Wie Herr Rabius schon schrieb, können Sie bei Tag keinen Unterschied in der Bildhelligket erkennen, sofern die Transmission (= Lichtdurchlässigkeit des optischen Systems) bei beiden Ferngläsern annähernd gleich ist. Das 8x42 hat eine Austrittspupille von 5,25 mm Durchmesser, das 8x32 eine von 4 mm Durchmesser. Die Größe errechnet sich als Quotient aus Öffnungsdurchmesser durch Vergrößerung, hier also z.B. 42 mm : 8 = 5,25 mm bzw. 32 mm : 8 = 4 mm. Die Austrittspupille ist das kleine helle Scheibchen, das Sie etwa 12 mm bis 15 mm hinter dem Okular frei in der Luft schweben sehen, wenn Sie das Fernglas in größerem Abstand (z.B. 30 bis 40 cm) vor den Augen gegen eine helle Fläche richten.
Dort, wo sich diese hellen Scheibchen befinden, müssen beim Beobachten mit dem Fernglas die Pupillen Ihrer Augen sein. Alles Licht, das durchs Fernglas in Ihre Augen fällt, läuft durch diese kleinen hellen Kreisflächen.
Wenn Ihre Augenpupillen bei normaler Tageslichthelligkeit nur ca. 2 mm bis 2,5 mm groß werden, kann gar nicht alles durch die AP fallende Licht in die Augen gelangen, sondern eben nur der Teil, der sowohl durch die AP-Fläche als auch durch die Augenpupillenfläche fällt. Wenn die Augenpupille kleiner als die AP des Fernglases ist, so wird die Augenpupillengröße zur EFFEKTIVEN AP-Größe. Das heißt, daß trotz der größeren AP (5,25 mm Ø) des 8x42 genauso wie beim 8x32 nur das Licht in Ihre Augen fällt, das sich durch die 2 mm bis 2,5 mm großen Augenpupillen zwängt. Wenn es dämmrig wird oder Sie an einem dunkleren Ort, z.B. im Wald, eine Augenpupillengröße von 4 mm erreichen, erzeugen beide Ferngläser immer noch ein gleich helles Bild, denn beide haben eine AP von 4 mm oder größer. Erst wenn es so dunkel wird, daß sich Ihren Augenpupillen auf mehr als 4 mm Durchmesser öffnen, kann das 8x42 mit der 5,25 mm großen AP ein helleres Bild auf der Netzhaut erzeugen. Denn nun ist nicht mehr Ihre Augenpupillengröße der Engpaß, sondern die nur 4 mm große AP des kleineren Fernglases 8x32.
Bei Tag in eine dunkle Ecke zu schauen, wie es Herr Rabius empfahl, funktioniert nicht immer, denn erstens reagiert die Steuerung der Augenpupillengröße (= sog. Adaptation oder auch kürzer Adaption) nicht allein auf die Helligkeit des angepeilten Details, sondern auch auf die Umgebungshelligkeit. Wenn die zu groß ist, weiten sich die Pupillen trotz der Blickrichtung in die dunkle Ecke nicht ausreichend, um größer als 4 mm zu werden. Zweitens braucht der Adaptionsvorgang eine Weile. Das Verengen der Pupillen beim Wechsel von dunkel zu hell geht zwar sehr schnell, das Weiten der Pupillen beim umgekehrten Wechsel von hell zu dunkel aber erheblich langsamer. Zwar beginnt das Weiten der Pupillen sofort fast ohne Verzögerung, schreitet dann aber nur verlangsamt voran. Will man bei ausreichender Dunkelheit bis zur vollen Pupillenöffnung in der Größenordnung von 7 mm kommen (mit alterbedingten und individuellen Schwankunen zwischen ca. 5,5 mm und knapp 8 mm), so muß man bis zu ca. 8 Minuten warten, wozu ein Kunde – und vielleicht auch der Verkäufer – beim Testen im Laden wohl zu wenig Geduld hat.
Ich will Sie damit nicht zum Kauf eines 8x42 überreden. Vielmehr wollte ich Ihnen mit den obigen Erläuterungen nur klarmachen, warum Sie bei Ihren Vergleichen bei Tag keinen Helligkeitsunterschied bemerkten, obwohl Sie sicher schon oft gehört und auch hier im Forum gelesen haben, daß ein 8x42-Glas den Vorteil höherer Bildhelligkeit bietet. Jetzt wissen Sie, daß das nur unterhalb einer gewissen Umgebungshelligkeit gilt, also z.B. in der Dämmerung oder im Wald.
Ein 8x32 ist in meinem Augen das ideale Universalglas und als (zunächst) einziges Fernglas am meisten zu empfehlen, nicht zuletzt auch deshalb, weil es aufgrund seiner Kompaktheit und seines geringen Gewichts viel häufiger mitgenommen und benutzt wird als ein 8x42.
Walter E. Schön