Als eifriger Leser dieses Forums bin ich heute vormittag nach Bonn gefahren, einmal wollte ich mir den Herrn Jülich anschauen und dann noch die Gelegenheit wahrnehmen, einen Blick auf und durch verschiedene Gläser zu wagen. Ein Kauf war nicht ausgeschlossen.
Herr Jülich war zuerst in einer Vorführung, es ging um belebten Schlamm, was immer das sein mag und ich wurde von einem Mitarbeiter betreut.
Auf der Theke war das volle Programm ausgebreitet. Vom 8 x 20 Trinovid bis zum 8 x 56 Geovid, wirklich alles was Leica an ferngläsern im Katalog hat. Sogar ein Schnittmodell vom Trinovid, an dem man die einzelnen Linsen, Prismen und den Strahlengang erklären konnte. Mich interessierten weder Kompaktgläser noch Entfernungsmesser, ich wollte nur die Frage klären, ob eventuell ein Duovid 42 mm oder lieber ein Ultravid 42 mm mein zukünftiger Reisebegleiter werden könnte.
Wenn schon, dann bitte auch in der Konkurrenz zu Zeiss und Swarovski.
Vor die Tür und zum Test antreten. Wir hätten auch zum Rhein gekonnt, aber meine Frau zog den windgeschützten Hauseingang dem zugigen Rheinufer vor und so haben wir uns dann auf einige nahgelegene Ziele eingeschossen.
Vom Geschäft aus ist ein Fahnenmast in 200 Meter Entfernung zu erkennen. Schafft es ein Fernglas mit 8facher Vergrößerung, das Seil zu zeigen?
Ja, sogar leicht, ein feiner dunkelgrauer Strich gegen den grauverhangenen Himmel. Es war wirklich kein Unterschied zu erkennen zwischen den 3 Marken, wenn man so will, hätte man nach dem Test das preiswerteste Glas nehmen sollen, das wäre dann das Zeiss.
Eine Hauskante diente mir zum Test auf Verzeichnung. Sie soll kissenförmig sein, zur Vermeidung des Globuseffekts. Ich muß gestehen, dieser Effekt ist mir erst beim zweiten Sehen aufgefallen, denn ausgeprägt ist er nicht. Dann fiel mir aber ein feiner Farbsaum auf, zuerst beim Zeiss Victory FL, dann aber auch beim Leica Ultravid und auch beim Swarovski EL. Der blaue Farbsaum ist beim Leica etwas heller, beim EL einen Tick mehr ins violette, beim Zeiss in der Mitte. Für mein Gefühl kann ich mit diesem Farbsaum gut leben, denn viel ist es nicht.
Der Lesetest über die Straße ergab bei allen drei Gläsern das gleiche Bild. Aus einer Entfernung von ca. 15 Metern kann man ein Klingelschild lesen, mit allen Gläsern.
Die Gläser unterscheiden sich im Nahbereich, Zeiss und Leica kommen auf einen viertel Meter näher heran als das Swarovski, wäre ich ein Insektenbeobachter, dann wäre das EL jetzt ausgeschieden.
Da fiel mir ein, dass man auch den Überhub berücksichtigen soll. Also auf den weit entfernten Kirchturm eingestellt und dann am Rädchen gedreht, wieweit es bis zum Anschlag ist. Ohne jeden Zweifel zeigt das Zeiss den meisten Überhub, aber was Leica und Swarovski bieten, reicht mir auch aus.
Wie fassen sich die Gläser an? Gibt es da Unterschiede? Wenn man es genau nimmt, die beste Verarbeitung und die tollste Materialauswahl bietet das teure Swarovski, es ist wirklich ein interessantes Glas, wäre da nicht der etwas unsauber laufende Mitteltrieb. Für mich ist das kein Wunder, die spezielle Ausführung mit kurzen Lagerabständen muß Probleme machen. Dem Forum sei Dank habe ich dann auf den Slip stick Effekt geachtet. Herr Jülich war inzwischen mit seinem belebten Schlamm fertig und übernahm es, mit uns die letzten Fragen zu besprechen. Es war mir schnell klar, Swarovski ist mir zu teuer, also Leica oder Zeiss. Auch da gibt es einen Preisunterschied, aber bevor ich dann noch die letzten Haare spalten konnte, übernahm meine Frau das Aussuchen und plädierte für das schönere Leica.
Ich bin ein mißtrauischer Mensch, wer will ausschliessen, dass die Ausstellungstücke von Leica ganz besonders kritisch ausgesucht worden sind. Vor dem Kauf habe ich dann noch einmal das Vorführleica mit dem neuen Leica von Firma Jülich verglichen und dabei zu meiner Genugtuung festgestellt, dass dieses sogar noch einen besseren Mitteltrieb hat.
Dann haben wir erfahren, das es von Leica noch ein Zückerchen gibt, nämlich eine 2jährige Zusatzgarantie, sollte dem Glas einmal etwas passieren. Wir haben dann bezahlt und sind zum Auto. Dort mußte ich dann leider feststellen, dass die Politessen in Bonn auch nicht großzügiger sind als bei uns in Hagen.
Ich habe Herrn Jülich einen Erfahrungsbericht versprochen, der kommt etwas später, aber wie das heute ablief, das hat mir schon gefallen.
Rüdiger Herfen
