm kalt, ist er durch längeren Hautkontakt erwärmt, fragt man sich unwillkürlich, ob die Wärme bis zur Optik vordringen kann und ob dies Auswirkungen hat. Vorweg, ich konnte keine negativen Auswirkungen feststellen.
Der Grobtrieb ist wirklich grob, ähnlich wie bei Leica und beim alten Diascope fehlt es bei Temperaturen unter +10°C an Präzision, man denkt unwillkürlich an viel Mechanik zwischen Zeigefinger und Fokuslinse, Spiel konnte ich nicht feststellen.
Der Feintrieb ist richtig übersetzt, die Verstellkraft ist nicht zu hoch und sollte auch von Frauen als angenehm empfunden werden. Leider ist die Verstellkraft nicht ganz gleichmässig und zusätzlich stört mich ein geringes, aber gut wahrnehmbares Spiel, der sog. tote Gang beträgt ca. 1 mm am Umfang des Knopfes.

Das Nikon trägt sehr dick auf. Barock wäre ein neutraler Ausdruck und für meinen Geschmack täte etwas mehr Zurückhaltung dem Auftritt gut. Das Spektiv ist mit einer Umhüllung versehen, die Lärm und Temperaturen dämpft. Besonders bei niedrigen Temperaturen ist dies sehr angenehm. Nikon hat ähnlich wie Swarovski einen großen, umlaufenden Verstellring gewählt, wie man ihn auch von Teleobjektiven kennt. Der Ring ist wieder übertrieben designed, griffgünstig wie bei einem Militärgerät, aber davon abgesehen läuft er absolut perfekt. Nachteilig ist hier, dass die auf dem Ring ruhende Hand nicht so schön im Schwerpunkt ruht, so wird leichter Unruhe übertragen.
Bei meinen Tests waren Sekretärin und Mitarbeiter gefragt, auf zwei unterschiedlich weit entfernte Tafeln einzustellen. Hier war das große Einstellrad dem koaxialen Trieb haushoch überlegen, die kleine Aufgabe liest sich mit dem Nikon Spektiv mehr als doppelt so schnell erledigen.

Zur optischen Leistung.
Nach Aussage von Herrn Jülich ziehen die meisten Käufer Variookulare den Okularen mit Festbrennweite vor. Dies ist nachvollziehbar, weil Spektive überwiegend zur Tierbeobachtung eingesetzt werden und da gehört die Variabilität der Vergrößerung zum Rüstzeug.
Ich habe deshalb auch nur diese 20-60fach bezeichneten Okulare ausprobiert.
Diese Variookulare sind mit einem Drehring verbunden, der bei Normaltemperatur leichtgängig ist, bei Temperaturen unter 0°C aber so große Stellkräfte erfordert, dass man Gefahr läuft, die Spektive aus der Richtung zu bringen. Hier schneiden beide Okulare nicht gut genug ab, vom Kraftaufwand betrachtet war das Nikon noch etwas schlechter.
Ich habe mehrmals und mit großer Sorgfalt die Leistung der Spektive von 20-60fach überprüft und bin dann Auffälligkeiten noch einmal gesondert nachgegangen. Die Variookulare zeigen vergrößerungsabhängige Schwächen, kleine Einbrüche in der Schärfe, sehr kleine Einbrüche auch in der Symmetrie. Die subjektiv schlechtesten Ergebnisse zeigt das getestete Variookular von Nikon um 45fach herum, das Kowa um 40fach. Als Ursache vermute ich Fertigungstoleranzen, ich will daher diese Ergebnisse nicht zu hoch bewerten, ein variookular zu bauen ist eine Herausforderung.

Mit 60facher Vergrößerung habe ich die visuelle Auflösung bestimmt, und da schafft das Nikon bei einem Selbststrahler, in unserem Fall einzelne Fasern mit planer Lichtaustrittöffnung, eine Auflösung von 2,1", das Kowa 2,2". Die Werte liegen im Rahmen meiner Erwartungen, sie wären besser, wenn man die Gesamtvergrößerung noch etwas steigern würde, ein nachgemessenes Diascope 85 FL bestätigt die Werte.

Auch im Kontrast gibt es ein Patt. Zwar schneidet auch hier das Nikon einen Tick besser ab, aber wer nur je ein Exemplar ausprobieren kann, der soll mit absoluten Zahlen vorsichtig sein, ich rate daher zur Gelassenheit, die Spektive sind in Kontrast und Auflösung ziemlich gleichwertig.
Bei der Randschärfe ist das Nikon besser, jedenfalls bei Vergrößerungen oberhalb von 30fach, das merkt man auch subjektiv, denn hier kommt man noch seltener auf die Idee, eine unzureichende Randschärfe durch Nachfokussieren zu minimieren, das Kowa ist auch hier etwas schwächer, umso wichtiger, dass der Zeigefinger so bequehm in Position liegt.

Einen Unterschied gibt es im Gegenlicht, dem Test auf Vergütung und Blendenanordnung. Keine Frage, auch da sind die Unterschiede nicht riesig, aber in diesem Punkt ist das klar Nikon besser. Ich habe den Blendentest bei uns auf dem Prüffeld und draussen am Wasser gemacht. Das Kowa 883 läßt sich etwas mehr irritieren als das Nikon 85. Dem kräftige Beobachter von Wasservögeln sei von diesen beiden Spektiven das Nikon empfohlen.

Wir haben unsere Prüflinge wieder unterschiedlichen Temperaturen ausgesetzt.
Bei niedrigen Temperaturen nerven zuerst die Verstellkräfte der variookulare, hier ist bei -15°C eindeutig die sinnvolle Grenze.
Der Grobtrieb des Kowa wird bei diesen Temperatur schon sehr schwergängig um dann bei -20°C aufzugeben.
Da ist der Verstellring des Nikon noch nicht an der Grenze, selbst -25°C gehen zur Not noch. Allerdings meldet er sein Mißfallen ob dieser Behandlung mit einem mechanischen Geräusch.
Man kann mit der nackten Haut am Kowa kleben bleiben!

Die hohen Temperaturen +30°C und +40°C haben keine Auswirkungen gezeigt, wenn man mal vom Anfasskomfort absieht, da muß Kowa dringend ran, die Zeit der nackten Spektive ist vorbei.


Mein Fazit:
Beide Spektive sind sehr hochwertig, das Nikon ist wegen der schönen Armierung noch etwas gelungener. Optisch sind sie so nahe beieinander, dass ich als echte Unterschiede auf das bessere Verhalten bei Fremdlicht und die etwas bessere Randschärfe verweisen muß.

Wer über Mobilität nachdenken muß, der soll die Finger vom Nikon lassen, selbst wenn man die Armierung mit 150 Gramm hinzurechnet, liegt das Kowa ein gutes Stück vorne.
Ich habe den Widerspruch von Herrn Ullmann zum Anlaß genommen und mir die angebotenen Digiscopingmöglichkeiten angeschaut und ausprobiert. Bei Kompaktkameras liegt das Kowa vorne, ohne mich wirklich zu überzeugen, bei einer DSLR ist das Nikon erste Wahl.

Noch einmal, kleine Streuungen sind bei Einzelexemplaren immer möglich!

Kritiker



Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Erfahrungsbericht Kowa 883 und Nikon EDG Fieldscope 85

Kritiker 3707 03. März 2011 15:35

Informativer Vergleich

konfokal 1578 04. März 2011 06:51

Re: Informativer Vergleich

Kritiker 1367 04. März 2011 15:16

Kite

sep 1562 06. März 2011 20:39

Re: Kite

matthias 1457 06. März 2011 21:29

Vergleichstest

konfokal 1568 07. März 2011 00:00

Vieles klingt vernünftig, aber...

MP 1488 07. März 2011 20:56

Zu Ihrer Frage ( betrifft Herr Gijs van Ginkel )

Dick van den Berg 1614 08. März 2011 21:31

Danke! Nun gibt es mindestens zwei niederländische Untersuchungsreihen

MP 1688 08. März 2011 22:34

Danke für den Erfahrungsbericht OT

OhWeh 1279 04. März 2011 11:14

Bestimmung des visuellen Auflösungsvermögens

Stefan Hetger 1259 05. März 2011 10:24

Re: Bestimmung des visuellen Auflösungsvermögens

Kritiker 1326 09. März 2011 18:34

Re: Bestimmung des visuellen Auflösungsvermögens

Manfred Gunia 1368 10. März 2011 12:14

Wie geht die Story mit dem Diascope 85 weiter?

Volker Werres 1171 10. März 2011 16:11

Re: Wie geht die Story mit dem Diascope 85 weiter?

Gunnar 1112 12. März 2011 10:56



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