Ich darf mich einmal mit unseren Erfahrungen einmischen.
Wir haben umfangreiche Tests angestellt, mit welchen Austrittpupillen und Sehfeldern unsere Kunden zurechtkommen.
dazu haben wir anläßlich der letzten Zeissveranstaltung im Herbst 2006 zwei Diascope 85 mit verschieden hohen Vergrößerungen an den Rhein gestellt und Interessenten durchsehen lassen.
Es gab genug Ziele, angefangen von der anderen Rheinseite bis zum Posttower (ca. 1,5 Km) und dem Hotel Petersberg ( > 5 Km)
Es standen 2 Diascope 85 mit Astroadaptern und Okulare mit folgenden Daten zur Verfügung.
Zeiss 40fach
Zeiss 20-60fach Vario
Vixen LVW 8mm/65°/62x
Vixen LV 7mm/50°/71x
Pentax XW 7mm/70°/71x
Vixen LV 6mm/50°/83x
Vixen LVW 5mm/65°/100x
Der Posttower bietet eine ganze Reihe unterschiedlich feiner Strukturen, die am späten Nachmittag in unsere Richtung angeleuchtet wurden. Bei mittlerer Luftunruhe favorisierten die meisten Besucher (unerfahrene Neulinge und Spektivbesitzer) die 7mm Okulare, höhere Vergrößerungen wurden als kontrastarm und anstrengend beschrieben.
Bei Gelegenheit habe ich dann diesen Test noch einmal mit einem astronomischen Teleskop Vixen 115 ED mit Zenitspiegel wiederholt.
Es scheint so zu sein, dass die meisten Beobachter tagsüber Austrittspupillen unter 1,25 mm als problematisch empfinden, wohlgemerkt bei einwandfreiem Wetter und heller Beleuchtung.
Wenn Sie überwiegende Zustimmung erwarten, dann sollte die AP nicht unter 1,3-1,4 mm sinken, also auf die Werte, die von den heutigen Spektiven mit den 20-60fach Okularen erreicht werden.
Ein größeres Spektiv müßte sich an diesen Anforderungen orientieren, von Ausnahmen wie der Himmelsbeobachtung einmal abgesehen.
Dann müßte ein Spektiv mit 75facher Vergrößerung etwa 100 mm Öffnung haben. ich glaube kaum, dass ein solches Spektiv unter 2100 Gramm Gewicht angeboten werden kann, denn allzu exotische Materialien verbietet der Preis.
Aus dieser Sicht wird der geländegehende Natur-/Vogelbeobachter mit solchen Spektiven nicht bzw. kaum erreicht werden können.
Aber auch wenn man näher zum Beobachtungsort fahren kann, wird das proportional kleiner werdende Sehfeld die Einsatzmöglichkeiten limitieren.
Ich würde als Hersteller ein solches Spektiv trotzdem bauen, weil es Interessenten gibt, die diese hohen Vergrößerungen quasi stationär einsetzen können ( die berühmte Hütte auf den Balearen mit Meerblick ) bzw. denen man bei reduzierter Vergrößerung mit zunehmender AP mehr Möglichkeiten bieten kann, auch bei reduziertem Licht zu beobachten.
Dazu wäre, im Gegensatz zu unserem kleinen Testspielchen zur Kundenbelustigung, ein Variookular notwendig, das den höheren Bereich abdecken könnte. Ein solches Vario mit der Vergrößerungsspreizung um 1:2 könnte recht weitwinklig ausfallen.
Werner Jülich