Hallo Herr Veith,
jetzt haben Sie so viele Empfehlungen erhalten, dass Ihnen wahrscheinlich der Kopf brummt und Sie weniger wissen als zuvor.
Meine Empfehlungen fassen ein Stück weit vieles zusammen, was vorangegangen gesagt wurde:
Als Erstes sollten Sie entscheiden, ob Sie ein oder zwei optische Geräte möchten und sich leisten können.
Natürlich ist ein Spektiv eine tolle Sache, um den Marder aus der Nähe beobachten zu können, aber: wenn Sie es richtig machen wollen und nicht schon nach kurzer Zeit mit dem gekauften Produkt unzufrieden sein wollen, dann lassen Sie sich bei einem Spektiv nicht auf einen zu kleinen Objektivdurchmesser ein. 85 mm ist hier wegen der Bildhelligkeit das Maß der Dinge und meine Empfehlung darüber hinaus: bitte kein Vario-Okular sondern feste Vergrößerung in der Gegend von 30-fach. Das Sehfeld ist signifikant größer als beim Vario! Das gleiche gilt für die Abbildungsqualität.
Zum Fernglas: wenn Sie ein Spektiv kaufen, dann reicht, wie Ihnen schon geraten wurde ein Glas für den Überblick. Meine Empfehlung wäre da das Zeiss Victory FL 8x32 mit seinem überragend hellen Bild und einem unter den drei "Großen" noch azeptablen Preis. Wie schon gesagt, spielen die Conquests eine Klasse tiefer. Zweifellos keine schlechten Gläser, aber wer mal durch das Victory geschaut hat, der will kein Conquest mehr, auch wenn es nur gut die Hälfte kostet.
In der 8-fach - Gruppe gibt es einen recht guten Kompromiss: das Nikon 8x32 HG-L (High Grade Light); nicht Monarch, nicht Sporter und wie die alle heißen; NUR HG - L. Das Nikon ist im Bild zwar nicht ganz so hell wie das Zeiss, dafür aber randschärfer, weil Nikon in seine Okulare eine Zerstreuungslinse einbaut, mit deren Hilfe die Bildfeldwölbung (Hauptursache der Randunschärfe von Ferngläsern und namentlich von Menschen über 50 als störend empfunden) teilweise ausgeglichen wird. Um es ungefähr in Zahlen auszudrücken: bei einem Zeiss oder Leica, werden Sie bemerken, dass das Bild bei etwa 70-80% des Sehfeldes beginnt, zu den Rändern hin unscharf zu werden; bei einem Swarovski liegt diese Zone bei 75-85%; beim Nikon erst etwa bei 80-90%. Die Spannen rühren einerseits daher, dass jeder Mensch individuell und altersabhängig die Randunschärfe stärker oder schwächer wahrnimmt, sie beruht aber auch ein Stück weit auf der Serienstreuung in der Fertigung. Der Preis des Nikon liegt unter 1000.- €. Als Nachteil muss beim Nikon das um ca. 150 Gramm höhere Gewicht erwähnt werden.
Wenn Ihnen eine höhere Vergrößerung beim Fernglas wichtig ist, dann wäre auch das Victory FL 10x42 eine sehr gute Alternative. Der Preis liegt nur etwa 100 - 150 € über dem FL 8x32 aber es wiegt ca. 200 Gramm mehr und das scheinbare Sehfeld ist geringfügig kleiner als beim 8x32 aber immer noch sehr gut (ca. 63 Grad; das 8x32 hat ca. 64 Grad)! Sollten Sie kein Spektiv kaufen, dann haben Sie die Möglichkeit, z.B. über einen Booster (Zeiss 3x12 - unter 300 €), den Sie an einem der Okulare des Fernglases anbringen, dessen Vergrößerung zu verdreifachen. Mit einem 8x32 haben Sie also 24-fache Vergrößerung; mit einem 10x42 30-fache. Natürlich geht das nur mit Stativ oder mindestens Geländerhalterung am Balkon und - wichtig - Sie müssen mit dem schwierigen Kompromiss eines wesentlich dunkleren und kleineren Sehfelds leben. Aber immerhin könnten Sie auch ohne Spektiv Ihren Marder vorerst mal näher ran holen. Wie gesagt, es ist ein (fauler?) Kompromiss und ich rate nicht wirklich dazu, höchstens Sie kommen preiswert an einen solchen Booster - z.B. gebraucht.
Zu einem Fernglas mit 12- oder 15-facher Vergrößerung rate ich nicht, weil Sie das nicht zufriedenstellend freihändig nutzen können. Es ist von daher kein Allround-Glas. Dann lieber erst mal ein 8x32- (oder 10x42-)Fernglas und später, wenn es die Finanzen wieder zulassen, ein 85 mm - Spektiv.
Nun viel Spaß bei der Auswahl!
Viele Grüße,
Frank
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 25.11.06 09:44.