Hallo Herr Helm,
bezüglich einer Reparatur ihres alten Hensoldt, sollten Sie mal bei der Firma Optixxx/Simone Hauptmann nachfragen (ich habe bisher nur positives gehört). Denn selbst wenn Sie sich jetzt ein anderes Fernglas zulegen sollten, wäre es schade, wenn das Hensoldt unverkäuflich in der Ecke herumliegt.
Da ich ein Freund von Ferngläsern mit großen Austrittspupillen bin, möchte ich ihnen kurz meine Ferngläser vorstellen:
Zeiss 7x42 "Dialyt" ohne P-Belag: Schlankes, handliches und leichtes (führiges) Pirschfernglas mit großem Sehfeld. Großes Sehfeld von 150 m auf 1000 m. Deutliche Randunschärfe bei nur guter allgemeiner Schärfe; Streulichtempfindlich; wenig plastiches Bild durch schlanke Dachkantbauweise. Das Glas wird nicht mehr gebaut. Falls Sie vorhaben, ein solches zu kaufen, achten Sie darauf, dass das Glas die P-Vergütung besitzt.
Zeiss 6x42 "Skipper" mit P-Belag: Die gleiche Bauweise und Form wie das 7x42 "Dialyt", jedoch mit Einzelokularverstellung (ziemlich schwergängig, rechts und links unterschiedlich schwer). Excellente Schärfe im Zentrum; gute Randschärfe, kleines Sehfeld von 140 m auf 1000 m. Helleres Bild und deutlich unempfindlicher gegen Streulicht als das 7x42. Das Glas wird nicht mehr gebaut; es dürfe aufgrund der geringen Vergrößerung für Sie nicht so interessant sein.
Zeiss 8x56 "Design Selection": Sehr schweres (1600 g), elegantes Dachkant-Fernglas dass man wegen seines hohen Gewichtes, seiner keilförmigen Form und glatten Oberfläche nur kräftig anfassen sollte!!! Im Zentrum wird nicht die Knackschärfe des Zeiss 6x42 erreicht, Randschärfe noch befriedigend, ziemlich starke Verzeichnung (gerade Linien werden am Bildrand gekrümmt abgebildet), großes Sehfeld von 132 m auf 1000 m. In bestimmten Situationen streulichtanfällig und Neigung zu Farbsäumen. Alles in allem aber ein sehr schönes Glas zur Tierbeobachtung mit einem sehr schönen Bildeindruck. Die Plastizität des Bildes ist schon deutlich besser als bei den Dialyts. Das Glas besitzt trotz des hohen Gewichtes kein Stativgewinde. Das alte Dialyt 8x56 würde ich nicht empfehlen - zwar sehr hohe Transmission, aber relativ kleines Sehfeld im Vergleich zum "Design Selection" von 110 m auf 1000 m und wenig gute Randschärfe.
Fujinon 7x50 FMT-SX: Schweres, außerordentlich robustes Porroprismenglas (1400 g) mit Einzelokularverstellung, dass sehr gut in den Händen liegt; konzipiert als Marine- und Astrofernglas. Das Glas besitzt eine überragende Schärfe im Zentrum und eine gute bis sehr gute Randschärfe. Sehr hohe Bildhelligkeit, sehr geringe Streulichtempfindlichkeit, sehr guter Kontrast und natürliche Farben. Das Glas verzeichnet nur leicht kissenförmig. Das Bild ist bedingt durch die breite Objektivbasis und die relativ geringe Vergrößerung außerordentlich plastisch. Das Sehfeld liegt auf dem für 7x50 Marine-Ferngläser typischen Wert von 132 m auf 1000 m. Stativgewinde vorhanden (passender Stativadapter kostet 25 Euro). Das Glas ist ab ca. 475 Euro erhältlich. Ich behaupte, dass Sie kein Glas in dieser Preisklasse finden werden, dass dem Fujinon 7x50 FMT-SX in der optischen Leistung das Wasser reichen kann oder gar übertrifft!! Selbst in "wesentlich" höheren Preisklassen werden Sie suchen müssen.
Für viele ein Handicap bzw. Ko.-Kriterium: Das relativ hohe Gewicht und die Einzelokularverstellung. Ob Sie mit der Einzelokularverstellung zurechtkommen, hängt von einigen Faktoren ab:
1.) Von der Vergrößerung des Fernglases. 7-fach ist hier relativ tolerant, ein 10-faches Glas weit weniger!
2.) Vom Akkomodationvermögen Ihrer Augen. Sollte das bei Ihnen noch gut funktionieren, ist bei einem 7-fach Glas von 30 m bis unendlich alles scharf!
3.) Von Ihrer Geschicklichkeit und der Machart der Okulare. Das Fujinon besitzt außerordentlich große, gutlaufende Okulare mit griffigen Gummirändeln. Um 1 Dioptrie zu verstellen, muß das Okular am Umfang ca. 11 mm bewegt werden (5 mm beim Zeiss 6x42). Es ist für mich kein Problem, beide Okulare des Fujinon während des Durchschauens mit ziemlicher Genauigkeit zu verstellen.
Fujinon 10x50 FMTR-SX: Äußeres bzw. Haptik wie beim 7x50, jedoch mit Gummiarmierung, dadurch noch etwas schwerer. Erreicht in Bildmitte nicht ganz die Superschärfe des 7x50, ist dafür jedoch am Bildrand etwas stärker. Sehr helles Bild und großes Sehfeld von 113 m auf 1000 m. Anfälliger gegen Streulicht als das 7x50, aber immer noch gut. Sehr plastisches Bild, natürlich stärker "verdichtet" als beim 7x50. Da ein 10-fach vergrößerndes Fernglas bei wechselndem Beobachtungsabstand wesentlich häufiger und letztlich auch genauer fokussiert werden muß als ein 7-fach Glas, stört mich hier die Einzelokularverstellung schon ein wenig. Wenn Sie jedoch nur fixe Entfernungen haben, zb. Ansitz-Futterplatz (Waldrand), dürfte das kein Thema für Sie sein.
Gruß,
Bernhard Loos