Sie verlangen viel: Sehr hohe Öffnung, dennoch sehr großes Sehfeld (jedes allein verlangt große Prismen, beiden zugleich sogar sehr große!) und schließlich auch noch gute Randschärfe. Ich bin sicher, daß sich diese Forderungen bei einer halbwegs rentablen (Klein-)Serienfertigung nicht unter 5000 Euro Endverkaufspreis erzielen ließe, vielleicht sogar nicht unter 10000 Euro.
Ich habe ein Fernglas, das bis auf die Randschärfe Ihre Forderungen einigermaßen erfüllt: ein amerikanisches Militätfernglas SARD 6x42 mit einem unglaublich großen Sehfeld, das ich zwar noch nie nachgemessen habe, das aber irgendwo knapp über 210 m liegen muß. Das Fernglas wiegt 1720 g, und dies sowie die gedrungene Gehäuseform verrät riesige Porroprismen. Die Liebhaber des porrotypischen Raumeindrucks wären von der großen Stereobasis von 166 mm (bei Einstellung auf meine Augenweite von 67 mm) und dem sich dabei ergebenden plastischen Bild begeistert. Die Okulare, die bei so großem Sehfeld einen riesigen scheinbaren Sehwinkel bewältigen müssen (er ist noch ein ganz klein wenig größer als bei meinem Nikon 10x35 E II, das laut Hersteller 70° bietet), sind entsprechend voluminös und lassen bei einem Durchmesser von 56,4 mm an der dicksten Stelle nur Platz für dünne Nasen. Müßte ein solches Fernglas auch noch randscharf abbilden, wäre der optische Aufwand noch viel größer und der Nasenfreiraum vielleicht schon problematisch, das Gewicht über 2 kg und der Preis astronomisch (das SARD 6x42 wird je nach Zustand ab ca. 2000 Euro gehandelt, obwohl nur mäßig gut einschichtvergütet und mit deutlichem Gelbgrün-Farbstich). Bei 50 mm Öffnung wären Volumen, Gewicht und Preis noch mal beträchtlich größer bzw. höher.
Walter E. Schön