Hallo Kritiker -
erstmal besten Dank für die Erläuterungen sowie den Erfahrungsbericht. Da Sie ja auch über den Zugang zu messtechnisch 'interessanten' Equipment verfügen, sowie Arbeitsfeld bedingt die entsprechende Erfahrung besitzen, noch eine Anmerkung:
Offenbar ist die Beurteilung des Auflösungsvermögen einer Spektivoptik mit messtechnischen sowie systemimmanenten Schwierigkeiten (Physik, Sinnesphysiologie) verbunden. Die Bestimmung über (gleichhelle) Doppelsterne am Firmament kann unter geeigneten Seeingbedingungen zwar einen ersten Eindruck verschaffen, randbedingungsbezogen jedoch eher nur qualitativ im Rahmen eines A-B-Vergleichs. Unter äquithermalen Bedingungen sind bei bekannten Objekten sicher die ersten Eindrücke zu bekommen, jedoch qualitativ 'nur' die von ihnen schon genannten Beugungsringe zu beurteilen - und das auch nur bei geeigneter Atmosphärenbedingungen. Jedoch kann dies auch nur ein erster Anhaltspunkt sein, da ja unter nicht praxisbezogener Augenpupille beurteilt.
Unter geeigeten Bedingungen (Labor, fehlerfreie Optik) sollte das Auflösungsvermögen des DiaScopes mit 85mm Objektivdurchmesser unter Angabe des Winkels bei lambda / 85mm x 206265" liegen, also unter grünem Licht (555nm) bei etwa 1,4" (Bogensekunden, daher der Faktor 206265= 360°/2pi). Entsprechend gilt dies auch für die Wellenlängen blau-400nm als auch rot-656nm. Die Empfindlichkeit des Auges für diese Wellenlängen ist jedoch auch degressiv, daher bezieht man sich wohl auf das evolutionsbedingte Maximum bei grünem Licht.
Praktische Beobachtungen projezieren noch einen Faktor von 1,22 hinein (ø-zentrale Beugungsscheibe etc.), was jedoch für unsere Betrachtung nicht so von Bedeutung ist.
Relevant wird hier primär der Umstand, dass die theoretisch ermittelte Auflösung mit gängigen Spektivokularen gar nicht erreicht werden kann, und zwar unabhängig von der gelieferten Qualität.
Der limitierende Faktor ist in der benötigten Vergrösserung zum Erreichen der Auflösungsfähigkeit des Objektivs zu suchen. Die Vergrösserungsfähigkeit des neuen Varios liegt somit gerade mal bei satten 50% der benötigten Vergrösserung und wird mit abnehmendem Pupillendurchmesser immer ungünstiger. Und wie von ihnen erwähnt sinkt der Kontrast auch noch mit wachsender Vergrösserung.
Und da kommt dann (wie so oft) der Mensch als 'Störfaktor' rein. Empirische Untersuchungen nennen für das durchschnittliche Auflösungsvermögen eines Auges den Vergrösserungs abhängigen Wert von 720" / d(Augenpupille) - das ergibt dann in der Nacht (Doppelsterne) systematisch abweichende Werte im Vergleich zu den anwendungsrelevanteren Werten am Tage.
Haben sie die Messung mit den Lichtleitern in abgedunkelten Räumen oder (mit entsprechender Leistung der erzeugenden Lichttechnik) am Tage durchgeführt? So gesehen sind die schon mal erwähnten Werte von 2,3" durchaus nachvollziehbar und bilden die unter realistischen Beobachtungsbedingung erreichbaren Werte durchaus gut ab - ein orthoskopisches und kurzbrennweitiges Okular vorausgesetzt.
Somit bestimmen (und begrenzen) die Randbedingungen 'Vergrösserung', 'Pupillendurchmesser' die rechnerisch ermittelten Werte im 'realen Leben' eines Spektivs. Meine Erfahrungen mit einem TeleVue 4mm-Okular lassen durchaus noch Steigerungen in der Linienauflösung erahnen, sind jedoch nicht praxisrelevant und dienen daher auch nicht zur Beurteilung der Qualität.
theoretische Grüße
Manfred Gunia