Hallo Herr Schilf,
das mit der räumlichen Abbildung beim Porroglas ist natürlich nicht so leicht zu beschreiben; das hängt auch davon ab, was Sie beobachten und ob Sie einen Blick dafür haben. Der Unterschied fällt einem natürlich viel besser auf, wenn man den direkten Vergleich hat. Wer immer nur durch ein Porro, oder immer nur durch ein Dachkanter schaut, kennt es eben nicht anders.
Der 3-D-Effekt kommt auf Nah- und Mitteldistanzen am stärksten zur Geltung. Sehr schöne Eindrücke hat man, wenn man es so (wie in der Fotografie) einrichtet, dass Vorder- Mittel- und Hintergrund ein Gesamtbild ergeben. Das mit dem Einrichten ist natürlich leicht gesagt, ich denke aber, es hat mehr damit zu tun wie man das Bild aufnimmt - dass man versucht das Bild als Einheit zu erfassen und nicht mit Scheuklappen beobachtet.
Ich empfehle Ihnen, zu einem Swarovski-Händler zu gehen und die Gläser miteinander zu vergleichen (auch den 3-D-Effekt, Fußgängerzone wäre z.B. günstig).
So sehr ich es begrüße, dass Swarovski überhaupt noch Porroferngläser baut, im Gegensatz zu Leica und Zeiss (außer 7x50), so muß ich auch leider feststellen, dass auch dort offensichtlich nur noch in die Entwicklung von Dachkantferngläsern investiert wird.
Brillentauglichkeit, größeres Sehfeld (7x42) sollten heute Standard sein. Das Design ist was für Nostalgiker.
Die Porro-Fans sind offenbar abgeschrieben - es geht um leicht, schlank und nochmals 30 Gramm leichter! Sind die alten Zeiss-Porros 8x50, 10x50 und 15x60 etwa so begehrt weil sie so schön leicht und handlich sind?
Mein Wunsch wäre ein 7x50(42) Porro (wegen der breiten Objektivbasis) und einem Sehfeld von 150 bis 160 m auf 1000 m bei gleichzeit hoher Randschärfe (das scheint mir überhaupt die Herausforderung zu sein). Wer nimmt sie an?
So ein Bild muss man sich mal vorstellen: Supergroßes Sehfeld mit maximaler Plastizität (die durch das große Sehfeld noch verstärkt wird) und hoher Schärfe und Tiefenschärfe - Wow. Für so ein Glas wär' ich bereit richtig Geld auszugeben!
Ich möchte betonen, dass es mir nicht darum geht, einen Grabenkrieg zwischen Porro und Dachkanter vom Zaun zu brechen. Die leichten, schlanken Dachkanter haben auch aus meiner Sicht ihre Berechtigung. Es wäre nur schade, wenn die Porro-Liebhaber auf der Strecke bleiben und sich mit westlichen Konstruktionen begnügen müssen, die ein halbes Jahrhundert und mehr auf dem Buckel haben!
Gruß,
Bernhard Loos